Brigitte Franzen leitet Hochschule für Gestaltung Offenbach Von der Senckenberg-Chefin zur HfG-Präsidentin
Ab 1. Oktober ist Brigitte Franzen neue Präsidentin der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Offenbach. Zuvor hatte sie als Direktorin frischen Wind in das Naturmuseum Senckenberg gebracht, jetzt will sie den Hochschul-Neubau vorantreiben.
"Es gibt keine schönere Herausforderung in der heutigen Zeit, als dafür zu sorgen, dass die nachfolgenden Generationen gute Bedingungen haben," findet Brigitte Franzen. Ganz besonders, wenn es sich um Bildung im Kunst- und Kulturbereich handele.
Mit dieser Einstellung hat sie offenbar den Senat der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Offenbach überzeugt. Er wählte die 1966 geborene Kulturhistorikerin im Juni zur neuen Präsidentin - dem Vernehmen nach einstimmig. Am 1. Oktober tritt sie das Amt nun offiziell an.
Bauen wird wichtiger Aufgabenschwerpunkt
Hochschul-Leitungserfahrung bringt Brigitte Franzen nicht mit, dafür scheint die Verantwortlichen ihre Architektur-Kompetenz beeindruckt zu haben. Das Fach lehrte sie bereits an der Hochschule in Graz.
Tatsächlich wird das Thema Bauen zu einer der wichtigsten Aufgaben von Franzen im neuen Amt gehören, das sie von Bernd Kracke übernimmt, der die Position 18 Jahre lang innehatte.
Neubau im Hafenviertel
Die Hochschule soll im Offenbacher Hafenviertel komplett neu gebaut werden. Im Januar 2023 wurden die Sieger eines Architektenwettbewerbs vorgestellt, aktuell befinde man sich in der Vorplanung für die Genehmigungsplanung. Auch die zugesagten 140 Millionen Euro des Landes für den Neubau stünden nicht infrage.
"Das Konzept steht, und man kennt den Bauplatz", resümmiert Franzen. "Die Architekten sind ausgewählt, und jetzt geht es darum, in die Ausgestaltung zu gehen: Wie sehen die Fußböden aus? Wie geht man mit den Fenstern um? Wieviel Platz ist da für welchen Bereich?"
Noch sei viel Planungs-Freiraum vorhanden, und den wolle sie nun mit ihren kreativen Ideen füllen: "Das wird sehr spannend werden." In Räumen denken – das könne sie, versichert Franzen. Das müsse man einfach als Ausstellungs-Macherin.
Erfahrung als Ausstellungsmacherin
Schon über 100 Ausstellungen hat sie in ihrem Berufsleben kuratiert. Als Direktorin des Frankfurter Senckenbergmuseums waren es 19 Ausstellungen, die in knapp vier Jahren unter ihrer Leitung entstanden.
Auch in der Senckenberg-Dauerausstellung legte Franzen Hand an: Für die Besucher spannte sie einen Bogen von den alten, ausgestopften Tieren bis zu neuesten Museumstrends wie einem Mitmach-Forscherlabor und digitalen Besucher-Apps. Auch die Kunst hielt Einzug ins Forschungsmuseum.
Nun, an der Offenbacher Hochschule, sollen die Räume anders gefüllt werden. So, dass sich Studierende und Lehrende wohl fühlen. Dass sie bestmöglich lehren und lernen, und das so interdisziplinär wie möglich, sagt Franzen.
Kooperationen bei Höchster Porzellanmanufaktur
Auch die Nutzung der Höchster Porzellanmanufaktur soll noch einmal neu durchdacht werden. 2023 übernahm das Land Hessen die Manufaktur nach deren Insolvenz und übergab sie an die HfG, die ja ebenfalls unter der Trägerschaft des Landes Hessen steht.
"Arbeiten mit Ton, Keramik und Porzellan, das ist in den letzten Jahren in der Bildenden Kunst und im Design sehr wichtig geworden", sagt Brigitte Franzen. "Außerdem hat das eine interkulturelle Komponente. Da möchte ich meine Fühler ausstrecken und fragen, mit welchen Hochschulen wir uns in dem Bereich vielleicht zusammentun können."
Zuversicht bei der Finanzierung
Wo es in naher Zukunft knirschen könnte, sind die Finanzen. Das Land Hessen will sparen, auch an den Hochschulen. Geld besorgen, auch das zählt zu den Aufgaben der neuen HfG-Präsidentin. Doch auch dieser Aufgabe sehe sie zuversichtlich entgegen, sagt sie. Schließlich habe sie gute Argumente parat, die bestätigten, wie wichtig die Hochschule nicht nur für Offenbach, sondern für ganz Hessen sei.
"Die Kulturwirtschaft ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in Deutschland, auf Platz zwei hinter der Autoindustrie. Und das heißt, dass so eine Hochschule eine wirklich wichtige Schnittstelle ist und eine wichtige Ausbildungsstelle", sagt die neue Präsidentin.