Depeche Mode in Frankfurt Enjoy the Music

Keine ausgefallene Bühne, keine Tänzer, kein Feuerwerk, kein Konfetti - und doch liefert die Synthie-Pop-Band Depeche Mode in Frankfurt eine wahnsinnig gute Show. Dabei hat die Tour der 80er-Jahre-Helden ein trauriges Motto.

Dave Gahan mit Mikro
Der mit dem Mikro tanzt: Depeche-Mode-Frontmann Dave Gahan. Bild © picture-alliance/dpa
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Um Viertel vor neun wird die Bühne im Deutsche Bank Park dunkel. Plötzlich hebt sich ein schwarzer Schleier, und ein riesiges "M" erleuchtet die Kulisse. Das Publikum johlt und dann ist es endlich so weit: Dave Gahan und Martin Gore betreten die Bühne. Es geht direkt los, ohne große Worte der Begrüßung. Depeche Mode gibt sich in Frankfurt die Ehre. Und die Synthie-Pop-Pioniere der 80er-Jahre lassen in erster Linie ihre Musik für sich sprechen. Enjoy the Silence? Enjoy the Music!

Keine Special Effects notwendig 

Die Kulisse ist eher schlicht gehalten. Es gibt eine Hauptbühne und einen kurzen Steg in der Mitte der Front-of-Stage-Fans. Doch diesen Steg betritt Dave Gahan nahezu gar nicht oder stolziert wenn überhaupt einmal darauf herum. Es gibt kein Feuerwerk, kein Konfetti und auch keine Tänzer - und trotzdem fehlt es an nichts. Denn der Sänger der Band erfüllt jeden Raum allein durch seine Anwesenheit. 

Gahan hüpft an diesem Donnerstagabend wie ein Flummi durch die Gegend. Er tanzt mit der Mikrofon-Stange, dreht sich um sich selbst und hoppelt wie ein Hase. Seine Bewegungen sind eine Mischung aus rhythmisch, euphorisch und ekstatisch. Und währenddessen macht er nichts außer Musik. Er erzählt keine Anekdoten, holt niemanden auf die Bühne und behauptet nicht, dass Frankfurt das allerbeste Publikum der Welt sei, was sonst meist zur Standard-Leier eines jeden Sängers gehört. Lediglich am Ende bedankt er sich artig für den tollen Abend vor und mit den rund 50.000 Fans.

 Zurück ans Tageslicht 

In den vergangenen Jahren war es um die britische Band zunehmend ruhiger geworden. Zwar wurden immer wieder Alben veröffentlicht, aber ohne größere Charterfolge. Dafür knallen die alten Hits umso mehr rein. 1981 gelang Depeche Mode mit dem Album "Speak and Spell" der Durchbruch. Weltweit schaffte es die Synthie-Pop-Band dann mit Songs wie "Just Can't Get Enough" und "Personal Jesus" zum großen Erfolg. Und jetzt? 

Jetzt steht die Tour unter einem traurigen Motto: dem Tod des Keyboarders Andrew Fletcher. Dieser starb 2022 mit nur 60 Jahren an einem Aneurysma. Der Titel des neuen Albums und das Motto der gleichnamigen Tour "Memento Mori", was auf lateinisch so viel heißt wie "Sei dir deiner Sterblichkeit bewusst", passen traurigerweise dazu. Doch die Tour ist nicht zum Trauern konzipiert. Es gibt ruhigere Songs und dann wieder welche, um wild zu feiern. Höhen und Tiefen also, wie das wahre Leben.  

Stimmung erst zurückhaltend, später berauschend 

Die Konzertstimmung ist dabei wie eine gut laufende Aktie: Tendenz steigend. Während man zu Beginn nämlich noch denkt, dass es eher vor sich hinplätschert und das Publikum tendenziell noch gemütlich am Getränkestand ansteht, wird die Stimmung mit steigender Songanzahl immer besser. Beim wohl bekanntesten Hit "Enjoy the Silence" singt Gahan nur bis zum ersten Refrain. Danach übernimmt das Stadion ganz textsicher.  

Auffällig ist aber nicht nur der Sound, der für den Deutsche-Bank-Park erstaunlich gut eingepegelt ist, sondern auch die faire Behandlung bei der Vergabe der Tickets. Während viele andere große Künstler Unmengen an Geld für eine Karte verlangen und dann selbst Bereiche verkaufen, die extrem sichtbehindert sind, hat man bei Depeche Mode an keiner Stelle einen schlechten Platz. 

Insgesamt spielt die Band rund 75 Minuten und verschwindet danach für einige Zeit von der Bühne. Die Fans klatschen minutenlang und feiern sich, die Band und diesen Abend, bis die lang ersehnte Zugabe gespielt wird. Vier Songs kommen dann noch einmal obendrauf. "I just can't get enough" beispielsweise und "Personal Jesus" lassen den Abend dann an ihrem höchsten Punkt schließen. Erstmal. Denn am Samstag dreht Depeche Mode eine zweite Runde im Frankfurter Waldstadion. 

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Sendung: hr3, 30.6.2023, 8.20 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Fabian Weidenhausen