Auftritt in Frankfurt Roger Waters wehrt sich gegen geplante Konzert-Absage
Der Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters will sich juristisch gegen eine mögliche Absage seines geplanten Konzerts in der Frankfurter Festhalle wehren. Stadt und Land wollen es wegen antisemitischer und israelfeindlicher Aktionen Waters' verhindern. Der sieht sein "Menschenrecht auf Meinungsfreiheit" in Gefahr.
Der wegen Antisemitismusvorwürfen umstrittene Musiker Roger Waters wehrt sich juristisch gegen mögliche Absagen seiner Deutschland-Konzerte am 28. Mai in der Frankfurter Festhalle und am 21. Mai in der Münchener Olympiahalle. Waters wirft den Behörden eine "einseitige politisch motivierte Aktion" vor, wie sein Londoner Management am Dienstag mitteilte.
Das Land Hessen und die Stadt Frankfurt hatten sich als Gesellschafter der Frankfurter Messe Ende Februar nach monatelanger Diskussion für die Absage des Konzerts in der Frankfurter Festhalle ausgesprochen. Das Land ist mit 40 Prozent, die Stadt mit 60 Prozent an der Messe Frankfurt beteiligt, die die Festhalle vermietet. Der Mitbegründer der Band Pink Floyd gelte heute als einer der "reichweitenstärksten Antisemiten der Welt", hatten Stadt und Land zur Begründung mitgeteilt.
Messe wartet auf Freigabe des Kündigungsschreibens
Eine von der Messe Frankfurt ausgearbeitete Vertragsauflösung liegt der Stadt und dem Land inzwischen zur Freigabe vor. Das Kündigungsschreiben zur Absage des Konzerts werde gegenwärtig zwischen den beiden Messegesellschaftern abgestimmt, teilte Mark Gellert, Pressesprecher des bei der Stadt zuständigen Finanzdezernats, auf Anfrage am Mittwoch mit. Die Abstimmung soll demnach in den kommenden Tagen erfolgt sein.
Auch der Aufsichtsrat der Messe Frankfurt unter dem Vorsitz von Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP) sieht sich durch den Fall Roger Waters zum Handeln veranlasst. Das Gremium sei nicht in das operative Geschäft eingebunden und in der Angelegenheit Roger Waters nicht beteiligt, teilte der Büroleiter des Wirtschaftsdezernats Stefan Schwaneck mit. Eine außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrats werde "dennoch kurzfristig einberufen, um grundsätzliche Fragen zu besprechen".
Der Aufsichtsrat habe die Aufgabe, "Schaden vom Messestandort Frankfurt fernzuhalten und hier Fragen von übergeordneter Relevanz zu klären". Offenbar geht es dem Gremium auch um das Image der Messe Frankfurt. Die Messe Frankfurt solle "international als guter und verlässlicher Partner erscheinen, der für Messen und Events hochattraktiv ist", erklärt Schwaneck. Dies sei nicht auf einzelne Künstler oder Aussteller bezogen, sondern decke zahlreiche Fragestellungen aus unterschiedlichen Bereichen ab.
Bislang keine Absagen in Frankfurt und München
Abgesagt wurde das Konzert in Frankfurt bislang nicht, Tickets sind nach wie vor online zu kaufen. Ein Sprecher der Messe kündigte aber Ende Februar laut "Frankfurter Rundschau" an, dass man die Anweisung der Gesellschafter umsetzen wolle.
Auch das Konzert in München wurde noch nicht abgesagt, eine Entscheidung des Wirtschaftsausschusses der bayerischen Landeshauptstadt wurde am Dienstag auf den 22. März vertagt. Im Rahmen der Tour "Roger Waters - This is not a drill" sind im Mai insgesamt fünf Konzerte in Deutschland geplant. Forderungen nach einer Absage gibt es auch in Berlin, Hamburg und Köln.
Management: "Waters ist nicht antisemitisch"
Die Absichten der Städte Frankfurt und München, die Konzerte abzusagen, seien "verfassungswidrig, ungerechtfertigt und beruhen auf der falschen Anschuldigung, Roger Waters sei antisemitisch, was er nicht ist", teilte sein Management mit.
Waters habe seine Anwälte daher angewiesen, "sofort alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um diese ungerechtfertigte Entscheidung aufzuheben".
Es solle sichergestellt werden, dass sein grundlegendes Menschenrecht auf Meinungsfreiheit geschützt werde. Alle, die Rogers sehen wollten, sollten dies in Frankfurt, München und in jeder anderen Stadt in jedem anderen Land tun können.
"Herr Waters ist der Ansicht, dass dieser eklatante Versuch, ihn zum Schweigen zu bringen, ernsthafte und weitreichende Folgen für Künstler und Aktivisten in der ganzen Welt haben könnte, wenn er nicht angefochten wird."
Breite Kritik an geplanten Auftritten
An den geplanten Auftritten von Roger Waters gibt es seit Monaten Kritik aus der Politik und auch vom Zentralrat der Juden. Der 79-Jährige war immer wieder mit antiisraelischen und antisemitischen Äußerungen und Aktionen aufgefallen.
Unter anderem gilt er als Unterstützer der BDS-Bewegung (Boycott, Divestment, Sanctions). Die Kampagne zielt auf die politische, wirtschaftliche und kulturelle Isolation des Staates Israel ab, um - so die Selbstbeschreibung - die Besetzung arabischen Landes zu beenden. Kritiker werfen der Kampagne vor, das Existenzrecht Israels infrage zu stellen.
Waters selbst hat in der Vergangenheit immer wieder Künstlerinnen und Künstler aufgefordert, nicht in Israel aufzutreten. In Interviews verglich er den Staat Israel mit dem NS-Regime und dem Apartheidstaat in Südafrika. Auf vergangenen Konzerten ließ Waters zudem Ballons in Schweineform aufsteigen, auf denen ein Davidstern abgebildet war.
Inzwischen bekommt der britische Musiker Unterstützung von zahlreichen prominenten Musikern, Künstlern, Schriftstellern und Journalisten. Auf der Plattform Change.org fordern die Initiatoren einer Petition, Roger Waters auftreten zu lassen. Zu den Unterzeichnern zählen unter anderem Eric Clapton, Peter Gabriel, Susan Sarandon und der Maler Julian Schnabel.
Sendung: hr1, 14.03.2023, 21.00 Uhr
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