Börsenverein des Deutschen Buchhandels Friedenspreis für Historikerin Anne Applebaum

Die polnisch-amerikanische Historikerin und Journalistin Anne Applebaum wird in diesem Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Die Jury lobte ihre Analysen autokratischer Systeme. Damit leiste sie einen wichtigen Beitrag für die Bewahrung von Frieden.

Das Bild zeigt eine Frau mit mittellangen braunen Haare und einem rosafarbenen Blazer und weißer Hose. Sie sitzt auf einem grauen Sessel auf einer Bühne und spricht in ein Mikrofon, das an ihrem Ohr befestigt ist. Ihre rechte Hand hat sie auf dem Sessel abgelegt, ihre linke auf Kinnhöhe angehoben.
Die Journalistin und Historikerin Anne Applebaum erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2024. Bild © Imago Images
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Anne Applebaum wird mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Das teilte der Stiftungsrat am Dienstag mit.

Die Jury lobte die polnisch-amerikanische Historikerin und Journalistin als eine der wichtigsten Analytikerinnen autokratischer Herrschaftssyteme. Sie gelte als Expertin der osteuropäischen Geschichte und habe schon früh vor einer möglichen gewaltvollen Expansionspolitik Wladimir Putins gewarnt.

"Eminent wichtiger Beitrag für Demokratie und Frieden"

Die 59-Jährige verbinde historiographische Erkenntnisse "mit wacher Gegenwartsbeobachtung", hieß es in der Begründung weiter. Mit ihren "tiefgründigen wie horizonterweiternden Analysen der kommunistischen und postkommunistischen Systeme der Sowjetunion und Russlands" habe sie die Mechanismen autoritärer Machtergreifung und -sicherung offengelegt und sie versteh- und erlebbar gemacht.

Damit leiste sie einen "eminent wichtigen Beitrag für die Bewahrung von Demokratie und Frieden".

Applebaum: Von deutschen Historikern profitiert

Die Publizistin zeigte sich am Dienstag geehrt von der Auszeichnung. Der Friedenspreis sei für sie von besonderer Bedeutung, "weil meine Arbeit zur sowjetischen und osteuropäischen Geschichte so sehr von den Forschungen deutscher Historiker und Wissenschaftler profitiert hat", sagte Applebaum in Warschau. 

Sie dankte der Jury und "allen in Deutschland, die weiter für Frieden, Freiheit und Demokratie in der Ukraine, in Russland und ganz Europa kämpfen".

Karriere als Auslandskorrespondentin

Anne Applebaum wurde 1964 als Kind jüdischer Eltern in Washington D.C. geboren und lebt seit mittlerweile 30 Jahren in Polen. Sie studierte zunächst an der Yale University Russische Geschichte und Literatur, später in London und Oxford Internationale Beziehungen.

1988 begann sie ihre journalistische Karriere als Auslandskorrespondentin für die britische Zeitung "The Economist". Sie arbeitete außerdem für den "Evening Standard" und den "Daily Telegraph". 2002 wurde sie ins Herausgebergremium der "Washington Post" gewählt. Aktuell schreibt sie hauptsächlich für die US-amerikanische Zeitschrift "The Atlantic".

Mit Pulitzer-Preis ausgezeichnet

2011 wurde Applebaum Direktorin des internationalen Think Tanks "Transitions Forum", 2012 übernahm sie außerdem einen Lehrstuhl für Geschichte an der London School of Economics and Political Science. Seit 2019 ist sie an der Johns Hopkins University im US-amerikanischen Bundesstaat Maryland tätig.

Als Autorin beschäftigte sich Applebaum mit den Mechanismen autoritärer Machtsicherung. Dafür wurde sie unter anderem mit dem Pulitzer-Preis und dem Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik der Stadt Oldenburg ausgezeichnet.

Die 59-Jährige ist mit dem polnischen Außenminister Radosław Sikorski verheiratet und Mutter von zwei Söhnen.

Verleihung am letzten Buchmesse-Tag

Seit 1950 verleiht der Börsenverein des Deutschen Buchhandels den Friedenspreis an Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben.

Die Auszeichnung zählt zu den wichtigsten Kulturpreisen Deutschlands und ist mit 25.000 Euro dotiert. Finanziert wird sie aus Spenden von Buchhändlern und Verlegern. Preisträger des vergangenen Jahres war der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie.

Die Preisverleihung findet traditionell am letzten Tag der Frankfurter Buchmesse - in diesem Jahr ist das der 20. Oktober - in der Paulskirche statt.

Weitere Informationen

Sendung: hr2, 25.06.2024, 14 Uhr

Redaktion: Anna Lisa Lüft

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Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe