Aktbilder, Stars und Soldaten in Wetzlar Bryan Adams eröffnet Foto-Ausstellung voller Gegensätze
Er ist nicht nur ein Rockstar, sondern auch ein hervorragender Fotograf: In Wetzlar hat eine Ausstellung mit Bildern von Bryan Adams eröffnet. Es ist eine Schau voller Gegensätze.
"Keine Fotos bitte", hieß es am Dienstagabend auf einem knappen Dutzend Schildern im Ernst Leitz Museum in Wetzlar. Das Haus hatte zur Eröffnung der Ausstellung "Exposed" mit Fotografien des kanadischen Rockstars Bryan Adams geladen.
Der 64-Jährige war zur Eröffnung angereist - mochte aber keine Interviews geben und auch nicht selbst für Fotos posieren.
Aus Spaß mit Selbstporträts angefangen
Einige Fragen zu seiner Arbeit als Fotograf beantwortete Adams vor mehreren hundert geladenen Gästen aber doch - in einem kurzen Gespräch mit der Kuratorin Karin Rehn-Kaufmann.
Er habe aus Spaß zunächst mit Selbstporträts angefangen, erzählte Adams auf die Frage, was sein Interesse an der Fotografie geweckt habe. Ein Freund habe ihm geholfen, Fotodrucke zu erstellen und jedes Mal, wenn er einen Druck in der Hand gehalten habe, habe es sich wie Weihnachten angefühlt. Das habe seinen Enthusiasmus immer weiter befeuert.
Wie in der Musik liebe er es, etwas aus nichts zu erschaffen, erzählte Adams. Musik und auch Fotografie seien letztendlich Teamwork. Er sei so etwas wie der Regisseur eines Films, der zusammen mit Stylisten oder Assistenten Kunst schaffe.
Schau voller Gegensätze
Seine Ausstellung in Wetzlar zeigt vier Serien mit 86 großformatigen Porträt- und Aktfotos der vergangenen 15 Jahre. Es ist eine Schau voller teils schwer auszuhaltender Gegensätze.
Am Eingang etwa grüßt die Queen auf einem Stuhl sitzend und freundlich lächelnd von einem großformatigen Schwarz-Weiß-Bild. Ein Stück weiter lacht der Sänger Mick Jagger in die Kamera. Wieder ein Stück weiter hängt ein Oben-Ohne-Porträt der Sängerin Pink neben kunstvoll arrangierten Aktfotos.
Gesichter erzählen Lebensgeschichten
Dann aber erreichen die Besuchenden eine Wand voller berührender Porträts von Obdachlosen. Zu sehen sind nur die Gesichter und die Oberkörper. Die Gesichter - teils nachdenklich, teils ausgelaugt, teils aber auch lachend - genügen, um sich vorzustellen, was diese Menschen in ihrem Leben durchmachen mussten.
Am Ende der Ausstellung steht die Serie "Wounded: The Legacy of War" aus dem Jahr 2011. Eltern sollten die Triggerwarnung, die das Museum dazu ausgegeben hat, unbedingt ernst nehmen. Denn Adams zeigt hier auf schonungslose und berührende Weise, welche Folgen Krieg für das Individuum hat.
Fehlende Gliedmaßen, schwere Verbrennungen
Zu sehen sind schwer versehrte Soldaten in Schwarzweiß auf weißem Hintergrund. Einigen fehlen Gliedmaßen, andere haben schwere Verbrennungen, wieder andere sind durch Narben entstellt.
Es sind britische Soldaten, die in Irak oder Afghanistan Dienst getan hatten und dort verwundet wurden. Adams schafft mit seinen Fotos das Kunststück, die Soldaten und ihre Verletzungen niemals vorzuführen, sondern ihnen ihre Würde zurückzugeben.
Protest gegen aktuelle Kriege
Die Bilder seien seine Art, auch gegen die aktuellen Kriege zu protestieren, sagte Adams im Gespräch mit Kuratorin Reh-Kaufmann. Er verstehe und akzeptiere den Krieg in der Ukraine nicht, ebenso wenig den Krieg in Gaza: "Ich verstehe nicht, warum wir sie nicht beilegen können, warum wir nicht einmal darüber reden können."
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 26.06.2024, 19.30 Uhr
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