Statt Badespaß Drei alternative Ausflugstipps, die abkühlen und auch noch guttun
Es wird wieder heiß in Hessen. Statt Badesee oder Freibad kann auch ein Besuch in einem der Kurorte Hessens Erfrischung verschaffen. Drei ausgewählte Orte mit Tradition, die Abkühlung, "Meeresluft" oder Entspannung versprechen.
Wer im Sommer nach Abkühlung sucht, denkt schnell an Badeseen oder Freibäder - und ist damit vermutlich nicht allein. Es gibt jedoch kühle Alternativen in ganz Hessen, bei denen man nebenbei auch noch etwas für die eigene Gesundheit macht, und die nicht so überlaufen sind. Drei ausgewählte Orte mit Tradition, die entgegen ihres angestaubten Rufs an heißen Sommertagen ein erholsames Urlaubsgefühl verschaffen:
- Bad Orb: Bei "Meeresluft" durch das Gradierwerk schlendern
- Bad Camberg: Wassertreten in Hessens ältestem Kneippheilbad
- Bad Nauheim: Waldbaden in Hessens einzigem Heilwald
Durch das Gradierwerk in Bad Orb schlendern
Salz liegt in der Luft, es tropft und rauscht - doch am Meer liegt Bad Orb (Main-Kinzig) nicht. Mitten im Kurpark der Gemeinde ragt das mehr als 200 Jahre alte Gradierwerk hervor. Holzbalken halten das Gerüst, das bis oben mit Reisigbündeln aus Schwarzdorn gefüllt ist. Daran läuft Salzwasser herab. Es entsteht ein Sprühregen, den man spüren, schmecken und riechen kann.
"Hier drin ist das Highlight", erklärt Steffen Kempa, Kurdirektor von Bad Orb. Er zeigt auf einen Mittelgang, eine Besonderheit des Gradierwerks. Dort können Besucher und Besucherinnen auf einem Steg über das Becken und zwischen den Rieselwänden hindurchlaufen. "Man sagt, dass ein Spaziergang durchs Gradierwerk fast so guttut wie der Urlaub an der Nordsee."
Die Menschen kämen nicht nur nach Bad Orb, um sich zu entspannen, erklärt Kempa. Die Inhalation habe auch eine heilende Wirkung, vor allem bei Atemwegserkrankungen. 1806 wurde das Gradierwerk bereits gebaut, früher standen in Bad Orb einmal zehn solcher Gradierwerke. Sie dienten der Salzgewinnung. Seitdem haben sich die Gradierwerke von Industrieorten zu großen Inhalatoren entwickelt, die das Herzstück vieler Kurorte bilden. Eine Übersicht weiterer Gradierwerke in Hessen finden Sie hier.
Wassertreten im Kneippheilbad Bad Camberg
"Wir machen den sogenannten Storchenschritt", erklärt Michael Sinn, während er mit beiden Beinen fast knietief im Wasser steht. "Festhalten und dann immer das Bein anheben und von oben wieder ins Wasser." Sinn ist Kurdirektor von Bad Camberg (Limburg-Weilburg). Er macht vor, wie man richtig durch das Wassertretbecken, auch Kneippbecken genannt, stakst.
Die Kneippbecken sind eines der Symbole der Stadt, denn Bad Camberg ist Hessens ältestes Kneippheilbad. Die Wassertretbecken sind ein wichtiger Bestandteil des von Sebastian Kneipp entwickelten Naturheilverfahrens. Der Pfarrer hatte im 19. Jahrhundert nach einem Weg gesucht, Krankheiten zu behandeln und ihnen vorzubeugen.
In das Kneippbecken im Kurpark von Bad Camberg kommt man zurzeit nur durch einen Zugang zwischen Bauzäunen. Denn das Becken wurde gerade erst saniert und wieder für Besucher und Besucherinnen freigegeben. Die Zäune sollen das frisch gesäte Gras schützen. Drei weitere Tretbecken sind im Kurpark zu finden. Eine Übersicht weiterer Kneippkurorte in Hessen finden Sie hier.
Waldbaden im Heilwald von Bad Nauheim
Blätter- statt Wasserrauschen: In Bad Nauheim spendet Hessens erster und einziger zertifizierter Heilwald Schatten, Ruhe und Abkühlung. Ein großer Torbogen lädt zum Eintauchen in den Wald ein - und im Idealfall läuft man direkt langsamer und bewusster. Man schlendert, erklärt Projektleiterin Anna Redmann. Denn das ist ein wichtiger Teil des Waldbadens.
Zertifizierte Heilwälder begleiten den Prozess des Waldbadens mit einem therapeutischen Angebot. Zwölf Stationen mit Entspannungsübungen sind im Bad Nauheimer Heilwald verteilt. Alle seien typisch für das Waldbaden, das helfen könne, Cortisol und Blutdruck zu senken, betont Redmann. Eine dieser Stationen ist das sogenannte Waldbadezimmer. Hängematten und Liegen verteilen sich über den Waldboden und laden zu einer Pause und einem Nickerchen ein.
"Wenn man durch die Baumkronen schaut und sieht, wie die Sonne durch das Blätterdach scheint, dann ist das einfach wunderschön und sorgt bereits für Ruhe", sagt Redmann. Die Verwebung von Wald und Gesundheit hat Tradition in Bad Nauheim: Bereits vor über hundert Jahren wurde der Waldpark mit einem Netz aus Wegen, Rast- und Ruhehütten angelegt.
Sendung: hr2-kultur, 02.08.2024, 6.28 Uhr
Ende der weiteren Informationen