Feierliche Zeremonie Museum Wiesbaden gibt Maori-Schädel an Neuseeland zurück

Toi Moko ist das Maori-Wort für kunstvoll tätowierte, konservierte Totenschädel. Ein solches Exponat aus dem 19. Jahrhundert wird nun aus dem Museum Wiesbaden nach Neuseeland zurückgebracht - nicht ohne feierliche Abschiedszeremonie.

Mehrere Menschen sind auf einer Bühne um einen geschmückten grauen Kasten versammelt, davor Zuschauerreihen.
Feierliche Übergabe des Toi Moko- Schädels im Museum Wiesbaden. Bild © Ariane Focke/hr
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Maori-Schädel zurückgegeben

07.06.2023
Bild © hessenschau.de
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Ein Maori-Ahnenschädel ist vom Museum Wiesbaden an Neuseeland zurückgegeben worden. Der tätowierte und konservierte menschliche Schädel wurde am Mittwoch bei einer feierlichen Zeremonie an eine neuseeländische Delegation überreicht.

Der "Toi Moko" hatte sich in einer naturkundlichen Sammlung des 19. Jahrhunderts befunden, wie das hessische Wissenschaftsministerium mitteilte. Er war in den vergangenen Jahren aber nicht mehr ausgestellt worden.

Ritueller Abschied

Toi-Moko-Schädel wurden von den Ureinwohnern Neuseelands ursprünglich zum Andenken an besonders geehrte Ahnen oder als Kriegstrophäe aufbewahrt.

Die von Gebeten und Gesängen begleitete Feier im Museum Wiesbaden galt vor allem der rituellen Abschiednahme des Ahnen und seiner Vorbereitung auf den Weg in die Heimat, so das Museum. Sie bildete die letzte von mehreren Stationen einer Reise der neuseeländischen Delegation durch Deutschland.

Mehrere feierlich gekleidete Menschen enthüllen einen geschmückten Kasten.
Andy Reimann (Bildmitte mit Zopf) hatte für das Museum Wiesbaden die Übergabe in die Wege geleitet, Bild © Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

"Kein angemessener Umgang mit menschlichen Überresten"

Man wisse nicht genau, unter welchen Umständen der Toi Moko nach Europa und in die Wiesbadener Sammlung kam, sagte Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) bei der Übergabe.

"Aus heutiger Sicht jedenfalls ist ein solcher Umgang mit menschlichen Überresten nicht angemessen. Deshalb ist es so verdienstvoll, dass das Museum Wiesbaden von sich aus Verantwortung übernommen, die Initiative ergriffen und den Kontakt nach Neuseeland aufgenommen hat, um eine Repatriierung einzuleiten."

"Schritt zur Versöhnung"

Der Leiter der Delegation und des Repatriierungsprogramms am neuseeländischen Nationalmuseum, Te Herekiekie Haerehuka Herewini, erklärte, dass zwischen den Jahren 1770 und 1840 schätzungsweise rund 300 Toi Moko aus Neuseeland entfernt wurden. "Die Repatriierung ist ein wichtiger Schritt voran, weil sie hilft, frühere Untaten zu versöhnen."

Der neuseeländische Botschafter in Deutschland, Craig J. Hawke, sagte, die kulturellen Einrichtungen hätten großen Respekt und Verständnis für Neuseeland, Māori und Moriori gezeigt, ebenso wie große Lernbereitschaft. "Dass die Ahnen an ihre Heimatorte zurückkehren, ist weltweit von großer Bedeutung."

Zwei Männer schütteln einander die Hand und lehnen ihre Stirn aneinander
Rituelle Berührung zwischem dem Leiter der neuseeländischen Delegation Te Herekiekie Haerehuka Herewini und dem Leiter des Museums Wiesbaden, Andreas Henning (rechts). Bild © Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Wissenschaftler des Nationalmuseums werden den Toi Moko nach seiner Rückkehr nach Neuseeland weiter erforschen, um seine genaue Herkunft zu ermitteln. Dafür würden insbesondere seine Tätowierungen herangezogen, so das Museum Wiesbaden. Der Ahnenschädel solle möglichst seiner Herkunftsgemeinschaft zurückgegeben werden.

Untersuchungen auch zu weiteren Schädeln

Das Museum Wiesbaden will in Kooperation mit dem Institut für Rechtsmedizin an der Universitätsklinik Frankfurt auch elf weitere menschliche Schädel untersuchen. Sie seien mit hoher Wahrscheinlichkeit in den 1830er Jahren gemeinsam mit dem nun repatriierten Toi Moko durch den Arzt und Naturforscher Ernst Albert Fritze zusammengetragen wurden.

Das Landesmuseum hat Bundesmittel für das Kooperationsvorhaben eingeworben, mit dem die genaue Herkunft der Schädel ermittelt und eine mögliche Rückführung vorbereitet werden soll. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste fördert das Projekt zu den elf Schädeln, die zum größten Teil aus Südostasien stammen.

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 07.07.2023, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe