Stadt und Immobilieneigner verhandeln English Theatre Frankfurt steht vor der Rettung

Nach einer langen Hängepartie gibt es nun Hoffnung für das vom Aus bedrohte English Theatre in Frankfurt: Die Stadt verhandelt mit dem neuen Immobilieneigentümer über einen Mietvertrag.

Daniel Nicolai
Theater-Intendant Daniel Nicolai. Bild © picture alliance/dpa | Arne Dedert
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Lange sah es so aus, als seien die Tage des größten englischen Theaters in Kontinentaleuropa gezählt. Doch nun scheint das English Theatre in Frankfurt gerettet: Die Stadt verhandelt derzeit mit dem neuen Eigentümer des Gallileo-Turms, dem Immobilienfonds Capitaland aus Singapur, und der vorigen Eigentümerin, der Commerzbank.

"Wunderbar": Die EZB als Nachbar

Ziel der Stadt ist, die Kellerräume des Turms an- und dem Theater unterzuvermieten, wie die Stadt dem hr bestätigte. Eine Einigung stehe aber noch aus.

Neuer Hauptmieter des Gebäudes wird die Europäische Zentralbank (EZB), die das Theater schon seit längerem sponsert. "Die EZB als Nachbar - das passt einfach wunderbar", freut sich Theater-Intendant Daniel Nicolai. "Wir kennen viele EZB-Mitarbeiter und ihre Familien schon lange. Wir hoffen auf eine Einweihung mit großem Fest."

Monatelange Hängepartie

Der Einigung vorausgegangen war eine monatelange Hängepartie: Die Commerzbank hatte die Immobilie an Capitaland verkauft und Räumungsklage gegen das Theater eingereicht. Mitte April war der Untermietvertrag mit dem English Theatre ausgelaufen, danach gab es keinen gültigen Vertrag.

Das Theater wehrte sich und berief sich auf einen Vertrag von 1999, in dem eine dauerhafte, öffentliche, kulturelle Nutzung des Kellers bindend vorgesehen sei. Die Commerzbank sah nur die Verpflichtung einer "mietzinsfreien Überlassung" bis 2010. Dass das Theater danach weiter in dem Gebäude bleiben konnte, wäre demnach nur eine Gefälligkeit gewesen.

Umzug ins Fritz-Rémond-Theater?

Unabhängig von der nun gefundenen Lösung wird wohl im neuen Jahr über die Räumungsklage entschieden, sagt Nicolai. Stand jetzt sei, dass das Theater sich ab dem 31. Januar eine Ausweich-Spielstätte suchen muss - für wie lange, ist unklar.

Denn: Das Hochhaus muss bald renoviert werden. Nicolai könnte sich vorstellen, das Mitte Mai diesen Jahres geschlossene Fritz-Rémond-Theater im Zoo zu nutzen. Außerdem hofft er, dass der neue Eigner sich bereit erklärt, die Frist für den Auszug des Theaters um acht Wochen zu verlängern, damit die aktuelle Spielzeit beendet werden könne.

"Die Ewigkeitsklausel ist futsch"

Das aktuelle Stück "Something Rotten!" - eine Musical-Persiflage rund um den britischen Dichter William Shakespeare - habe das Team übrigens passend zum möglichen Ende des Theaters ausgewählt, berichtet Nicolai. "Wir dachten: Wenn wir hier untergehen sollten, dann doch irgendwie mit einem großen Feuerwerk."

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"Something Rotten!"

Der Titel des Musicals bezieht sich auf Shakespeares Stück "Hamlet" und das Zitat "Es ist etwas faul im Staate Dänemark". Mit viel Humor wird sehr sehr frei nach Shakespeare gefragt: Wie viel Shakespeare ist eigentlich von Shakespeare? Hat er am Ende alles nur geklaut?

Nicolai selbst beschreibt das Stück als eine Mischung aus "Monty Python's Spamalot" und "Shakespeare in Love". Es war vor einigen Jahren ein Wahnsinns-Erfolg am New Yorker Broadway, dann sollte es eigentlich in London aufgeführt werden - was wegen der Corona-Pandemie nicht geklappt hat.

Und so können sich die Frankfurter auf eine Europa-Premiere in englischer Sprache freuen. Bislang war das Stück nämlich nur kurz in Schweden auf Schwedisch zu sehen und zu hören. hr-Kulturreporter Jan Tussing, sonst eher kein Musical-Fan, war bei den Proben und ist begeistert. Premiere in Frankfurt hat das Musical am 17. November.

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Es gibt auch einen großen Wermutstropfen bei der voraussichtlichen Rettung: "Die Ewigkeitsklausel ist futsch", sagt Nicolai. Künftige Verträge werden für fünf Jahre mit der Option auf eine Verlängerung auf zehn Jahre laufen. "Unsere Rechtsanwälte haben sofort gesagt, sobald unterzeichnet ist, können Sie wieder eine neue Spielstätte suchen", erzählt Nicolai. "Fünf Jahre sind letztendlich viel zu kurz."

Hoffen auf endgültige Räume

Langfristig hofft er auf neue, endgültige Räume von der Stadt, vielleicht im neuen Theaterkomplex, auf dessen Standort die Stadt sich jüngst festgelegt hat, "Warum soll die vielleicht internationalste Stadt Deutschlands nicht in dem Zug ein Theater für uns einbauen?", fragt Nicolai augenzwinkernd.

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Sendung: hr-iNFO, 17.11.2023, 06.00 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Sonja Fouraté, Jan Tussing