Bad Hersfelder Festspiele Charlotte Schwab für "König Lear" mit Theaterpreis geehrt
Die Schauspielerin Charlotte Schwab ist für ihre Rolle im "König Lear" mit dem Großen Hersfeldpreis ausgezeichnet worden. Mit ihrer Darstellung des alternden Königs sei sie die prägende Figur der diesjährigen Bad Hersfelder Festspiele.
Für ihre herausragende Leistung ist die Schauspielerin Charlotte Schwab mit dem Großen Hersfeldpreis ausgezeichnet worden. Die 70-Jährige erhielt die Ehrung am Sonntag auf der Bühne der Stiftsruine in Bad Hersfeld. Dort spielt sie seit Ende Juni die Hauptrolle im Drama "König Lear". Der Shakespeare-Klassiker wurde von Tina Lanik sehr ungewöhnlich inszeniert. Schwab spielt als Frau darin die Hauptrolle des Monarchen.
Die Jury begründete: Bereits mit ihrer ersten Rolle in der Stiftsruine sei Schwab zur prägenden Figur der 72. Bad Hersfelder Festspiele avanciert. "In ihrer raumfüllenden Präsenz dominiert Charlotte Schwab die Bühne. Mit eindrucksvoller Stimmkraft verkörpert sie einen alternden, getriebenen König, der fassungslos dem Zerfall seiner eigenen Macht ausgeliefert wird."
Und weiter hieß es: "Gewohnt, Befehle zu erteilen, muss ihr Lear feststellen, wie hilflos er ist. Der König wird in ergreifender Weise Opfer der Mechanik der Macht. Im Spannungsfeld von Herrschen und beherrscht werden zeigt Charlotte Schwabs Lear im Scheitern letztlich Größe."
Technik-Panne bei Auftakt-Premiere gemeistert
Schwab ist im Fernsehen einem Millionen-Publikum bekannt geworden, unter anderem mit der Krimiserie "Das Duo" (ZDF) und der Action-Reihe "Alarm für Cobra 11" (RTL). Sie gilt als profilierte Theater-Schauspielerin, arbeitete auch schon am Wiener Burgtheater und bewies ihr ganzes Können auch in Bad Hersfeld. Bei der Premiere ließ sie sich sogar von einem Ton-Ausfall nicht aus dem Konzept bringen. Vom Publikum erhielt sie für ihre Schlagfertigkeit im Umgang mit der Technik-Panne Szenen-Applaus.
Am Ende der Auftakt-Premiere wurde Schwab mit stehenden Ovationen bedacht und für ihre beeindruckende Gesamtleistung gefeiert. Daher kam die Preisverleihung in dieser Saison nicht sonderlich überraschend.
Die Ehrung wird alljährlich vergeben von der Stadt Bad Hersfeld und der Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine. Sie geht an Darsteller, die die weiträumige Freilicht-Bühne der Festspiele "in Spiel und Sprache beherrschen und die sich in ihr als rollenausschöpfende Schauspielerpersönlichkeiten erweisen", wie es in der Begründung heißt.
Im Jahr 2021 wurde Götz Schubert ausgezeichnet für seine Darstellung des Lehrers John Keating in "Der Club der toten Dichter", im vergangenen Jahr war es das Tanz-Ensemble des Musicals "Goethe".
Darstellerin von "Das kleine Gespenst" ausgezeichnet
Die Jury vergibt alljährlich noch eine weitere Auszeichnung: den Hersfeldpreis. Er ist gedacht für Nachwuchs-Schauspieler oder beste Nebenrollen. Der Preis geht diesmal an Sophia Euskirchen in Oliver Urbanskis Inszenierung von "Das kleine Gespenst" nach dem Kinderbuch von Otfried Preußler.
Die Jury erläuterte ihrer Entscheidung mit den Worten: "In ihrer virtuosen Verkörperung der Titelfigur verzaubert sie sowohl das junge als auch das ältere Publikum. Akrobatisch und mit ausdrucksvoller Stimme trägt sie das Stück mit Temperament und viel Verve. Sie überzeugt mit Witz, Esprit und ihrem Gesang."
Die Ehrung konnte Euskirchen am Sonntag vor rund 700 Zuschauern in der Stiftsruine nicht persönlich entgegennehmen. Sie weilte aus beruflichen Gründen in Berlin, wurde bei der Preisverleihung aber per Computer zugeschaltet. Schwab hingegen nahm teil und bekam den Preis in Form einer künstlerisch gestalteten Plakette überreicht.
Sendung: hr-iNFO, 16.07.2023, 13 Uhr
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