Von historischem Geld bis zu grotesken Wesen Diese Ausstellungen sollten Sie 2023 auf dem Zettel haben
Neues Jahr, neue Ausstellungen: Ob Blumen bei der Landesgartenschau, van Gogh multimedial oder Malerei vom Allerfeinsten – 2023 bringt tolle, neue Ausstellungen. Hier ein paar Tipps, was sich auf jeden Fall lohnt.
Auch 2023 hat Hessen wieder viel zu bieten für Menschen, die gerne in Museen gehen, Kunsthallen besuchen oder Blumen anschauen - Echte oder Virtuelle. Große Namen wie Van Gogh oder Niki de Saint Phalle stehen auf dem Programm und dazu eine wirklich große Anzahl an nicht so bekannten Künstlern und Orten, die es zu entdecken gilt. Wir haben hier mal eine kleine Auswahl zusammen gestellt - subjektiv und unvollständig natürlich. Lassen Sie sich gerne inspirieren.
Darmstadt
"Urknall der Kunst. Moderne trifft Vorzeit": Was hat 20.000 Jahre alte Höhlenmalerei mit Klee, Miro und Picasso zu tun? Die Ausstellung "Urknall der Kunst. Moderne trifft Vorzeit" startet am 24. März im Hessischen Landesmuseum. Sie fragt nach dem Ursprung der Kunst. Eine Frage, die auch den deutschen Ethnologe Leo Frobenius zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigte. Über zwei Dutzend Expeditionen führten ihn und seine Teams zu den Höhlenmalereien Europas, Afrikas und Asiens. Auch Künstlerinnen und Künstler gehörten damals zu den Expeditionsteams. Sie fertigten tausende Nachschöpfungen dieser Bilderwelten an, die 20.000 Jahre in die Vergangenheit führen. Rund 80 Leihgaben lassen in der Ausstellung die Felsbilder in einen Dialog mit Werken der Moderne treten.
Frankfurt
"Van Gogh Alive - The Experience": Eine Multimedia-Ausstellung will Kunstkennern und Erlebnishungrigen gleichermaßen den Maler-Star van Gogh näher bringen. So nah, dass die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung "Van Gogh Alive" in der Raumfabrik Frankfurt in die über 3.000 Bilder wörtlich eintreten, sie aus allen Blickwinkeln und Perspektiven erleben, durch van Goghs Schlafzimmer laufen und in ein Meer aus Sonnenblumen eintauchen können. Das ist keine klassische Ausstellung, wie man sie aus Museen mit Bildern an der Wand kennt, sondern eher ein multisensorielles Ganzkörpererlebnis.
"Niki de Saint Phalle": Bunte "Nanas" machten sie weltberühmt: Niki de Saint Phalle (1930 - 2002) gilt als eine der Hauptvertreterinnen der europäischen Pop-Art und als Mitbegründerin des Happenings. Ihre bunten, großformatigen Frauenfiguren begründeten ihren internationalen Erfolg und gelten bis heute als Markenzeichen. Die Schirn in Frankfurt zeigt ab 3. Februar eine große Einzelausstellung der französisch-schweizerischen Künstlerin. Rund 100 Arbeiten geben einen Überblick über alle Werkphasen.
"Inflation 1923. Krieg, Geld, Trauma": Das Krisenjahr 1923 der Hyperinflation wird zum Jubiläum 100 Jahre später vom Historischen Museum Frankfurt mit einer Sonderausstellung in den Blick genommen. Damals folgte auf die historischen Teuerungen der Aufstieg Hitlers und eine zweite Inflation. Auch die Währungsreformen von 1948, 1990 und 2001 werden dargestellt und die Frage aufgeworfen: Wie sieht es denn heute mit der Inflation aus? Denn die Preise steigen auch 2023 weiter...
"Herausragend! Das Relief von Rodin bis Picasso": Ist es Malerei, ist es Skulptur? Kein anderes künstlerisches Medium sprengt die Grenzen des Sehens wie das Relief. Seine Unbestimmtheit macht es für viele der berühmtesten Künstlerinnen und Künstler besonders reizvoll. Das Städel Museum präsentiert 2023 eine große Überblicksausstellung über die Möglichkeiten des Reliefs von 1800 bis in die 1960er-Jahre. Gezeigt werden Künstlerinnen und Künstler wie Auguste Rodin, Paul Gauguin, Pablo Picasso sowie Hans Arp, Kurt Schwitters, Yves Klein und zahlreiche mehr.
Ugo Rondinone: Es sind groteske Wesen, die das Publikum im Städel Garten im Sommer empfangen werden. Der Schweizer Künstler Ugo Rondinone (*1964) verwandelt den Hügel über den Gartenhallen in eine sonderbare Landschaft. In der Werkgruppe "Sunrise. East" ordnet Rondinone jedem Monat einen Kopf mit charakteristischen und gleichsam stark reduzierten Gesichtszügen zu. Die Besuchenden können allen zwölf Wesen – und damit allen Monaten – von Angesicht zu Angesicht begegnen. Das genaue Datum des Ausstellungsbeginns steht noch nicht fest.
"Weimar weiblich. Frauen und Geschlechtervielfalt im Kino der Moderne (1918 - 1933)": Die Ausstellung im Filmmuseum (DFF) widmet sich der Geschlechtervielfalt und den Frauen im Kino der Weimarer Republik. Im Film waren auch damals Geschlechtertausch, Selbstbestimmung und Homosexualität Themen, das beliebteste aber war die "Neue Frau": Bis heute steht ihr Typus für Modernität und den Ausbruch aus Konventionen, er lebt auf in Serien wie "Babylon Berlin" oder "Eldorado KaDeWe".
"Metall und Gesellschaft“, Wilhelm Merton (1848 – 1916)": Allein die Merton-Straße, das Merton-Viertel, eine Berufsschule, ein Übersetzerpreis sowie ein Universitätsinstitut erinnern in Frankfurt an den Unternehmer jüdischer Herkunft, dessen sozialreformerische Aktivitäten die Stadt stark prägten. Wer aber war Wilhelm Merton, der 1848 in eine Frankfurter jüdische Familie geboren wurde? Die Ausstellung beleuchtet Leben und Werk des Unternehmers mit sozialer Verantwortung.
Rüsselsheim
"Bravo-Starschnitte. Eine Sammlung von Legenden": Für viele Jugendliche waren sie der Grund, die Bravo zu kaufen: Die Starschnitte. Die Ausstellung in den Opelvillen öffnet den Blick in die popkulturelle Stargeschichte der 1960er- bis 2000er-Jahre. Anhand von Fotografien und eben jenen Starschnitten werden Stars und Sternchen aus Film, Fernsehen und Musik lebendig. Die Bravo hatte über 25 Jahre eine Auflage von mehr als einer Millionen Exemplaren und bildete westdeutsche Jugendkultur ab. Beatles, ABBA, Udo Lindenberg oder James Dean – alle klebten lebensgroß an Wänden von Heranwachsenden.
Bad Homburg
"Wolken. Von Gerhard Richter bis zur Cloud": Vierzehn Künstlerinnen und Künstler geben verschiedene Sichtweisen auf den Himmel frei: Wolken stehen hier für Bewegung, Weite, Freiheit, Leichtigkeit, Energie, sind aber auch Indikator für Wetter, Klima und Kosmos. Die Ausstellung im Museum Sinclair-Haus beginnt mit Wolkenbildern (1968 bis 1979) des weltweit renommierten Künstlers Gerhard Richter und spannt den Bogen zu Skulptur, Fotografie, Videokunst und aktueller, internetbasierter Cloud Art internationaler Künstlerinnen und Künstler.
Wiesbaden
"Weltflucht und Moderne. Oskar Zwintscher in der Kunst um 1900": Intensive Blicke, Ornamente und eine große Strenge: Die Porträts von Oskar Zwintscher haben eine große Sogwirkung auf die Betrachterin oder den Betrachter. Aber wer war dieser Künstler, der mit seinen ungewöhnlichen Bildern zu Lebzeiten große Anerkennung aber auch heftige Ablehnung erfuhr?
Die Ausstellung im Museum Wiesbaden präsentiert den sächsischen Maler und Grafiker im Kontext seiner Zeit: Vom Symbolismus über den Jugendstil bis zum Vorgriff auf die Neue Sachlichkeit spannt sich in Zwintschers recht kurzen künstlerischen Schaffensperiode ein weiter Bogen.
Hadamar
"Mutti, nimm mich mit nach Haus. ‚Jüdische Mischlingskinder‘ in der Tötungsanstalt Hadamar 1943–1945": Bisher ist die ehemalige Tötungsanstalt Hadamar der einzige bekannte Ort, an dem "halbjüdische" Kinder und Jugendliche in einem Heim gesammelt und im Rahmen der NS-"Euthanasie" ermordet wurden. Die Kinder und Jugendlichen waren zwischen sechs und 19 Jahre alt.
Im Zentrum der digitalen Ausstellung stehen diese Kinder und Jugendlichen. Ihre Geschichte wird anhand von fünf Einzelschicksalen erzählt: Ingeborg Donges, Georg Brönner, Alfred Völkel und die Brüder Wolfgang und Günter Heinemann. Ebenso werden die Lebensgeschichten ihrer als jüdisch verfolgten Elternteile vorgestellt. So wird das Ausmaß der rassistischen Verfolgung bis zur Zerstörung ganzer Familien durch den Nationalsozialismus begreifbar. Die Ausstellung wird am 27. Januar 2023 anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus um 18 Uhr eröffnet.
Fulda
"Landesgartenschau: Fulda verbindet...": Kunst und Pflanzen - Im Mittelpunkt der Großveranstaltung stehen die vier zentralen Orte: der Sonnengarten, der Kulturgarten, der Genussgarten und der Wassergarten. Passend zum übergreifenden Thema "Kunst und Natur im Dialog" hat die Landesgartenschau gemeinsam mit der Kunststation Kleinsassen, dem Vonderau Museum und dem Kunstverein Fulda ein Konzept entwickelt, das jeden der vier Gärten mit charakteristischen, identitätsstiftenden Kunstwerken ausstattet.
Dazu gibt es natürlich große Freiflächen, Schau- und Mottogärten und regelmäßig wechselnde Blumenschauen, leckeres Essen und viel Gelegenheit, sich zu entspannen und inspiriren zu lassen - bei Konzerten, Lesungen, Theater- und Tanzaufführungen.
Kassel
Jubiläum: Zehn Jahre Welterbestätte Bergpark Wilhelmshöhe: Mit Festen und Veranstaltungen und einer Sonderausstellung begeht die Museumslandschaft Hessen Kassel das Jubiläumsjahr 2023 rund um die Welterbestätte Bergpark Wilhelmshöhe. Die Ausstellung "Bergpark Reloaded" wird im Schloss Wilhelmshöhe zu sehen sein. Dort wird der Weg zum Welterbe und die Ereignissen der letzten zehn Jahre nachgezeichnet und ein virtueller Einblick in die eigentlichen Pläne, die Landgraf Carl mit dem Bergpark Wilhelmshöhe und den Wasserspielen hatte, gegeben. Besucherinnen und Besucher können so diese ganz spezielle Kulturlandschaft besser kennen lernen.
"Fritz Winter. documenta-Künstler der ersten Stunde": Eigentlich war die Sonderausstellung zur documenta schon fertig aufgebaut und sollte im Jahr 2020 eröffnen. Coronabedingt wurde die Kooperation mit den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und der Fritz-Winter-Stiftung verschoben. Nun wird die Ausstellung über den wichtigen documenta-Künstler 2023 in der Neuen Galerie gezeigt.
Mit seinem viel beachteten Auftritt auf der ersten documenta 1955 wurde Fritz Winter (1905-1976) als einer der wichtigsten deutschen Vertreter der abstrakten Malerei bekannt. Der ehemalige Schüler von Paul Klee und Oskar Schlemmer am Bauhaus in Dessau war unter den Nationalsozialisten als entartet diffamiert worden. 1949 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Gruppe der Gegenstandslosen" ZEN 49. Mit Fritz Winter gilt es, einen zentralen Protagonisten der frühen documenta-Geschichte wiederzuentdecken – und einen Maler, der die Sprache der gegenstandslosen Kunst in Deutschland seit den 1920er-Jahren maßgeblich erweitert hat.
"Krikri. Suspekte Subjekte": Die Caricatura zeigt erstmals Arbeiten von Kriki in einer großen Einzelausstellung. Der Berliner Künstler hat sich einen sehr außergewöhnlichen Cartoonstil ausgesucht: Er findet seine Figuren in alten Büchern, Zeitschriften, Lexika oder Bedienungsanleitungen, schneidet sie aus und fügt sie auf einem Blatt Papier neu zusammen. Sie werden durch Texte ergänzt, in Sprechblasen, Über- oder Unterschriften. Krikri zeigt Cartoons zum aktuellen politischen und gesellschaftlichen Zeitgeschehen. Abgerundet wird die Ausstellung durch eine Reihe von Krikis "Obskuren Objekten".
Sendung: hr2-kultur, 30.12.2022, 6 Uhr
Ende der weiteren Informationen