Ehrengast stellt Programm vor Slowenien setzt bei Buchmesse auf Poesie und Nachhaltigkeit
Vier Monate vor der Frankfurter Buchmesse hat Ehrengast Slowenien einen Einblick in das Programm gegeben. Das setzt auf Lyrik, Nachhaltigkeit - und Bienen.
Offenbar kann es Slowenien kaum noch abwarten, bis die Frankfurter Buchmesse startet. Das zeigte sich gleich zu Beginn der Pressekonferenz des Ehrengastlandes am Donnerstag: Katja Stergar, Direktorin der Slowenischen Buchagentur, hatte gerade erzählt, dass im Oktober rund 70 slowenische Autorinnen und Autoren nach Frankfurt kommen werden, da klingelte ihr Handy.
"Das ist die Presse in Slowenien", sagte sie entschuldigend. "Die wollen wissen, ob wir schon fertig sind." Erst dann dürfte dort nämlich berichtet werden über das, was der Ehrengast in Frankfurt zeigen wolle.
Slowenien als Land der vielen Einflüsse
Unter dem Motto "Honeycomb of Words - Waben der Worte" will das Land vom 18. bis zum 22. Oktober seine Literatur- und Kulturszene in Frankfurt präsentieren. Slowenien sei ein privilegiertes Land, sagte Miha Kovač, der Teil des dreiköpfigen Kuratorenteams ist, am Donnerstag.
Wegen seiner Lage in der Mitte von Europa seien die slowenische Sprache und Kultur geprägt von deutschen, romanischen und slawischen Einflüssen. "Man findet ganz Europa in diesem kleinen Stück Land", betonte Kovač.
Darauf spiele auch das Motto der Messe an: Slowenen seien wie Bienen, die Einflüsse aus ganz Europa einsammeln und sie zu ihrem eigenen Honig verarbeiten.
Nachhaltigkeit im Fokus
Apropos Bienen: Nachhaltigkeit ist eines der Leitmotive des Ehrengasts auf der Frankfurter Buchmesse. Der traditionelle Gastlandpavillon auf dem Messegelände soll komplett aus recyceltem oder wiederverwendbarem Material gebaut werden.
Nachhaltigkeit spiele auch bei der Auswahl der Literatur eine Rolle, sagte Kuratorin Amalija Maček. Die Qualität der Bücher und ihrer Übersetzungen sei wichtiger als die Quantität.
Man wolle im Rahmen des Gastauftrittes die Nachbarschaft zu Deutschland und dem deutschsprachigen Raum betonen. Slowenien und Deutschland pflegten enge Beziehungen; Autorinnen wie Maja Haderlap und Ana Marwan bewegten sich in ihrer Literatur in beiden Sprachwelten. "Wir sind hier keine Fremden", so Maček.
Vielfältiges Programm auch abseits der Messe
Das soll auch über die Messewoche und das Messegelände hinaus vermittelt werden. Bereits in den kommenden Monaten würden bundesweit rund 30 Kulturinstitutionen slowenische Literatur, Kunst und Kultur nach Deutschland bringen, so Projektleiterin Stergar.
In Frankfurt stellt etwa das Struwwelpeter-Museum slowenische Märchenillustrationen aus. Das Deutsche Filmmuseum widmet dem slowenischen Film eine Retrospektive und das Romantik-Museum befasst sich mit einem der bedeutendsten slowenischen Dichter, France Prešeren.
Lyrikautomaten verbreiten slowenische Gedichte
Slowenien habe die "dichteste Dichte an Dichtung in Europa", hieß es bei der Programmvorstellung. Ein inhaltlicher Schwerpunkt soll deswegen auf Lyrik liegen.
Schon seit zwei Jahren verbreiteten sogenannte Lyrikautomaten deswegen slowenische Gedichte in Deutschland, etwa in Leipzig, München und Marbach, sagte Kurator Matthias Göritz. Für den Gastlandauftritt werde es auch drei dieser "Poesiautomaten" in Frankfurt geben.
Laut den Kuratoren ist zudem ein Konzert der wohl bekanntesten slowenischen Band Laibach geplant - und sogar der aus Ljubljana stammende Uefa-Präsident Aleksander Čeferin werde zur Buchmesse kommen.
Sendung: hr3, 15.06.2023, 15 Uhr
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