Auszeichnung in Frankfurt Martina Hefter gewinnt Deutschen Buchpreis 2024

Die Jury des Deutschen Buchpreises hat entschieden: Die Gewinnerin heißt Martina Hefter. Überzeugt hat sie mit "Hey guten Morgen, wie geht es dir?" - einem Roman über modernen Heiratsschwindel.

Frau lacht, hinter ihr steht ein Schild mit der Aufschrift "Deutscher Buchpreis"
Martina Hefter Bild © picture-alliance/dpa

Sie hatte es zunächst auf die Long- und dann auf die Shortlist geschafft: Für ihren Roman "Hey guten Morgen, wie geht es dir?" wurde Martina Hefter am Montagabend mit dem Deutschen Buchpreis 2024 ausgezeichnet. Es ist ein hochaktueller Roman: Er thematisiert Freundschaft, Beziehungen und menschliche Sehnsüchte in Zeiten des Internets.

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Martina Hefter gewinnt Deutschen Buchpreis

Martina Hefter beim Interview
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"Auf faszinierende Weise verbindet der Roman zermürbenden Alltag mit mythologischen Figuren und kosmischen Dimensionen, er navigiert zwischen Melancholie und Euphorie, reflektiert über Vertrauen und Täuschung", urteilte die Jury.

Hefter wurde in Pfronten im Allgäu geboren. Sie ist eine vielseitige, mehrfach ausgezeichnete Künstlerin. Die 59-Jährige schreibt nicht nur Romane oder Lyrik, sie ist auch Tänzerin und Performancekünstlerin. Dabei vereint sie beides, Sprache und Tanz.

"Wir müssen wachsam sein"

Sie habe sich einen Gewinn nicht vorstellen, kaum eine Dankesrede ausdenken können, sagte Hefter. "Es ist eigentlich größenwahnsinnig", scherzte sie weiter. Für sie sei der Preis ein Publikumspreis, denn sie erinnere sich gerne an viele Gespräche auf ihren Lesungen.

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Autorin Martina Hefter (links) erhält den Buchpreis 2024 - Karin Schmidt-Friderichs überreicht als Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels die Urkunde
Buchpreis-Vergabe in Frankfurt Bild © picture-alliance/dpa
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Es seien unter anderem Gespräche mit Menschen gewesen, die nach dem Willen einer bestimmten Partei eigentlich nicht hier sein sollen, sagte Hefter weiter, ohne die AfD beim Namen zu nennen. Es gehe um Menschen, die eventuell von woanders kämen, sich vielleicht keinem Geschlecht zugehörig fühlten. "Wir müssen wachsam sein, dürfen laut sein und müssen einschreiten", betonte die Preisträgerin.

Ein Roman aus der Welt des Love Scammings

Wie Hefter ist auch die Hauptfigur Juno in "Hey, guten Morgen, wie geht's dir" Tänzerin. Tagsüber pflegt die Mittfünfzigerin ihren schwerkranken Mann Jupiter - noch ein autobiografisches Element, denn Martina Hefters Ehemann, der Autor Jan Kuhlbrodt, leidet ebenfalls an einer schweren Krankheit.

Juno kann nachts nicht schlafen und stolpert über Instagramnachrichten von fremden Männern. Sie lässt sich bewusst auf so genannte Love Scammer ein, also moderne Internet-Heiratsschwindler. Doch auch sie versteckt ihre wahre Identität: Sie betrügt die Betrüger, belügt die Lügner. Irgendwann lässt sie die Männer auflaufen, sagt ihnen, dass sie ihre Masche durchschaut hat. Alle brechen den Kontakt ab - alle bis auf einen: Benu aus Nigeria. Mit ihm entstehen dann scheinbar doch Momente wahrer Nähe.

20. Preisverleihung gewürdigt

In ihren Grußworten würdigten Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) und Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, das 20. Jubiläum des Preises: Die deutsche Literatur werde durch den Preis gestärkt, die jährlich wechselnde Jury habe sich bewährt und schon die Longlist liefere in jedem Jahr aufs Neue Leseempfehlungen für den Bücherherbst.

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Die Titel der Shortlist

Neben Martina Hefter hatten es Maren Kames mit "Hasenprosa", Clemens Meyer mit "Die Projektoren", Ronya Othmann mit "Vierundsiebzig", Markus Thielemann mit "Von Norden rollt ein Donner" und Iris Wolff mit "Lichtungen" auf die Shortlist geschafft.

Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche und wird seit 2005 verliehen. Der Preis ist mit insgesamt 37.500 Euro dotiert: Der Sieger oder die Siegerin erhält 25.000 Euro, die übrigen Autoren der Shortlist jeweils 2.500 Euro. Preisträger des vergangenen Jahres war Tonio Schachinger mit "Echtzeitalter".

Die Jury

Eine jährlich wechselnde Jury aus sieben Literaturexperten und -expertinnen bestimmt dabei, welches Buch zum besten deutschsprachigen Roman des Jahres gekürt wird. Die Akademie Deutscher Buchpreis hatte im Februar sieben Literaturexpertinnen und -experten für diese Aufgabe ausgewählt.

In der diesjährigen Jury saßen Gerrit Bartels (Zeitung "Tagesspiegel"), Magdalena Birkmann (freie Literaturvermittlerin und Buchhändlerin), Natascha Freundel (rbb), Torsten Hoffmann (Universität Stuttgart), Marianna Lieder (freie Kritikerin), Regina Moths (Münchener Buchhandlung Literatur Moths) und Klaus Nüchtern (österreichische Wochenzeitung "Falter").

Die sieben Mitglieder der Buchpreis-Jury 2024 stehen hintereinander aufgereiht auf einer Treppe in einer hellen Eingangshalle.
Die Buchpreis-Jury von links nach rechts: Gerrit Bartels, Klaus Nüchtern, Regina Moths, Natascha Freundel, Torsten Hoffmann, Magda Birkmann, Marianna Lieder Bild © Christof Jakob

Redaktion: Sonja Fouraté

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de