Coldplay, K-Pop, Kawusi Das waren die Kultur-Highlights 2022
Nach zwei Jahren Corona-Pause konnten Kulturschaffende in diesem Jahr durchstarten. Endlich gab es wieder Konzerte, Festivals und Ausstellungen - aber auch jede Menge Skandale und Diskussionen. Ein Rückblick.
2022 war endlich wieder einiges los in der hessischen Kulturlandschaft. Ein Rückblick auf unsere Abrufzahlen und die zwölf Themen, die die hessenschau.de-Nutzer am meisten interessiert haben:
Ein Komponist wehrt sich
Dietrich Bonhoeffer (1906 - 1945) war im Widerstand gegen Hitler aktiv und wurde deshalb von den Nazis hingerichtet. Das bekannte Lied "Von guten Mächten" war immer wieder auf Querdenker-Demos zu hören - ein Affront für die Nachfahren des Pfarrers und für den Komponisten Siegfried Fietz aus Greifenstein-Allendorf (Lahn-Dill). Gemeinsam mit seinem Sohn mahnte er Internet-Videos ab, in denen sein Lied im Querdenker-Kontext zu hören ist - etwa in Videos von Demos. "Das ist meine Möglichkeit, etwas zu tun", sagte Fietz. Mit Erfolg, wie er sagt: Viele der Videos seien verschwunden.
Komiker Kawusi entschuldigt sich - nicht
Eigentlich sollte klar sein, dass sexualisierte Gewalt nicht lustig ist. Manche Komiker sehen das offenbar anders. So postete die Komikerin Joyce Ilg im April auf Instagram einen Witz über K.-o.-Tropfen - diese werden oft im Kontext sexualisierter Gewalt verwendet. Die Musikerin Silvi Carlsson kritisierte den Witz und erklärte, einmal durch K.-o.-Tropfen fast gestorben zu sein.
Kawusi kommentierte daraufhin, dass er das nächste Mal ihre "Dosis erhöhen" würde. Auf die entsprechende Kritik reagierte er mit einer Instagram-Story, in der er seinen Kritikern damit drohte, seine "Fans auf sie zu hetzen". Später entschuldigte er sich für dafür - nahm diese im November aber quasi wieder zurück und schrieb - wieder in einer Instagram-Story -, er werde "stärker zurückkommen, als ich es jemals war". Im Dezember provozierte er in der Sendung "Chez Krömer" dann einen Rassismus-Eklat. Ob er das mit "zurückkommen" meinte, ist unklar.
Sensationsfund in der Wetterau
Eigentlich sollte ein Feuerwehrhaus gebaut werden, doch bei Voruntersuchungen stellte sich heraus: Im Boden auf einem Gelände in Rockenberg (Wetterau) war ein archäologischer Schatz begraben. Wissenschaftler fanden im Mai über 330 Gräber aus Brandbestattungen und 71 Körpergräber, außerdem auch zahlreiche gut erhaltene Beigaben wie Schmuck, Schwerter und Geschirr. Für die Archäologen ein Glücksfund, denn aus dem 4. und 5. Jahrhundert ist bislang wenig bekannt. Die Artefakte werden nun in der Restaurierung des Landesamtes für Denkmalpflege in Hessen untersucht.
Fans vermissen Wasser beim ersten K-Pop-Festival in Frankfurt
Farbenfrohe Kleidung, aufgeregte Fans und zehn weltberühmte Acts: Im Mai fand in Frankfurt das erste K-Pop-Festival Europas statt. 70.000 Fans koreanischer Popmusik feierten im und am Waldstadion. Danach waren allerdings auch viele frustriert und kritisierten die Veranstalter in den sozialen Medien. So hätten Fans etwa 45 Minuten für Wasser anstehen müssen. Schatten sei rar gewesen. Die Veranstalter wiesen das zurück und sprachen von einem "überragenden Erfolg".
Die documenta - (k)eine Ausstellung der Schande?
Das gab es auch noch nicht: Ein Bundespräsident, der Kuratoren rüffelt, ein Kanzler, der seinen Besuch absagt. Schon vor der Eröffnung der Weltkunstschau documenta in Kassel im Juni hatte es Vorwürfe gegeben, das indonesische Kuratorenkollektiv Ruangrupa binde auch Organisationen in die documenta fifteen ein, die einen kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien. Ruangrupa und die documenta wiesen die Anschuldigungen stets zurück.
Doch dann das: Wenige Tage nach der Eröffnung wurden antisemitische Motive auf einem großformatigen Banner des Künstlerkollektivs Taring Padi auf dem Kasseler Friedrichsplatz gefunden. Damit war es vorbei mit einer "normalen" documenta - die Antisemitismusdebatte sollte die Weltkunstschau bis zu ihrem Ende überschatten.
Anstehen beim World Club Dome
Nicht nur beim K-Pop-Festival hagelte es Kritik von Fans: Auch beim diesjährigen Elektro-Musikfestival World Club Dome im Juni lief nach zwei Jahren Pandemie offenbar nicht alles rund. Hier mussten Feierwillige in Frankfurt zwei Stunden in der Warteschlange für den Einlass stehen, wie sie in den sozialen Medien berichteten. Die Veranstalter entschuldigten sich mit technischen Problemen und "Besucherverhalten". Die Fans seien einfach zu spät und alle auf einmal gekommen.
Coldplay geben überirdisches Konzert in Frankfurt
Ausverkauft, und zwar schon wenige Minuten nach Beginn des Ticketverkaufs 2021, mitten in der Corona-Pandemie: Die britische Band Coldplay zog im Juli 50.000 Fans ins Frankfurter Waldstadion. Es war das erste Europa- und Deutschlandkonzert ihrer Welttour und eins von dreien in Frankfurt. Die vier Briten von Coldplay bilden seit Jahren eine der kommerziell erfolgreichsten Bands der Welt. Das Konzert war wie buntes Popcornkino, fand unsere Reporterin.
Jeff Beck und sein berühmter Überraschungsgast
Hollywood in Offenbach: Im Juli gab der britische Rock-Gitarrist Jeff Beck in der Stadthalle ein Konzert. Very special guest war Schauspieler Johnny Depp, der zuvor monatelang wegen seiner Scheidung von Amber Heard und gegenseitigen Verleumdungsklagen in den Schlagzeilen war. Die weiblichen Fans waren begeistert, hr-Reporterin Yvonne Koch war von seinen Gesangskünsten eher semi-angetan.
Diskussionen um sexistischen Song
Es gibt keine schlechte PR, das weiß auch Ikke Hüftgold. Nachdem diverse Festival- und Kirmes-Veranstalter den von ihm produzierten Ballermann-Song "Layla" über eine "Puffmutter" im Sommer als sexistisch verboten, tobte eine wochenlange Debatte in den (sozialen) Medien. Über die konnte sich Hüftgold, der eigentlich Matthias Distel heißt, nur freuen. Denn Diskussionen seien "das Beste, was 'Layla' passieren konnte". Zensur provoziere immer das Gegenteil, sagte Distel: "Was verboten wird, wird nur noch interessanter." In der Tat: Layla war der erste Mallorca-Hit auf Platz 1 der Charts, und das für neun Wochen.
Ed Sheeran gibt drei große Konzerte - und ein kleines
61.000 Menschen kamen im September ins Waldstadion. Zusammen mit Weltstar Ed Sheeran und seiner Band verwandelten sie das Stadion in ein Lichtermeer. hr-Reporterin Katrin Kimpel war vor allem von der Bühne in der Mitte des Stadions beeindruckt - nur Sheerans Abgang fand sie schmal. Was keiner ahnen konnte: Der Sänger tauchte einen Abend später überraschend beim Frankfurter Oktoberfest auf und gab ein Spontankonzert - stilecht in Lederhose.
Die tränenreiche Frankfurter Buchmesse
Eine hochemotionale Verleihung des Deutschen Buchpreises, gerührte Ukrainerinnen und Ukrainer, stehende Ovationen bei der Rede des Friedenspreisträgers des Deutschen Buchhandels: Diese Buchmesse war voller emotionaler und tränenreicher Momente. Los ging es damit schon vor der Messe: Kim de l'Horizon rasierte sich aus Solidarität mit den Frauen im Iran bei der Verleihung des Deutschen Buchpreises vor laufender Kamera die Haare ab. Eine Zusammenfassung der emotionalsten Momente lieferte das ARD-Buchmesse-Team:
Hessische Museen und die Klimaproteste
Verzweiflungstat oder Sachbeschädigung? Die Kunst-Attacken von Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" polarisieren seit Monaten - und zwingen Museen wie das Städel zu strengeren Sicherheitsmaßnahmen. Die Mitarbeiter der Museen sehen sich nicht als legitimes Ziel des Protests. Doch ein Experte findet: Die Aktionen sind nervig, aber dennoch legitim.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 27.12.2022, 19.30 Uhr
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