Festspiel-Programm 2024 vorgestellt "Dreigroschenoper", "A Chorus Line" und "Der Vorname" in Bad Hersfeld

Das Programm der Bad Hersfelder Festspiele 2024 soll leichter, unterhaltsamer und vor allem sehr musikalisch werden. Intendant Joern Hinkel hat bei der Vorstellung auch verraten, worüber er nicht lange nachdenken musste, um einen großen Coup zu landen.

Mann und Frau vor einer Stellwand
Hatten bei der Programm-Vorstellung der Bad Hersfelder Festspiele sichtlich Spaß: Intendant Joern Hinkel und Schauspielerin Alexandra Kamp stellen, die in der Komödie "Der Vorname" mitspielen wird. Bild © Jörn Perske/hr
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"Dreigroschenoper", "A Chorus Line" und "Der Vorname" in Bad Hersfeld

hessenschau von 16:45 Uhr
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Die Bad Hersfelder Festspiele wollen im nächsten Sommer eine leichtere Mischung aus Theater und Musical mit vielen musikalischen Einflüssen zeigen. In allen Stücken spiele Musik eine wichtige Rolle, "und das auf die vielfältigste Weise", sagte Intendant Joern Hinkel am Dienstag bei der Programm-Präsentation für die 73. Saison (21. Juni bis 18. August 2024).

Zudem wolle er mehr unterhaltsame Stücke bieten - im Vergleich zur Vorsaison, als er mit dem Shakespeare-Klassiker "King Lear" aufwartete, der vom Publikum nicht gut angenommen wurde. Dennoch kamen über 90.000 Zuschauer in der gesamten Saison. Die Erwartungen wurden damit übertroffen.

Eröffnet wird das renommierte Freilicht-Theaterfestival in der Stiftsruine mit dem Stück "Die Dreigroschenoper" Das Meisterwerk von Bertolt Brecht und Kurt Weill sei voller musikalischer Anspielungen, hinterhältig, doppelbödig und bei aller Desillusionierung charmant und schmissig.

"Es ist das reinste Vergnügen, den Gangstern, Polizisten, Huren und Bettlern beim Trällern ihrer Songs über Liebeslust und -leid zuzuhören", sagte Hinkel. Er zählt es zu den erfolgreichsten Bühnenstücken der dramatischen Literatur.

Hinkel selbst wird das Stück "Wie im Himmel" inszenieren (Premiere: 26. Juli). Es geht um die Geschichte eines weltbekannten Dirigenten und die Erkenntnis, dass man im Leben nichts erzwingen kann, wie Hinkel sagte. Ein Chor aus 30 bis 40 Sängerinnen und Sängern wird dabei mitwirken.

In Sekundenschnelle für "A Chorus Line" entschieden

Das große Festspiel-Orchester in Bad Hersfeld wird das neue Musical "A Chorus Line" begleiten. Die Festspiele erhielten die Lizenz aus den USA für eine Neu-Inszenierung des Broadway-Erfolgs, der mit Michael Douglas in der Hauptrolle auch schon verfilmt wurde. Dabei geht es um den harten Berufsalltag von Sängern, Schauspielern und Musical-Akteuren in den harten Mühlen des Showgeschäfts.

Die Festspiel-Macher betonten, dass es nach dem Stück "Der Club der toten Dichter" nun mit dem Musical zum zweiten Mal gelungen sei, einen Welt-Hit mit einer eigenen Fassung produzieren zu dürfen. "Bisher konnten nur Regie und Tänze von der originalen Broadway-Fassung übernommen werden, sodass bisher in Deutschland, Österreich und der Schweiz keine Neu-Inszenierung zu sehen war", erklärte Hinkel. "Als ich das Angebot bekam, musste ich keine fünf Sekunden überlegen, um Ja zu sagen."

Der Schauspieler Götz Schubert während der Medienprobe des Stücks "Der Club der toten Dichter".
Der Schauspieler Götz Schubert während der Medienprobe des Stücks "Der Club der toten Dichter". Bild © picture-alliance/dpa

700 Bewerberinnen und Bewerber

Viele Schauspielerinnen und Schauspieler wollen bei dem Stück in Bad Hersfeld mitspielen, das auf dem New Yorker Broadway das meistgespielte Musical war. "Wir haben schon über 700 Bewerbungen bekommen. Nächste Woche starten bei uns die Auditions", sagte Hinkel. Regie führen wird Melissa King, Premiere ist am 22. Juni.

"Das ist großartig und ein weiterer Coup, der Joern Hinkel gelungen ist", sagte die Bad Hersfelder Bürgermeisterin Anke Hofmann (parteilos). Sie freut sich aufs Programm: "Kunst und Unterhaltung vom Feinsten - schrill, nachdenklich, anrührend, temporeich. In der Saison 2024 steckt buchstäblich viel Musik drin".

"Der Vorname" verspricht turbulente Vorstellungen

Das Potenzial als erneuter Publikumsmagnet könnte das Stück "Der Vorname" haben (Premiere: 12. Juli). Als Film von Sönke Wortmann war der Stoff 2018 auch schon im Kino zu sehen, und auf der Kleinen Freilichtbühne in Schloss Eichhof wird es angesichts des Themas womöglich turbulente Abende geben. "Das wird ein ganz wunderbares Stück", sagte Schauspielerin Alexandra Kamp, die eine der Rollen übernehmen wird, am Dienstag bei der Vorstellung.

Zum Inhalt: Ein gemütlicher Abend von ein zwei befreundeten Familien in Frankreich gerät völlig aus dem Fugen, weil ein Paar bekannt gibt, sein Kind "Adolphe" nennen zu wollen. Das erinnert leider zu stark an den deutschen Diktator Adolf Hitler, so dass sich über die Namenswahl ein heftiger Streit entspinnt, der maximal eskaliert.

Vier Menschen vor einer Stellwand
Reinhard Faulstich von der Sparkasse Bad Hersfeld, Bürgermeisterin Anke Hofmann, Intendant Joern Hinkel und Schauspielerin Alexandra Kamp bei der Vorstellung des Programms für 2024. Bild © Jörn Perske/hr

Adolf? Ein No-Go!

Kamp kann die Empörung verstehen. Solch ein Name sei ein No-Go: "Leute, die ihr Kind Adolf nennen, würde ich fragen, ob sie noch alle Latten am Zaun haben." Und in Zeiten, in denen die politisch rechtsorientierte AfD Wahlerfolge einfahre, sei das Thema durchaus aktuell.

Kamp spielte in der Vorsaison erstmals in Bad Hersfeld. Für ihre Auftritte im Stück "Nein zum Geld" erhielt sie viel Applaus. Die Vorbereitung sei aber hart gewesen. Sie habe sich den Text nach der Absage einer Kollegin in drei Tagen draufschaffen müssen.

Rückkehr der kleinen Spukgestalt

Ein Wiedersehen wird es in Bad Hersfeld auch mit einer Spukgestalt geben. "Das kleine Gespenst" (Premiere: 28. Juni) wird nach dem Erfolg als Familienstück dieser Saison und einer großen Nachfrage erneut aufgeführt.

Sophia Euskirchen als "Das kleine Gespenst" bei den Bad Hersfelder Festspielemn
Sophia Euskirchen als "Das kleine Gespenst" bei den Bad Hersfelder Festspielemn Bild © BHF/ S. Sennewald

Regisseur Oliver Urbanski hatte eine Fassung des Stücks mit viel Musik auf die Bühne gebracht, allerdings gab es nur wenig Vorführungen. Diesmal gibt es auch drei Abendtermine.

Kleineres Rahmenprogramm

Das Rahmenprogramm der Festspiele wird aber nicht so üppig ausfallen wie zuletzt. Aufgrund der Finanzlage und der allgemeinen Teuerung sei ungewiss, ob weitere Konzerte während der Saison von den Festspielen oder der Stadt veranstaltet werden, wie es hieß.

Das Budget soll aber in etwa auf dem Niveau der Vorsaison liegen. Zuletzt waren 7,9 Millionen Euro genannt worden. Die Tickets werden in einigen Vorstellungen bis zu zwei Euro teurer, wie Intendant Hinkel sagte. Der Karten-Vorverkauf beginnt bereits an diesem Freitag.

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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 10.10.2023, 16.45 Uhr

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Quelle: hessenschau.de