Ticker Frankfurter Buchmesse 2024 Ciao, Francoforte! Das war die Frankfurter Buchmesse
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Jungautorin Luna Helmer aus Osthessen gibt Signierstunde
Die 22 Jahre alte Luna Helmer aus Großenlüder (Fulda) macht eine Ausbildung zur Buchhändlerin. Ihr eigentliches Ziel aber ist ein anderes: Sie will als Autorin durchstarten. Die ersten Schritte dafür hat sie schon gemacht, ganz unabhängig von klassischen Verlagen.
Im sogenannten Selfpublishing hat sie bereits zwei Fantasy-Bücher als E-Book und Printausgabe veröffentlicht. Vom ersten Band ihrer Reihe "Of Blood and Poison" hat sie immerhin schon 200 Exemplare verkauft. Am Freitag ist sie auf der Buchmesse vertreten und signiert Bücher am Stand von "Books on demand". Wie es dazu kam, hat sie hr-Reporter Daniel Käthner erzählt.
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Scurati schreibt Mussolini-Bücher für das "nationale Bewusstsein"
Weil er der Überzeugung ist, dass Italien seine faschistische Vergangenheit nicht verarbeitet hat, hat Antonio Scurati die Buchreihe "M" über den Aufstieg des italienischen Diktators Benito Mussolini geschrieben. Das sagte der italienische Schriftsteller in einem Interview auf der Literaturbühne von ARD, ZDF und 3sat. Er habe sein erstes Buch mit der Absicht verfasst, das "nationale Bewusstsein" an die faschistische Zeit und die Barbarei unter Mussolini in Italien wachzuhalten.
"Das geschichtliche Gedächtnis hat angefangen, schwächer zu werden", mahnte er am Donnerstag. Die aktuelle Zeit sei von einer "Vetrauenskrise in die Demokratie und in die Welt" geprägt. Politiker setzten eher auf Angst als auf das Prinzip der Hoffnung. Nationale faschistische Wurzeln fingen wieder an, zu wachsen. Der Schriftsteller spielte damit auch auf die Zugewinne der AfD in Deutschland an. Scurati, der auf Einladung seiner Verlage anreiste und nicht als Teil der Ehrengast-Delegation, bedankte sich am Ende bei seinem Publikum für die ihm entgegengebrachte Gastfreundschaft.
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Talk: Bei Illouz und Assmann dreht sich alles um "Wut"
Wut in all ihren Facetten war Thema einer Gesprächsrunde auf der Literaturbühne von ARD, ZDF und 3sat mit der Soziologin Eva Illouz und der Friedenspreisträgerin der Jahres 2018, Aleida Assmann. Moderatorin war Jagoda Marinić. Wut kann durchaus eine gute Emotion sein, die Veränderungen anstößt, sagte Eva Illouz und nannte die französische Revolution als Beispiel.
Derzeit sei wieder überall Wut zu spüren, oft sei sie aber destruktiv: Viele Menschen wollen, dass alles bleibt wie es ist, sagte Aleida Assmann, doch "wir müssen Veränderung gestalten, um sie nicht nur zu erleiden".
Oft sei die Wut eine narzisstische Wut: Menschen wollten konsumieren, es befriedige sie aber nicht mehr, sagte Assmann. Eine Lösung könne unter anderem sein, die Algorithmen der sozialen Medien besser zu regulieren, so dass Wut nicht mehr belohnt werde, ergänzte Illouz.
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Meditieren mit Netflix und Tom Schilling
Verlage werben auf der Buchmesse für Bücher, Netflix für eine Buchverfilmung: Der Streaminganbieter ist zum ersten Mal in Frankfurt vertreten und hat einen nicht ganz klassischen Stand mitgebracht. Wer hier hinein will, bekommt zunächst Schuhüberzieher. Dann geht es durch weiß-transparente Vorhänge in eine Art Meditationsraum, in dem Videos mit Achtsamkeitsübungen laufen. Krimifans ahnen: Netflix hat den Bestseller "Achtsam morden" von Karsten Dusse verfilmt, Tom Schilling spielt die Hauptrolle.
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Top-Thema
Bildergalerie: Impressionen von der Buchmesse Frankfurt
Es ist zwar erst der zweite Tag auf der Frankfurter Buchmesse und noch immer dürfen nur Fachbesucher in die Hallen. Aber trotzdem gibt es schon viel zu sehen und wir sammeln Eindrücke für Sie ein.
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Kreml-Kritiker Glukhovsky: Müssen Putin Geldzufuhr kappen
Der russische Schriftsteller und Kreml-Kritiker Dmitry Glukhovsky hat auf der Bühne der "30-Minuten-WG" auf der Frankfurter Buchmesse ein Ende des Kriegs in der Ukraine gefordert. Erst eine Niederlage werde Russland von seinem "imperialistischen Minderwertigkeitskomplex" heilen, sagte er im Gespräch mit Journalist Günter Keil. Ein Mittel könne sein, Putins Regime die Geldzufuhr zu kappen. Denn der Krieg koste – abgesehen vom menschlichen Preis – einen riesigen finanziellen Betrag. "Russland kann das nicht ewig so fortführen", so Glukhovsky.
Der im Exil lebende Autor wurde in Russland in seiner Abwesenheit zu acht Jahren Straflager verurteilt und zum "ausländischen Agenten" erklärt. Nach eigener Aussage pflegt er immer noch Kontakt in seine Heimat, nicht nur zu Oppositionellen. Auf der Frankfurter Buchmesse fühle er sich relativ sicher, sagte er am Donnerstag.
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Yuval Noah Harari: "Wahrheit kann schmerzhaft sein"
Warum sind wir Menschen so wenig weise, und das trotz des Wissens und der vielen Informationen, die uns heutzutage zur Verfügung stehen? Diese Frage stellt sich der israelische Historiker Yuval Noah Harari in seinem neuen Buch "Nexus". Auf der gemeinsamen Literaturbühne von ARD, ZDF und 3sat erklärte Harari am Donnerstag, dass Information nicht mit Wahrheit gleichzusetzen sei. Weltweit bekannt wurde er mit dem Sachbuch "Sapiens. Eine kurze Geschichte der Menschheit".
Um die Wahrheit zu ergründen, brauche es sehr viel Zeit, Forschung und Geld. Lügen wiederum seien billig. "Man schreibt einfach das auf, was einem in den Sinn kommt", sagte Harari. Die Wahrheit könne dagegen schmerzhaft und unattraktiv sein. Es sei deswegen ein naiver Irrglaube, dass mehr Information automatisch zu mehr Wahrheit, Freiheit, Demokratie und Frieden führe.
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Ehrengast-Land Philippinen für 2025 stellt sich vor
Unter dem Motto "Fantasie beseelt die Luft" präsentieren sich die Philippinen als ein kulturell diverses Gastland für die kommende Buchmesse 2025. Auf der Pressekonferenz am Donnerstagvormittag im "Frankfurt Pavilion" gab das kuratorische Team einen ersten Vorgeschmack. Dabei stellte es die Diversität der Philippinen in den Vordergrund: Mit 7.641 Inseln und 183 Sprachen, Einflüssen aus der indigenen, europäischen und US-amerikanischen Kultur bringt der Inselstaat ein reiches kulturelles Spektrum mit.
"Für viele von uns in Europa ist die philippinische Literatur bisher jedoch noch unbekanntes Terrain", sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. Deswegen sei er besonders gespannt darauf, das Gastland kommendes Jahr in Frankfurt zu erleben. Schon dieses Jahr zeigt sich das Land motiviert: Mehr als 70 Verlage, Autoren und Kreative sind auf verschiedenen Bühnen zu erleben. Am philippinischen Stand bieten 700 Titel Einblicke in die Literatur des kommenden Ehrengasts.
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Tag zwei für das Fachpublikum hat begonnen
Der zweite Tag der 76. Frankfurter Buchmesse hat begonnen - auch am Donnerstag zunächst nur für Fachbesucherinnen und Fachbesucher. Mehr als 1.000 Autoren und Sprecher bei 650 Veranstaltungen auf 15 Bühnen stehen auf der Agenda; mehr als 4.000 Aussteller präsentieren ihre Neuerscheinungen. Am Freitag ab 14 Uhr dürfen alle Bücherfans die Messe besuchen.
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Deutscher Verlagspreis für rund 80 Verlage
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat auf der Frankfurter Buchmesse 84 unabhängige Verlage mit dem Deutschen Verlagspreis 2024 ausgezeichnet. Die drei mit jeweils 50.000 Euro dotierten Spitzenpreise gingen am Mittwochabend an den Akono Verlag aus Leipzig, Mixtvision aus München und parasitenpresse aus Köln.
Weitere 80 Verlage wurden mit einem Gütesiegel ausgezeichnet, das jeweils mit 18.000 Euro dotiert ist. In diesem Jahr verlieh die Kulturstaatsministerin zudem erstmals den Nachhaltigkeitspreis für eine ökologisch verantwortungsbewusste Verlagsarbeit. Die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung erhielt der Verlag kunstanstifter mit Sitz in Mannheim.
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Regierungskritische Autoren aus Italien auf der Bühne
Mit einem offenen Brief hatten sich italienische Autoren im Vorfeld der Buchmesse gegen den offiziellen Auftritt Italiens als Ehrengast gewandt. Gekommen sind sie trotzdem: Um ein "Gegenprogramm" zu bieten und Stimmen eine Bühne zu geben, die von der ultrarechten italienischen Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (Partei Fratelli d'Italia) lieber nicht gehört werden wollen.
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8.000 Quadratmeter für Trend-Genre "New Adult"
In Halle 1.2 macht die Frankfurter Buchmesse dieses Jahr 8.000 Quadratmeter Platz für das Trend-Genre "New Adult". Es ist das erste Mal, dass die Fans von Fantasy und Romance eine eigene Halle bekommen. Dadurch sollen Besucher-Anstürme wie letztes Jahr zum Beispiel in Halle 3.0 verhindert werden. Aber auch queere Verlage und die Themen Selfpublishing und Schreiben finden in der Halle Platz.
"New Adult" sind fantasievolle und romantische Geschichten für junge Erwachsene. Die Figuren sind meist zwischen 18 und 30 Jahre alt.
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Mendel und Cheema im Gespräch über die Folgen des 7. Oktobers
Bei einer Gesprächsrunde im Frankfurt Pavillon auf der Buchmesse zum Thema "Ein Jahr nach dem 7. Oktober - Versuch einer Bestansaufnahme" hat die deutsch-muslimische Publizistin Saba-Nur Cheema betont, die Gräben in der deutschen Gesellschaft seien seit Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 "noch viel tiefer" geworden. Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Meron Mendel, dem Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, setzte sie sich in dem moderierten Gespräch mit dem Folgen des Angriffs auseinander.
Der Israelhass innerhalb der muslimischen Community sei ein großes Problem, sagte Cheema. Gleichzeitig blieben aber auch viele andere Ansichten der Community unerwähnt. "Die Relativierung für das, was die Hamas getan hat, ist eine Entwicklung, die mich besorgt." Mendel kritisierte, dass sich der Diskurs hauptsächlich zwischen zwei Lagern bewege. Mendel und Cheema plädierten beide für mehr differenzierte Positionen im öffentlichen Diskurs und mehr Kritikfähigkeit von allen Beteiligten.
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Hendrik Streeck: Politik braucht mehr wissenschaftliche Beratung
Corona als Vorbild: Für Virologe Hendrick Streeck ist die Pandemie ein Beispiel dafür, dass die Politik eine bessere wissenschaftliche Beratung und koordinierte Forschung braucht. Im Gespräch mit Moderator Gert Scobel auf der gemeinsamen Literaturbühne von ARD, ZDF und 3sat sprach er sich dafür aus, dass dabei mehrere Felder gleichzeitig gehört werden. "Während der Pandemie hatten wir zu früh eine monothematische Sicht auf das Virus."
Streeck war während der Corona-Pandemie Teil des Expertenrats, der die Bundesregierung zu Maßnahmen beriet. Für sein Buch "Nachbeben" hat er sich mit den Folgen der Pandemie und möglichen Lehren befasst. Die damalige Maxime "weniger Kontakte, weniger Infektionen" sei aus virologischer Sicht zwar richtig gewesen, habe aber viele weitere Fachbereiche ausgeklammert, so der Direkter der Virologie am Universitätsklinikum Bonn. Die Warnung von Kinderärzten und Hygenikern zu Auswirkungen von Schulschließungen auf psychische Folgen bei Kindern sei etwa nicht ausreichend berücksichtigt worden.
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Martina Hefter: "Fühlte mich herausgefordert und provoziert"
Buchpreisgewinnerin Martina Hefter hat in ihrem preisgekrönten Buch "Hey, guten Morgen, wie geht's dir" eigene Erfahrungen verarbeitet. Mit Anfang 50 habe sie in den sozialen Medien immer öfter Anfragen von unbekannten Männern bekommen, berichtete sie im Gespräch mit Cécile Schortmann auf der gemeinsamen Literaturbühne von ARD, ZDF und 3sat.
Das Phänomen des sogenannten Love-Scammings habe sie damals noch nicht gekannt. "Aber ich fühlte mich herausgefordert und provoziert und wollte wissen, was dahinter steckt." Bei ihren Recherchen habe sie festgestellt, dass es bei dieser modernen Form des Heiratsschwindels enorme Fallzahlen gebe. Dahinter steckten oft bittere, tragische Geschichten, bei denen Frauen sich hoch verschuldeten und ihre Existenz verlieren würden, so Hefter.
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Erster Fachbesuchertag – kurze Warteschlangen am Einlass
In diesen Momenten öffnet die 76. Buchmesse ihre Tore – zunächst nur für Fachbesucherinnen und Fachbesucher. Die ersten Besucher und Besucherinnen durften um 9 Uhr aufs Messegelände, bei den Ticketkontrollen staute es sich kurzzeitig. Mehr als 1.000 Autoren und Sprecher bei 650 Veranstaltungen auf 15 Bühnen stehen auf der Agenda; mehr als 4.000 Aussteller präsentieren ihre Neuerscheinungen. Am Freitag ab 14 Uhr dürfen alle Bücherfans die Messe besuchen.
Buchmesse-Chef Juergen Boos hatte bei der Eröffnungsfeier am Dienstagabend erklärt, die Messe wolle ein Ort des demokratischen Austauschs sein. "Es geht nicht darum, wer die Stimme am lautesten erhebt, sondern darum, einander zuzuhören." In der Folge gab es einen kleinen Eklat: Der Frankfurter Stadtverordnete Nico Wehnemann (Die Partei) kritisierte während des Festakts den Auftritt des italienischen Kulturministers Alessandro Giuli und wurde nach eigener Aussage anschließend von den Feierlichkeiten ausgeschlossen.
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Claudia Roth: Kraft des Buches wirkt
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse die Bedeutung von Büchern für Freiheit und Demokratie hervorgehoben. Das Buch als Symbol für das freie, vielfältige und offene Denken sehe sich aber heute wieder bedroht. "In der Ukraine werden Bücher verbrannt von den russischen Aggressoren, die die ukrainische Kultur ausmerzen wollen", erklärte Roth. In Russland, im Iran und in China würden Bücher verboten und Autorinnen und Autoren unterdrückt, verfolgt und eingekerkert.
Aber auch in Europa gebe es bedenkliche Tendenzen. So würden ihr Buchhändlerinnen und Buchhändler oder auch Bibliothekare berichten, "dass ihnen antidemokratische Kräfte vorschreiben wollen, was sie in ihre Schaufenster legen und im Bestand haben sollen. Das dürfen, das werden wir nicht zulassen." Roth betonte, dass die Kraft des Buches auch bei jungen Menschen wirke. Das zeige etwa der Erfolg des Kulturpasses, mit dem bereits über eine Million Bücher gekauft worden seien. Roth kündigte an, dass es den Kulturpass auch 2025 geben werde.
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Minister Alessandro Giuli: Kultur ist universelle Religion
Bei der Eröffnungsfeier zur Frankfurter Buchmesse 2024 am späten Dienstagnachmittag hat der Minister für Kultur der Italienischen Republik, Alessandro Giuli, die Kultur als "unsere universelle, gesellschaftliche Religion" bezeichnet. Diese dürfe man nicht aufhalten. Man lebe in einem Zeitalter, in dem die weite Verbreitung der Medien alle Menschen zwar freier und aktiver, aber nicht klüger gemacht habe. Giuli spannte in seiner Rede einen weiten Bogen und bezog sich auf das Erbe der Antike, des Humanismus und der Renaissance. "Wir Italiener denken schon immer über Grenzen hinaus, ohne die Grenzen des Nationalstaates aufzugeben."
Italien erhoffe sich von der Buchmesse Aufmerksamkeit auch für zeitgenössische italienische Literatur und Kultur allgemein. Dabei gehöre das deutsche Publikum sicherlich zu dem, das mit der italienischen Literatur am besten vertraut sei. Italien ist in diesem Jahr das Gastland der Frankfurter Buchmesse und tritt unter dem Motto "Verwurzelt in der Zukunft" an. Italien war im Jahr 1988 das erste Gastland der Frankfurter Buchmesse.
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Stadtverordneter kritisiert Italiens Kulturminister
Der Auftritt von Italiens Kulturminister Alessandro Giuli hat im Publikum für einen Zwischenruf gesorgt. Der Frankfurter Stadtverordnete Nico Wehnemann (Die Partei) war zu Beginn der Rede des Ministers aufgestanden und hatte den Minister der ultrarechten Regierung unter Giorgia Meloni kritisiert. "Nach den Reden einen Populisten einzuladen", rief Wehnemann in die Menge. Anschließend verließ er den Saal. Wehnemann teilte auf X mit, dass er von der Eröffnungsfeier ausgeschlossen wurde. "Die Buchmesse Frankfurt schmeißt mich von der Eröffnung der Messe, weil ich aufgestanden bin, als jemand von der Meloni Regierung gesprochen hat. Ich hätte die Veranstaltung gestört."
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Rhein betont die Macht des Buches - Saviano als Beispiel
Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) hat in seiner Rede an die Macht des Buches erinnert. Als Beispiel führte er die Werke des italienischen Mafia-Enthüllungsautors Autors Roberto Saviano an. "Sein Buch ist mächtig, denn sonst wäre er nicht in Gefahr", sagte Rhein. Nach Savianos Buch "Gomorrha" über die italienische Mafia lebte der Autor zeitweise unter Polizeischutz. Das Buch als Medium sei mächtig, denn sonst sei die Freiheit des Wortes nicht das, "was als erstes verboten wird, wenn Diktatoren an die Macht kommen", erinnerte Rhein.
Die "freie und vielfältige Kultur" sei in Deutschland seit 75 Jahren in einem Buch verankert - dem Grundgesetz. Auch die Buchmesse leite seit 75 Jahren einen "ganz wertvollen Beitrag" für die Demokratie. In Europa seien liberale Demokratien aktuell unter Druck, auch in Deutschland, sagte Rhein. "Wir müssen auf der Hut sein. Die Geschichte zeigt uns, dass Demokratien nicht mit einem Knall sterben. Demokratien siechen langsam dahin. Das ist viel gefährlicher, weil viele erst dann aufwachen, wenn es schon viel zu spät ist." Gleichgütigkeit sei das "Gift" für die Demokratie.
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Boos bei der Eröffnungsfeier: "Wir werden streiten"
Buchmesse-Chef Juergen Boos hat bei der Eröffnungsfeier die Rolle der Buchmesse adressiert. Die Buchmesse "zeigt all das, was Literatur kann", betonte er. In einer Zeit, in der Konflikte und Kriege die Nachrichten dominierten und die Debatten in Kultur und Politik immer unversönlicher seien, könne Literatur verhelfen, andere Perspektiven einzunehmen.
"Wir werden streiten - hart in der Sache, aber immer in der Sinne des demokratischen Austausches", sagte Boos mit Blick auf die kommenden fünf Messetage. "Es geht nicht darum, wer die Stimme am lautesten erhebt, sondern darum, einander zuzuhören, es geht um Diskussionen und Gespräche, die in den Austausch und in die respektvolle Wahrnehmung der anderen Position führen."
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Eröffnungsfeier ab 17 Uhr im Livestream
Um 17 Uhr beginnt die Eröffnungsfeier der 76. Frankfurter Buchmesse. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), Ministerpräsident Boris Rhein (CDU), Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) und der italienische Kulturminister Alessandro Giuli werden erwartet. Italiens Bestsellerautorin Susanna Tamaro, Physiker Carlo Rovelli und der Philosoph Stefano Zecchi werden als geladene Gäste des Ehrengasts Italien bei der Eröffnungsfeier sprechen. Die Eröffnungsfeier können Sie hier auf dem YouTube-Kanal der Frankfurter Buchmesse im Stream verfolgen - entspannt von zu Hause.
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Video: Der Ehrengast-Pavillon als italienische Piazza
In jedem Jahr darf das Buchmesse-Gastland sich in einem Ehrengast-Pavillon auf dem Messegelände in Frankfurt präsentieren (Forum, Ebene 1). Der beauftragte Architekt des diesjährigen Ehrengasts Italien, Stefano Boeri, hat aus dem Pavillon eine 600 Quadratmeter große Piazza gemacht.
Umgeben von Säulen und Bogengängen können hier die Buchmessen-Besucher wie auf einem öffentlichen Platz in Italien zusammenkommen. Flankiert wird der Platz von mehreren Ausstellungsräumen. Dort gibt es unter anderem interaktive Installationen, Malereien und antike Gefäße zu sehen. Von Mittwoch bis Sonntag finden im Pavillon auch Gespräche und Lesungen mit italienischen Autoren statt.
Vor der Buchmesse war es zwischen einigen italienischen Autoren und Vertretern der italienischen Regierung unter der extrem rechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (Partei "Fratelli d’Italia") zu einem offenen Streit gekommen. Der Regierung wurde in einem offenen Brief vorgeworfen, nicht genehme und regierungskritische Stimmen von dem Ehrengast-Auftritt auf der Buchmesse auszuschließen und sich zunehmend in den Kulturbetrieb einzumischen.
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Aufbau in vollem Gange
In knapp zwei Stunden beginnt die Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse 2024. In den Messehallen wird derweil noch fleißig aufgebaut: Holzkisten und Paletten werden entpackt, Messestände aufgebaut und Bücherregale eingeräumt.
Am Mittwoch öffnet die Buchmesse dann ihre Tore – zunächst für das Fachpublikum, ab Freitagnachmittag für alle Interessierten.
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Top-Thema
Buchmesse betont Bedeutung des Lesens für Demokratie
Die Buchmesse 2024 soll nicht nur der international größte Marktplatz für Bücher sein, sondern auch ein globaler Ort des respektvollen Diskurses. Karin Schmidt-Friederichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, betonte bei der Eröffnungs-Pressekonferenz am Dienstagvormittag die Bedeutung des Lesens. Es sei demokratische Teilhabe. "Nur wer Parteiprogramme lesen kann, kann Demokratie mitgestalten", sagt sie.
Auch Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, bezeichnete die Buchmesse als einen Ort des demokratischen Austauschs. Dieses Jahr werde man Debatten um den Krieg in der Ukraine, den Krieg im Nahen Osten, Künstliche Intelligenz und das weltweite Erstarken von rechten Populismus führen.
Gastrednerin bei der Pressekonferenz war Autorin Elif Shafak. Sie sprach von einem "Zeitalter der existenziellen Angst", das derzeit herrsche. "Literatur kann Menschen wieder zu menschlichen Wesen machen", sagte sie. Autoren können Krieg zwar nicht beenden. "Aber sie können die Flamme des Friedens aufrechterhalten."