85.000 Besucherinnen und Besucher: Das ist die offizielle Bilanz der documenta nach gut zwei Wochen. Eine Bilanz, mit der Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) zufrieden ist. Allerdings lag der Besucherschnitt bei der documenta 14 vor fünf Jahren bei 9.000 pro Tag, dieses Jahr liegt er bislang bei gut 5.000 - es bleibt also Luft nach oben.
Der Antisemitismus-Eklat bei der documenta in Kassel beschäftigt auch den Bundestag. Zunächst wird der Eklat am Mittwoch Thema im Kulturausschuss: Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, die hessische Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) und documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann werden über die Vorgänge berichten. Am Donnerstag folgt eine Debatte im Parlament auf Antrag der Union.
Die Fraktion dringt in ihrem Entschließungsantrag auf "transparente und konsequente Antworten" auf den Eklat. Es sei "völlig unverständlich, dass bislang keine personellen Konsequenzen gezogen wurden", sagte die kulturpolitische Sprecherin Christiane Schenderlein. Die Uneinsichtigkeit der Verantwortlichen vor Ort erschwere eine ehrliche und schonungslose Aufarbeitung. Nach dem Willen der Union soll eine unabhängige Untersuchungskommission eingesetzt werden.
Nach der Eröffnung der documenta 15 Mitte Juni war eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt worden. Das Banner "People's Justice" des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi wurde daraufhin abgehängt. Bereits vor der Eröffnung hatte es Antisemitismusvorwürfe gegen das kuratierende Kollektiv Ruangrupa gegeben, das ebenfalls aus Indonesien stammt. Die documenta ist neben der Bienale in Venedig die weltweit wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst.
Stimmen Sie ab für den hr2-Literaturpreis 2022
Sie sind jung, sie wollen begeistern, und sie wollen gewinnen: Zehn junge Autorinnen sind mit ihren Texten im Wettbewerb um den hr2-Literaturpreis. Neugierig? Bis Dienstag können Sie abstimmen. Mitgemacht beim "Jungen Literaturforum Hessen-Thüringen 2022" hatten über 500 junge Autorinnen und Autoren zwischen 16 und 25 Jahren.
Politische Videokunst in der Schirn Kunsthalle
Ab Donnerstag präsentiert der niederländische Künstler Aernout Mik zwei seiner Videoinstallationen in der Frankfurter Kunsthalle Schirn. "Double Bind" und die eigens für die Ausstellung konzipierte Arbeit "Thresholder Barriers" beschäftigen sich mit dem häufig konflikthaften Aufeinandertreffen von Bürgern und Staatsmacht. Der Künstler nimmt Bezug auf aktuelle Ereignisse wie Antiterrormaßnahmen, Fehlverhalten innerhalb polizeilicher Spezialeinheiten sowie Gewalt gegen Demonstrantinnen und Demonstranten. Die Ausstellungseröffnung mit Aernout Mik, dem neuen Schirn-Direktor Sebastian Baden und der Kuratorin Katharina Dohm am Mittwoch um 19 Uhr ist kostenfrei.
Interview mit Multitalent Joe Bausch
Als Gerichtsmediziner im Kölner Tatort seziert Joe Bausch fiktive Mordopfer. Im wirklichen Leben hat er als Gefängnisarzt mit vielen Schwerkriminellen gesprochen. In seinem neuen Buch analysiert er spektakuläre Kriminalfälle - auch aus Hessen.
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Coldplay mit überirdischem Gute-Laune-Konzert in Frankfurt
Wie buntes Popcornkino mit süßer Cola: Am Samstagabend hat die britische Band Coldplay rund um Sänger Chris Martin in Frankfurt ein Feuerwerk der guten Laune abgefackelt, wie unsere Reporterin berichtet.
Musik im Palmengarten
Im Palmengarten Frankfurt gibt es nicht nur Pflanzen, sondern vom 3. Juli bis 11. September auch ein Musikprogramm - von Jazz über Klassik bis hin zu Rock, Pop, Weltmusik und Blues. Den Auftakt machen am Sonntag, 3. Juli, die Promenadenkonzerte der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Am Donnerstag, 7. Juli, startet dann mit "Jazz im Palmengarten" wieder die älteste Open-Air-Jazzkonzert-Reihe der Welt, teilte die Stadt mit.
Die Tickets kosten zwischen 15 und 29 Euro. Die Promenadenkonzerte sind im Eintrittspreis des Palmengartens enthalten. Die Veranstaltungen finden bei jedem Wetter im Freien statt.
Altes Gemäuer in neuem Gewand: In der Stiftsruine wird zum Auftakt der Bad Hersfelder Festspiele "Notre Dame" gezeigt. Die Uraufführung des Klassikers weiß zu überzeugen, wie unser Redakteur berichtet.
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Binding-Kulturpreis für Anne Imhof
Die Frankfurter Performance-Künstlerin Anne Imhof ist am Samstag mit dem Binding-Kulturpreis 2022 ausgezeichnet worden. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wurde in der Frankfurter Paulskirche übergeben. Gewürdigt werde die Arbeit einer Künstlerin, "die mit ihren kollaborativ erarbeiteten Performances ein Mediengrenzen auflösendes neues Format aus Tanz, Sound- und Rauminstallation geschaffen hat", heißt es in der Würdigung der Binding-Kulturstiftung. Imhof gelang innerhalb weniger Jahre ein rasanter Aufstieg in der Kunstwelt.
Nach einer Einzelausstellung 2013 im Frankfurter Portikus bekam sie 2015 für ihre Installation "Rage" den Preis der Berliner Nationalgalerie. Auf der Venedig Biennale 2017 erhielt der Deutsche Pavillon mit Imhofs Performance "Faust" den Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag. 2019 und 2021 folgten Einzelausstellungen in London und Paris. Ihre Performances kreisen um Macht und Ohnmacht, Willkür und Gewalt, Widerstand und Freiheit. "Anne Imhofs Gegenwartskunst sorgt international für Aufsehen und bereichert die Kunstwelt. Mit ihr gesellt sich eine weitere kulturelle Maßstäbe setzende Persönlichkeit aus der Rhein-Main-Region zu den stets herausragenden Preisträgern unserer Auszeichnung", so Bergit Gräfin Douglas, Vorstandsvorsitzende des Stiftungsvorstands der Binding-Kulturstiftung.
Hohe Wellen hat er geschlagen, der Antisemitismus-Skandal der documenta 15 in Kassel. Jetzt will ihn die Weltkunstschau aufarbeiten. Dafür startete sie am Mittwoch eine Debattenreihe. Titel des ersten Plenums war "Antisemitismus in der Kunst" (zur Zwei-Stunden-Debatte auf YouTube). Es ging um die Fragen, wie es dazu kommen konnte, dass Kunstwerke mit antisemitischer Bildsprache im Vorfeld nicht entdeckt wurden und was jetzt getan werden kann, um die Situation zu deeskalieren.
Geladen war etwa Doron Kiesel, wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland: Er betonte, wie sehr das Vertrauen der jüdischen Gemeinde in Deutschland durch den Umgang mit Warnungen im Vorfeld und den folgenden Skandal erschüttert sei. Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt, berichtete von seiner Verwunderung darüber, dass erstmals keine jüdischen Künstlerinnen und Künstler aus Israel zu der Weltkunstschau eingeladen waren. Für ihn ist es nun Zeit, verbal abzurüsten und in einen Dialog zu treten.
Die Politikwissenschaftlerin Nikita Dhawan betonte, es könne keine Zensur der Redefreiheit geben, gleichzeitig gebe es aber auch keine freie Rede ohne Verantwortung. Adam Szymczyk, Kurator der documenta 14, sieht im, wie er es nannte, "multidirektionalen Erinnern" einen Ausweg aus der festgefahrenen Debatte. Die documenta könne nun genau der Ort für ein solches Erinnern des globalen Nordens und des Südens sein.
Hortensia Völckers, künstlerische Direktorin und Vorstandsmitglied der Kulturstiftung des Bundes, unterstrich die Verantwortung der documenta-Leitung, gegen Menschenfeindlichkeit vorzugehen. Zugleich betonte sie, der Staat dürfe sich in die Kunstfreiheit nicht einmischen. Weder die documenta-Leitung noch das Künstlerkollektiv Ruangrupa saß auf dem Podium. Letzteres verlas eine Erklärung, in der es seine Dialog- und Lernbereitschaft betonte.
documenta-Schiff braucht etwas länger
Okay, es wird ein bisschen länger dauern, doch das schwimmende documenta-Projekt, das Floß "citizenship", ist auf gutem Weg nach Kassel. Mit etwa ein bis zwei Wochen Verzögerung werde es in Kassel ankommen, erklärte das Zentrum für Kunst und Urbanistik. In den Unterbau der zum Floß umfunktionierten Dachkonstruktion war Wasser eingedrungen. Für eine Reparatur musste das Gefährt pausieren.
Mit seinen 16 Tonnen Gewicht sei das Floß "durchaus behäbiger, als wir es uns zu Beginn eingestanden haben", hieß es. Die Fahrt geht am Mittwoch weiter und zwar "in gemäßigter Geschwindigkeit". Die "citizenship" hatte sich Anfang Juni von Berlin aus auf den Weg über Flüsse und Kanäle nach Kassel gemacht. Ursprünglich waren 55 Tage für die Reise geplant.
Kinder malen weltweit größtes Bild des Nachthimmels
Es soll das weltweit größte Bild des Nachthimmels werden: Der Schweizer Installationskünstler Ugo Rondinone hat Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren eingeladen, Bilder vom Mond zu gestalten. Die kindlichen Kunstwerke sollen als Teil seiner Installation "your age and my age and the age of the moon" in der Rotunde der Frankfurter Kunsthalle Schirn präsentiert werden. Die Installation ist Teil der ersten großen Überblicksausstellung des Künstlers in Deutschland. Ab dem 24. Juni (bis 18. September) bespielt Rondinone fast die gesamte Schirn, die ganze Galerie, die Rotunde und das Dach. Und das Ziel könnte erreicht werden: Mehr als 5.000 Kinder haben nach Angaben des Museums schon mitgemacht und ihre Mondbilder eingeschickt.
In Frankfurt hat der Architekt Jürgen Engel mit modernen Bürohochhäusern die Skyline und viele Plätze in der Innenstadt geprägt. Aber auch einen Sakralbau von gigantischen Ausmaßen hat er entworfen, die Große Moschee von Algier, die 2020 fertiggestellt wurde. Bis zu 120.000 Menschen haben auf dem 26 Hektar großen Areal in Algeriens Hauptstadt Platz. Im Gebetssaal können 36.000 Gläubige zusammenkommen. Das alles überragende Minarett ist mit 265 Metern zugleich das höchste Hochhaus des afrikanischen Kontinents.
Die abenteuerliche Geschichte dieses Baus erzählt Jürgen Engel zusammen mit dem Kunsthistoriker Christian Welzbacher in einem Bildband, der jetzt erscheint: "The Making of a Mosque". Es geht um Säulen, Kuppeln und islamische Gartenkunst, um Ornament und Kalligrafie, um die Arbeit auf einer interkulturellen Baustelle und das Gotteshaus als Beitrag zur Stadtentwicklung.
Großformatige Fotos, Grundrisse und Zeichnungen aus dem Skizzenblock des Architekten geben Einblicke in den einzigartigen Planungs- und Bauprozess. Eine Anregung für moderne und repräsentative Moscheebauten auch hierzulande – vielleicht sogar in Frankfurt.
Das documenta-Projekt "citizenship" des Berliner Zentrums für Kunst und Urbanistik hat sich am Donnerstag von der Hauptstadt aus auf den Weg nach Kassel gemacht. Die zum fahrenden Floß umfunktionierte Dachkonstruktion einer ehemaligen Lagerhalle soll in den kommenden Wochen die Idee der internationalen Kunstausstellung documenta in zahlreiche Orte bringen. Bevor das Floß in Kassel ankommt, sollen an den Stationen der auf 55 Tage kalkulierten Reise jeweils Kunst- und Kulturprojekte realisiert werden. Die documenta in Kassel startet am 18. Juni.
Das Elektro-Pop-Festival "Love Family Park" wird nicht mehr in den Mainauen bei Rüsselsheim stattfinden. Nicht nur das für Juli angekündigte Festival ist abgesagt, auch in den nächsten Jahren wird es keine Konzerte mehr in Rüsselsheim geben. Das teilt der Veranstalter cosmopop GmbH auf seiner Webseite mit. Es fehle an Unterstützung der Stadt Rüsselsheim und ihrer übergeordneten Behörden.
Die Auflagen der Naturschutzbehörden für die Veranstaltung im Landschaftsschutzgebiet seien nicht mehr umsetzbar, kritisieren die Veranstalter. Es fehle die Bereitschaft und eine einheitliche Initiative von städtischer Seite, das Festival auf dem Mainvorland umzusetzen, sagte Marketingleiter Robin Ebinger dem Groß Gerauer Echo.
Vor der Corona-Zwangspause hatte das Festival 2018 und 2019 jeweils rund 10.000 Besucher. Erstmals hatte es 1996 in Hanau stattgefunden.
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Hessische Sternsinger vertreten Deutschland in Rom
Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg: Alexandra, Joshua, Miriam und Julian, sind Sternsinger aus Hessen. Sie vertreten Deutschland in diesem Jahr beim Neujahrsgottesdienst mit dem Papst im Petersdom in Rom. Sie kommen aus der Pfarrei St. Peter und Paul in Bad Camberg im Bistum Limburg. Und weil Limburg im kommenden Jahr die bundesweite Sternsingeraktion eröffnet, darf diese kleine Delegation nach Rom fliegen. Die vier sind die einzigen deutschen Sternsinger beim Gottesdienst am 1. Januar in Rom. Das Programm ist voll: Sie treffen die Schweizer Garde, dürfen Sightseeing machen und - vielleicht gibt es sogar ein Händeschütteln mit dem Papst.