Bekanntgabe auf Buchmesse "Aura" ist Jugendwort des Jahres 2024
Früher esoterisch, heute cool: Das Jugendwort "Aura" hat sich gegen seinen deutlich bekannteren Kontrahenten "Talahon" durchgesetzt. Das zweitplatzierte Wort ist nicht unumstritten – die Jury hat derzeit aber keine Bedenken wegen einer "negativen Konnotation".
"Aura" ist auf der Frankfurter Buchmesse zum neuen Jugendwort des Jahres gekürt worden. Das umgangssprachliche Wort setzte sich in einer Online-Abstimmung unter den verbliebenen Top-3-Wörtern durch, wie der Langenscheidt Verlag am Samstag mitteilte.
"Talahon" schaffte es auf den zweiten, "Schere" auf den dritten Platz. Seit 2008 wählt der Verlag das Jugendwort des Jahres.
Seit 2020 entscheiden Jugendliche in Deutschland zwischen elf und 20 Jahren über den Gewinner. Sie dürfen zudem eigene Vorschläge einreichen. In den Vorjahren war das Jugendwort von einer Jury ausgewählt worden.
Aura meint Ausstrahlung oder Eindruck
Das neue Jugendwort "Aura" ziele ab auf die Ausstrahlung einer Person oder den Eindruck, den diese auf andere macht, erklärte der Verlag.
Das Wort werde meist scherzhaft verwendet. Zum Beispiel so: "Ich dachte, es gibt keine Stufe mehr und bin gestolpert – minus 50 Aura!"
Laut Verlag ist das Wort "Aura" eher aus einem esoterischen Kontext bekannt. 2020 erwähnte die US-amerikanischen Zeitung The New York Times das Wort demnach in einem neuen Kontext.
"Geflügeltes Wort im Sport"
In einem Artikel hieß es "Solutions Are Expensive. An Aura Is Priceless" – eine Anlehnung an einen in den USA bekannten Werbeslogan über den niederländischen Fußballer Virgil Van Dijk.
"Aura" habe sich danach zu einem "geflügelten Wort im Sport" entwickelt. "Wir erleben erneut, wie lebendig Jugendsprache ist", sagte Nikolas Hoenig vom Langenscheidt Verlag. "Vielfältige Einflüsse, Nutzungssituationen und Deutungen regen zur Diskussion an."
"Talahon" wurde kontrovers diskutiert
Das Jugendwort "Talahon", das es auf Platz zwei geschafft hat, war zuvor in den Medien kontrovers diskutiert worden. Es meint junge Männer mit meist arabischem Migrationshintergrund und stereotypischer Optik. Als typisch gilt zum Beispiel eine gefälschte Gucci-Tasche.
Die einen argumentieren, "Talahon" sei eine Selbstbezeichnung, die anderen gehen von einer Beleidigung aus. Langenscheidt gab an, die Debatte auf Social Media im Vorfeld genau verfolgt und geprüft zu haben.
Da sich auch die angesprochene Gruppe selbst "scherzhaft ohne diskriminierende Bedeutung" gegenseitig so bezeichne, liege zum Zeitpunkt der Auswertung "keine eindeutig negative Konnotation vor", hieß es zur Begründung. Ursprünglich kommt der Begriff aus dem Arabischen und heißt "Komm her".
"Aura" löst "goofy" ab
Das drittplatzierte Wort "Schere" hat seinen Ursprung in der Videospiel-Szene: Es drücke ein Schuldeingeständnis oder ein Bekenntnis aus, erläuterte Langenscheidt. Unter Jugendlichen wird es zum Beispiel so gebraucht: "Gestern Fortnite gespielt, aber musste die Schere heben."
Zum zweiten Mal wurde das Jugendwort des Jahres auf der Frankfurter Buchmesse bekannt gegeben, alle interessierten Besucher und Besucherinnen konnten am Samstagvormittag bei der Verkündung dabei sein.
Im Vorjahr hatte das Wort "goofy" den Titel beim Publikumsvoting unter Jugendlichen abgeräumt. Es bezeichnet in Anlehnung an die Walt-Disney-Comicfigur eine tollpatschige, alberne Person oder Verhaltensweise.