Hier signierten auch Comiczeichner aus den USA Erster Comicladen Deutschlands wird 40
Mitfiebern bei Schlachten von Asterix & Obelix oder eintauchen in Helden- und Liebesreisen eines Mangas - das bietet der Comicladen von Volker Riedel in Frankfurt. In Deutschland war er einer der Ersten überhaupt und sogar für die Zeichner der Simpsons ein Magnet.
Strahlend hält Volker Riedel seinen Lieblingscomic "Prinz Eisenherz" in der Hand. "Den gab es immer sonntags in einer amerikanischen Zeitung, eine Seite in jeder Woche." Die Geschichte vom Wikingerprinzen aus Thule, der sich mit seinem singenden Schwert in Kämpfen behaupten muss, begeisterte ihn schon mit sechs Jahren. Die bunten Zeichnungen zogen ihn in den Bann - bis heute.
In zwei Monaten von der Idee bis zur Eröffnung
Vor 40 Jahren eröffnet der heute 76 Jahre alte Comicfan zusammen mit seinem Freund Rainer Krebs den Laden - und das in nur zwei Monaten. Im Urlaub in Paris betritt er zum ersten Mal in seinem Leben einen Comicladen. "Da lagen Comics hochgestapelt vom Boden bis an die Decke. Da dachte ich, das muss doch in Frankfurt im Kleinen auch gehen", erinnert sich Riedel. Einen Comicladen ausschließlich mit Neuware habe es in Deutschland bis dahin noch nicht gegeben.
Angefixt von der Idee reist er einen Tag früher aus Paris ab. Auf der Frankfurter Buchmesse lernt er am nächsten Tag zwei Comic-Großhändler kennen, die später für die gesamte erste Comic-Ausstattung des Ladens sorgen. Einen Tag darauf unterschreibt er den Mietvertrag für den Laden in der Berliner Straße.
Viel Zuspruch - und angespuckte Schaufenster
"Innerhalb von 4 Wochen haben wir dann den Laden renoviert und eingerichtet. Ich hatte damals noch ein gebrochenes Bein und einen Gips und ich stand so lange auf der Leiter, bis der Gips geplatzt ist", schmunzelt Riedel.
Von Anfang an habe es viel Zuspruch und Interesse gegeben. "Die Leute kamen rein und sind staunend durch den Laden gegangen, weil sie so was vorher noch nie gesehen hatten", erinnert sich der 76-Jährige. Doch auch Hass bleibt zu Beginn nicht aus. "Wir mussten alle zwei, drei Tage die Schaufenster putzen, weil die angespuckt wurden", erinnert sich Riedel.
Für jeden ist was dabei
Von Klassikern wie "Tim und Struppi" bis hin zu Mangas aus dem Bereich Fantasy, Romance, Mystery, oder auch "Marvel" und "Graphic Novels" – im Comicladen von Volker Riedel sind alle möglichen Genres vertreten. Sie verteilen sich auf drei Etagen und auf schmalen Bücherregalen hoch entlang der Treppe. Alles ist Neuware.
Genauso vielseitig wie sein Angebot ist auch seine Kundschaft. Jede Altersklasse sei vertreten. Riedel freut sich darüber. Er finde es toll, wenn Leute fasziniert sind von bestimmten Superhelden oder Mangafiguren: "Es drückt ja auch immer so eine innere Haltung aus. Jeder spiegelt sich ja sozusagen in dem wider, was er kauft."
Neuheiten und Mangas sind die Magneten
Die meisten stöbern und kaufen aus der Ladenecke mit den Neuheiten, erzählt Riedel. Bei manchen Neuheiten brauche er gar nicht erst die Exemplare in die Regale einräumen, zum Beispiel beim Comic "Werner" von Rötger Feldmann, mit Künstlernamen Brösel. "Da haben wir hier so ungefähr eine halbe Palette hingestellt und nur noch von der Palette runter verkauft."
Fast genauso beliebt seien heute die Mangas. Der Hype über die aus Japan stammende Comicform sei riesig, vor allem bei Mädchen und jungen Frauen zwischen sechs und 16 Jahren. Den Hype habe er vor allem auch an seinem Stand auf der Buchmesse gemerkt, wo sich seit Jahren immer mehr Manga-Fans tummeln.
Signierstunden mit Zeichenstars im Schaufenster
Neben dem Comic-Verkauf fanden in dem kleinen Laden in den 40 Jahren seines Bestehens auch zahlreiche Signierstunden statt. "Brösel" oder auch Walter Moers, Zeichner unter anderem von "Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär", signierten hier.
Ein Highlight für Riedel war der Besuch von "Simpsons"-Zeichner Bill Morrison 2005. Bis zur rund 200 Meter entfernten Kleinmarkthalle hätten die Fans gestanden. Daraufhin seien auch die anderen Simpsons-Zeichner, Phil Ortiz und Mike Rote, aus den USA gekommen. "Das war schon außergewöhnlich, dass die in Deutschland überhaupt signieren. Da fühlst du dich natürlich schon toll", erzählt Riedel voller Freude.
Die Zeichner sitzen bei solchen Aktionen im Schaufenster, das dafür extra ausgeräumt wird. Dann können die Leute von draußen zugucken wie die Zeichner signieren. Manchmal dauere das Signieren aber auch zu lange, lacht Riedel, "denn manche signieren nicht nur mit einem Zeichen, sondern zeichnen ganze Blätter. Dann wird die Schlange draußen immer langer und länger."
Sammelleidenschaft für besondere Exemplare
Auch Volker Riedel hat einige signierte Exemplare zu Hause. Für Comics hat er privat mehrere 10.000 Euro ausgegeben. An besonderen Exemplaren habe er nicht vorbeigehen können. Einer der teuersten Comics, den er besitzt, ist das "Mickey Mouse Heft Nr. 1". Damals habe er zehn D-Mark dafür bezahlt, heute habe es einen Wert von rund 5.000 Euro. Übermäßig viele Comics habe er allerdings nicht: "Man muss sich auch trennen können, dafür gibt es ja Erinnerungen!“.
Von seinem Laden trennt er sich aber nicht so leicht, auch wenn er selbst wegen seiner Knochen nicht mehr so oft dort arbeite. Den Laden zu schließen, kommt für ihn auch in Zukunft nicht in Frage. Verkaufen würde er nur unter einer Bedingung: Wenn der Laden genauso bleibt wie jetzt, ein Comicladen mit Neuware ohne Spielfiguren oder andere Extras.
40 Jahre hat das Geschäft Stand gehalten hat, von Krisen und Online-Konkurrenz nicht verschont. "Als wir den aufgemacht haben, hat jeder gesagt, sie geben uns maximal ein Jahr, dann seien wir pleite. Und jetzt feiern wir den 40", freut sich Riedel.
Sendung: hr2-kultur, 09.12.2022, 16.30 Uhr
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