Burg Wallrabenstein Hessischer Denkmalschutzpreis für Ehepaar aus Hünstetten

Eine echte Burgruine im Garten – ist das toll, oder kann das weg? Für ein Paar aus Hünstetten ein klarer Fall, die Burg aus dem 14. Jahrhundert wird restauriert. Für diesen Einsatz gab es nun den Hessischen Denkmalschutzpreis.

Burgruine auf einem Steilhang zwischen Häusern, nebendran ein großes Fachwerkhaus
Die Burgruine Wallrabenstein liegt direkt neben dem Fachwerkhaus der Familie. Bild © hr
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Hessischer Denkmalschutzpreis für Ehepaar aus Hünstetten

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Bild © hessenschau.de
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"Ich kenne niemanden, der auch eine Burg hat!" Lauren Liss streicht sich lachend die braunen Haare hinters Ohr. Mit ihrem Mann Dirk steht die 45-Jährige auf einer Wiese vor den Mauern einer meterhohen, sandfarbenen Burgruine, die sich direkt auf ihrem Grundstück neben ihrem renovierten Fachwerkhaus erhebt.

Burgherr und Burgfräulein zu sein – das war kein langgehegter Traum der beiden. "Ich wollte immer in einem Fachwerkhaus wohnen", erzählt Lauren. "Als wir vor zehn Jahren dieses Haus hier gesehen haben und es stand eine Burg im Garten, dachten wir: Wow, was für ein Abenteuer!"

"Wir wollten was mit Charakter!"

Die Burgruine ragt auf einem Steilhang bei Wallrabenstein im Rheingau-Taunus-Kreis auf und ist vom Wörsbachtal-Radweg unten im Tal gut zu sehen. Es sind die verfallenen Überreste der einst wohl stattlichen repräsentativen Burg Wallrabenstein aus dem 14. Jahrhundert. Der 52-jährige Dirk Liss lächelt: "Wir wollten etwas mit Charakter und das haben wir hier gefunden. Wir haben uns einfach verliebt und gesagt: Komm, wir machen das!"

Dirk und Lauren Liss stehen vor Burg und lächeln.
Burgherren zu sein war nie der Traum von Dirk und Lauren Liss. Bild © hr

Vom Besitz des ehemaligen Grafen Walram von Nassau-Idstein – auch Graf Walrabe genannt – sind heute, mehr als 600 Jahre später, nur noch ein großer Teil der Schildmauer und zwei Türme übrig. Der Hauptturm misst immer noch stolze 14 Meter.

Jahrhundertelang immer weiter verfallen

Graf Walram hatte um 1390 den Bau der Burg veranlasst, wohl um sein kleines Reich gen Norden mit einer zweiten Burg neben der in Idstein abzusichern. Er selbst hat die Fertigstellung der Wehrveste im Jahr 1393 nicht mehr erlebt. Sein Sohn Adolf vollendete den Bau, zog aber selbst nie dort ein und verpfändete die Burg. Bis 1550 wurde sie nachweislich bewohnt und im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Seitdem ist sie immer weiter verfallen.

Vogelperspektive von oben auf die Mauern und einen Turm der Burgruine Wallrabenstein
Die Burgmauern aus der Vogelperspektive Bild © hr

Der langsame Verfall der Mauern aus lokalem Schieferbruchstein wurde schon lange vom Hessischen Landesamt für Denkmalpflege mit Sorge beobachtet. Lauren und Dirk Liss sind die siebten bürgerlichen Besitzer der Burg Wallrabenstein – und wollen sie unbedingt retten. "Wir haben es nicht übers Herz gebracht, sie einfach weiter verfallen zu lassen", sagt Burgherr Dirk Liss. Nachdem sie ihr Fachwerkhaus mehrere Jahre lang mit viel Herzblut saniert haben, ziehen sie ein Architekturbüro und Experten zurate, etwa vom Institut für Steinkonservierung. Vor zwei Jahren beginnt die aufwändige Restaurierung der Ruine – möglichst originalgetreu.

"Ein Traum und ein Fluch!"

"Überall standen Büsche und Bäume auf dem Mauerwerk, viele Steine waren gefährlich lose", erinnert sich Dirk Liss. Aber man habe gesehen, wie es mal ausgesehen hat. "Die Bögen und Rundbogenfriesen waren noch ansatzweise zu erkennen, so dass wir es so wieder herrichten konnten, dass es originalgetreu wirkt."

Schon lange seien Teile der Burganlage nicht mehr begehbar gewesen, vor allem ein Abschnitt, in dem sich einst ein schlichtes Wohngebäude befand, von dem heute fast nichts mehr zu sehen ist. Mittig zwischen den Burgmauern steht heute ein einfacher, schuppenähnlicher Fachwerksanbau.

Eine Spezialbaufirma rückt mit einem großen Gerüst an, um die historischen Mauern am Steilhang zu sanieren. Ein Mammutprojekt für Denkmal-Spezialisten, nichts für Hobby-Handwerker! "Das Projekt ist ein Traum und ein Fluch", schildert der Bauherr lachend. Allein die Logistik sei immens gewesen. "Die Tonnen an Steinen und Mörtel, die hier reingegangen sind, das war wirklich beeindruckend." Das Ehepaar selbst legt vor allem mit der Gartenschere und Schaufel auch mal Hand an. Aber mit eimerweise Mörtel auf die riesigen Mauern zu steigen, sei verlorene Liebesmühe.

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Eine halbe Million für eine nicht nutzbare Burg

Etwa eine halbe Million Euro ist bislang in die Restaurierung geflossen. Um die Kosten zu stemmen, haben Lauren und Dirk Liss Förderanträge beim Bund und Land Hessen gestellt. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligt sich an der Finanzierung.

Ein Viertel der Kosten tragen die Eigentümer aber selbst – obwohl sie von der Sanierung der Ruine selbst eigentlich wenig haben. Der Bau ist nicht wirklich nutzbar. Trotzdem bereut das Ehepaar Liss sein Engagement nicht. "Ich finde es toll, wie viele Leute wir dadurch kennengelernt haben", freut sich Lauren. Denn die Ruine zieht neugierige Besucher magisch an. "Manchmal klingeln Leute und wollen Fotos machen." Sie seien immer herzlichen willkommen.

Burgbesitzerin Lauren Liss mit braunen, langen Haaren und Brille lächelt in die Kamera
Besitzerin Lauren Liss liebt "ihre" Burg Wallrabenstein. Bild © hr
Zitat
Freunde nennen meinen Mann scherzhaft: the king!" Zitat von Lauren Liss (45)
Zitat Ende

Mit ihrem Herzensprojekt haben sie jetzt den Hessischen Denkmalschutzpreis und 5.000 Euro Preisgeld gewonnen – in der Kategorie "Burg und Schloss" konnten sie sich gegen acht Mitbewerber durchsetzen. Dieser Erfolg freut auch Kristin Schubert, Bezirksdenkmalpflegerin im Rheingau-Taunus-Kreis: "Als Privateigentümer eine Burg zu unterhalten, die man so nicht nutzen kann, das ist schon eine große Sache. Sie haben diese Wertschätzung und den Preis sehr verdient!"

Weitere Informationen

Hessischer Denkmalschutzpreis

Der Hessische Denkmalschutzpreis 2024 wurde von einer 12-köpfigen Jury in drei Hauptkategorien vergeben: "Wohnen im Denkmal", "Transformieren und Vitalisieren" und "Burg und Schloss". Mit der Auszeichnung werden denkmalpflegerische Maßnahmen geehrt, die durch individuelle Lösungen, handwerkliche Qualität und besonderes Engagement eine Vorbildwirkung entfalten.

Insgesamt ist der Preis mit 34.500 Euro dotiert. 27.000 Euro stiftet die Lotto Hessen GmbH, 7.500 Euro stellt die Hessische Staatskanzlei für den Ehrenamtspreis zur Verfügung, der eine Sonder-Kategorie des Hessischen Denkmalschutzpreises ist. Der Hessische Denkmalschutzpreis wird seit 1986 jährlich an Privatpersonen, bürgerschaftliche Initiativen oder Körperschaften verliehen.

Alle diesjährigen Preisträger finden Sie auf der Webseite des hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst.

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Nun steht noch ein letzter Bauabschnitt an den oberen Mauern an. Hier sieht man auch teilweise Blechschutze, die verhindern sollen, dass Regenwasser ins Mauerwerk eindringt. Doch einige Teile der Burg haben die mehr als 600 Jahre erstaunlich gut überdauert. So konnte der originale Mörtel in vielen Abschnitten der Mauern und Türme erhalten werden.

Lauren Liss sitzt auf den Mauern der Burgruine und schaut ins Tal.
Lauren Liss genießt den Ausblick von den Burgmauern ins Wörsbachtal. Bild © hr

"Wenn es gewittert, ist es gruselig!"

Ein besonderes Highlight für die stolzen Eigentümer: mithilfe von Leitern und in den Mauern verankerten Stahlseilen können sie auf die Schildmauer hinaufsteigen und von dort den Blick hinunter ins Wörsbachtal genießen. Die Geschichte und Geheimnisse der Burg Wallrabenstein faszinieren Lauren. Manchmal sei es aber schon etwas gruselig: "Wenn es gewittert, dann macht die Burg komische Geräusche", lacht sie. "Aber wenn ich dran denke, was die Wände uns erzählen würden wenn sie sprechen könnten – das finde ich so interessant und total toll!"

Auch wenn die große Sanierung bald geschafft ist, endet die Instandhaltung der Ruine wohl nie. Für Lauren und Dirk ist ihre Burg im eigenen Garten das aber wert. "Es ist ein Traum hier draußen mit Freunden in der Sonne zu sitzen und zu grillen", schwärmt Lauren. Ihr Mann nickt. "Aber es bleibt einfach wahnsinnig viel Arbeit und gibt immer irgendwo was zu tun!" Die Burg müsse gepflegt, das Grünzeug immer wieder entfernt werden. "Man wird hier nie fertig, da bin ich mir sicher."

Redaktion: Katrin Kimpel

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de