Stadt gründet "Nachtrat" 13 Köpfe sollen das Nachtleben in Frankfurt wieder attraktiver machen

Frankfurts Nachtleben leidet unter hohen Mieten, klagefreudigen Anwohnern und den Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Ein "Nachtrat" soll nun für ein attraktives Frankfurt nach 22 Uhr sorgen. Die Handhabe des Gremiums ist aber erstmal begrenzt.

Ein von Neonlichter erfüllter Raum in einer Großdisko. Schemenhaft sind Tanzende zu erkennen. Im Vordergrund hebt jemand einen Plastikbecher mit Strohhalm in die Luft.
Das Nachtleben in Frankfurt hat mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen Bild © picture-alliance/dpa
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Metropolen behaupten von sich selbst gerne, dass sie "niemals schlafen". Und im Konzert der Großen möchte Frankfurt mit seinen knapp 775.000 Einwohnerinnen und Einwohnern bekanntlich gerne mitspielen.

Allein, das Nachtleben hat in den vergangenen Jahren mit diesem Anspruch nicht Schritt halten können: Steigende Mieten zwingen Clubs und Konzertstätten in die Knie, lärmempfindliche Anwohner klagen gegen Außengastronomie und Feiern auf öffentlichen Plätzen, und dann kam auch noch das große Corona-Loch.

Man ist am Main also noch ein ganzes Stück davon entfernt, eine echte "24-Stunden-Stadt" zu sein. Abhilfe soll nunmehr ein neues, 13-köpfiges Gremium schaffen, das bei der Stabstelle Stadtmarketing angesiedelt sein wird. Ein sogenannter "Nachtrat". In anderen Städten sollen "Nachtbürgermeister" das Nachtleben ankurbeln - aber in Frankfurt denkt man eben eine Nummer größer.

Clubsterben und Klagen

"In den vergangenen Jahren - auch bedingt durch die Pandemie - hat sich das kulturelle Angebot Frankfurts insbesondere im Bereich Nachtökonomie sukzessive ausgedünnt", hält Stephanie Wüst (FDP), Dezernentin für Wirtschaft, Recht und Stadtmarketing bei der Vorstellung des "Nachtrats" im Frankfurter Römer fest. Auf einer persönlicheren Ebene resümiert die 35-Jährige, dass es die Clubs, in denen sie in ihren 20ern getanzt habe, "heute so nicht mehr gibt".

Das Lamento über das Club-Sterben in Frankfurt ist nicht neu. Florian Joeckel, Geschäftsführer der Event-Location Massif Central und Mitglied des neuen 13er-Nachtrats, kennt dies schon aus der Zeit vor der Corona-Pandemie: "Die Zeiten ändern sich. Es gibt Evolution. Es gibt neue Trends. Das Wort 'Club-Sterben' kann man eigentlich gar nicht mehr hören." Nach wie vor gebe es eine aktive Club-Szene in Frankfurt und zusätzlich immer mehr Outdoor-Veranstaltungen.

Für Gäste attraktiv bleiben

Dadurch allerdings entstehen auch neue Konflikte. Der Trend, so bestätigen es mehrere Mitglieder des neuen Gremiums, gehe auch in Frankfurt immer mehr zur Nutzung des öffentlichen Raums - vor allem natürlich im Sommer. Sei es Außengastronomie oder mal mehr mal minder laute Zusammenkünfte auf Plätzen in der Stadt. "Das, was wir im Urlaub toll finden", wie es Joeckel formuliert. Zuhause in Frankfurt allerdings zieht das nicht selten Klagen genervter Anwohner nach sich.

Eines von vielen Themenfeldern, für das das Gremium "Impulse und Ideen" liefern soll. Jedes der 13 Mitglieder soll dabei für einen Bereich zuständig sein. Entsprechend breit aufgestellt ist der Frankfurt Nachtrat (siehe Infokasten). Gastronomen und Clubbetreiber sind ebenso vertreten wie Hoteliers und Vertreter des Stadt-Schülerinnen-Rats. "Ich setze mich hier für ein dynamisches Frankfurt ein und wünsche mir für unsere Gäste auch ein Angebot nach 22 Uhr", sagt Hoteldirektorin Rahwa Bumba. Nur so bleibe Frankfurt für internationale Gäste aktiv.

Eine "Beschwerdestelle" solle das Gremium allerdings nicht sein, betont Dezernentin Wüst, vielmehr als eine Art "Bindeglied" zwischen Nachtökonomie und Stadtverwaltung fungieren und Expertise einbringen. So sollen künftig etwa bei der Stadtplanung die Bedürfnisse von Clubs und Musikspielstättten besser berücksichtigt werden. 68.000 Euro stehen für die - ansonsten ehrenamtliche - Arbeit des "Nachtrats" im ersten Jahr zur Verfügung.

Pilotprojekte und Kampagnen

Die Ansätze der Rats-Mitglieder sind dabei so unterschiedlich wie ihre Zuständigkeiten. Bastian Bernhagen, Geschäftsführer des Gibson-Clubs, möchte vor allem seine Expertise weitergeben, um jungen Club-Betreibern den Einstieg zu erleichtern. Frank Winkler, Betreiber mehrerer Apfelweingaststätten, will sich für die Akzeptanz der Außengastronomie bis 24 Uhr einsetzen. Wie genau sich diese Ziele umsetzen lassen, auch das ist so eine Frage, zu deren Klärung der "Nachtrat" beitragen soll.

Zunächst soll sich das Gremium auf Pilotprojekte und Kampagnen konzentrieren. Angedacht ist etwa eine Neuauflage der "Nacht der Clubs" unter dem Arbeitstitel "Frankfurter Nächte". Zudem soll der "Nachtrat" zusammen mit der Industrie- und Handelskammer und der Tourismus+Congress GmbH Frankfurt an einer Erweiterung bestehender Studien zum Thema "Wirtschaftsfaktor Tourismus in Frankfurt" um Aspekte der Nachtökonomie und Nachtkultur arbeiten.

Weitere Informationen

Die Mitglieder des Frankfurter "Nachtrats"

Der Frankfurter Nachtrat in seiner Besetzung 2024.
Der Frankfurter "Nachtrat" in seiner Besetzung 2024. Bild © hessenschau.de

James Ardinast, Geschäftsführer Ima Clique
Bastian Bernhagen, Geschäftsführer Gibson Club
Klaus Bossert, Vorstand Live in Hessen/Clubs am Main e.V.
Rahwa Bumba, Hoteldirektorin LUME Boutique Hotel
Alina Heinlein, Referentin für Nachtökonomie der Stadt Frankfurt
Luka Ivan Ivanovic, Stadtschulsprecher
Florian Joeckel, Geschäftsführer Massif Central
Marc Kautz, DEHOGA Frankfurt
Matthias Morgenstern, Vorsitzender Live in Hessen/Clubs am Main e.V.
Eduard Singer, Leiter der Stabsstelle Stadtmarketing
Sascha Wild, Musikreferent der Stadt Frankfurt
Magnus Welkerling, Jugend Macht Frankfurt
Frank Winkler, Geschäftsführer "Wie Daheim GmbH"

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Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de