"Die Magie der Straße" Leica-Ausstellung in Wetzlar zeigt Ikonen der Straßenfotografie
Im Ernst Leitz Museum in Wetzlar sind derzeit herausragende Bilder der Straßenfotografie zu sehen. Mit der Ausstellung "Die Magie der Straße" feiert das Museum die erste Kleinfilmkamera Leica 1. Diese ging vor 100 Jahren in Produktion - und revolutionierte die Fotografie.
Klein, leicht - eine Revolution: 1925 präsentierte der Unternehmer Ernst Leitz II der Öffentlichkeit eine neue Kamera. Leica 1 sollte sie heißen, bald in Serie gehen und die Fotografie revolutionieren.
Denn: Anders als die bis dahin gebräuchlichen schweren Platten- oder Rollfilmkameras, wog die Leica 1 handliche 400 Gramm und passte bequem in jede Tasche.
Um diese neue Kamera der Welt vorzustellen, war Leitz II im März 1925 aus Wetzlar zur Frühjahrsmesse nach Leipzig gereist, in deren Rahmen die "Messeausstellung Kino, Foto, Optik und Feinmechanik" stattfand.

Feier des 100. Jubiläums mit Ausstellungen
Seit diesem Moment konnte jede(r) Schnappschüsse machen. Und so wurde die Kamera, obwohl sie schon damals das 1,5-fache eines durchschnittlichen Monatslohns kostete, ein Verkaufshit.
In den Jahren und Jahrzehnten danach erblickten verschiedene Fotografie-Genres das Licht der Welt oder erlebten einen ungeahnten Aufwind.
Anlass für das Ernst Leitz Museum in Wetzlar, die Leica 1 gleich mit einer Serie von Ausstellungen zu feiern. Mit der aktuellen Schau "Die Magie der Straße" rückt das Museum die Straßenfotografie ins Zentrum.
Zu sehen sind erstmals ausschließlich Bilder aus dem Leica-Archiv. Über 100 Werke von rund 50 Fotografinnen und Fotografen aus aller Welt haben Kuratorin Karin Rehn-Kaufmann und ihr Team zusammengetragen.
Kuratorin: "Es sind authentische Bilder"
"Es sind authentische Bilder", erklärt die Kuratorin - Bilder, bei denen der Fotograf meist als Beobachter im Hintergrund stehe. Thematisch sei die Straßenfotografie breit aufgestellt, es gehe auch um gesellschaftliche Themen.
Oft hätten Vertreterinnen und Vertreter der Street Photography übersehene Milieus oder nur marginalisiert wahrgenommene Menschen empathisch präsentiert.
Gezeigt werden Bilder bekannter Namen wie des Franzosen Henri Cartier-Bresson (1908 – 20024), der Belgierin Martine Franck (1938 – 2012) oder des Amerikaners Joel Meyerowitz (geb. 1938), "wirkliche Ikonen der Fotografie", betont Rehn-Kaufmann.
Zu entdecken gibt es außerdem unbekanntere Fotografinnen und Fotografen wie den Engländer Matt Stuart oder die Berlinerin Julia Baier, die beide zur Ausstellungseröffnung am Donnerstagabend angereist waren. Von diesen könne auch die Handy-Generation noch einiges lernen, sagte Rehn-Kaufmann.
Ausgestellte Fotografien ragen aus der Bilderflut
"Die Bilderflut von Handys ist enorm, gerade, was die Street Photography angeht", erklärte sie. Doch in der Ausstellung sei zu sehen, dass der spezielle Blick und die Präzision der Fotografen sowie die Technik der Kamera es schafften, herausragende Bilder zu kreieren, "die den Moment noch einmal in eine andere Richtung zu lenken".
Bildkomposition auch bei Schnappschüssen entscheidend
Matt Stuart arbeitet seit 1996 als Fotograf weltweit, unter anderem für die britische Zeitung "The Guardian". Er habe erst nach einer Weile verstanden, dass er das "eine" Foto nicht durch ein einmaliges Drücken des Auslösers schieße, sondern durch zig Versuche, indem er eine ganze Serie aufnehme, erklärte er augenzwinkernd. Dort versteckten sich dann häufig kleine Schätze, die er erst beim Durchschauen entdecke.
Sie finde oft Bilder, die sie mit bloßen Augen auf den ersten Blick nicht entdeckt hätte, ergänzte Julia Baier, die unter anderem für die "taz" arbeitet. Denn auch bei Schnappschüssen komme es am Ende auf die Bildkomposition an: Wo stehen etwa die Personen, wo schauen sie hin, wie sieht der Hintergrund aus? Wie ist das Spiel von Licht und Schatten?
Alltagsgeschichten, Straßenszenen und Architektur
Die Ausstellung "Magie der Straße" ist voll solcher herausragender Kompositionen: Zu sehen sind Alltagsgeschichten, Straßenszenen und auch Architektur aus Amerika, Italien, Frankreich, Indien und vielen Ländern mehr. Die Botschaft lautet: "Die Geschichte der Straßenfotografie ist noch lange nicht auserzählt."