Börsenverein des Deutschen Buchhandels Friedenspreis geht an Salman Rushdie
Der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie erhält in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Man wolle ihn für seine Unbeugsamkeit und seine Lebensbejahung ehren, begründete die Jury.
Er sei einer der leidenschaftlichsten Verfechter der Freiheit des Denkens und der Sprache - "und zwar nicht nur seiner eigenen, sondern auch der von Menschen, deren Ansichten er nicht teilt": Salman Rushdie erhält in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Das teilte der Stiftungsrat am Montag - Rushdies Geburtstag - mit.
Der indisch-britische Schriftsteller bekommt die Auszeichnung im Herbst im Rahmen der Frankfurter Buchmesse. "Wir ehren Salman Rushdie für seine Unbeugsamkeit, seine Lebensbejahung und dafür, dass er mit seiner Erzählfreude die Welt bereichert", hieß es in der Begründung der Jury. Er verteidige unter hohen persönlichen Risiken eine wesentliche Voraussetzung des friedlichen Miteinanders.
Rushdie: "Kann Jury nur danken"
Die Jury lobte Rushdies Verbindung von "erzählerischer Weitsicht mit stetiger literarischer Innovation, Humor und Weisheit". In seinen Romanen und Sachbüchern beschreibe er "die Wucht, mit der Gewaltregime ganze Gesellschaften zerstören, aber auch die Unzerstörbarkeit des Widerstandsgeistes Einzelner".
Der 76-Jährige zeigte sich am Montag geehrt. Er sei dankbar für diese wichtige Auszeichnung, zitiert der Stiftungsrat Rushdie: "Ich kann der Jury nur für ihre Großzügigkeit danken. Ich weiß, wie bedeutsam dieser Preis ist, und ich bin ein wenig eingeschüchtert von der Liste der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger, zu der sich mein Name nun gesellen wird. Ich freue mich wirklich sehr."
Durchbruch 1981 mit "Mitternachtskinder"
Der 1947 in Indien geborene Rushdie gehört zu den bedeutendsten Vertretern der zeitgenössischen englischen Literatur. Sein internationaler Durchbruch gelang ihm 1981 mit dem Buch "Mitternachtskinder", für das er mit dem Booker-Preis ausgezeichnet wurde.
Insgesamt veröffentlichte Rushdie mehr als zwei Dutzend Romane, Sachbücher und andere Schriften. Seinen Romane wurden in über 40 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen internationalen Preisen bedacht. 2007 wurde er von Queen Elizabeth in den Ritterstand erhoben.
Anschlag im vergangenen Sommer
Im vergangenen Sommer war Rushdie während eines Vortrags in den USA mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt worden. Er ist seitdem auf einem Auge blind.
Der Angriff kam mehr als 30 Jahre nachdem der frühere Revolutionsführer im Iran, Ayatollah Chomeini, wegen Mohammed-Darstellungen in Rushdies viertem Roman "Die satanischen Verse" 1989 per Fatwa zur Ermordung des Autors aufgerufen hatte.
Das Werk sei "gegen den Islam, den Propheten und den Koran", hieß es in dem Rechtsgutachten. Muslime in aller Welt waren zur Vollstreckung des Todesurteils aufgerufen.
Rushdie und sein berufliches Umfeld erhielten in der Folge zahlreiche Morddrohungen, er selbst lebte jahrzehntelang unter Polizeischutz im Untergrund. Inzwischen schreibt er an einem Buch über den missglückten Angriff im vergangenen August.
Roth lobt Rushdies Einsatz für Freiheit des Wortes
Kulturstaatsministerin Claudia Roth gratulierte Rushdie am Montag. Er stehe wie kaum ein anderer "für den mutigen und unerschütterlichen Einsatz für die Freiheit des Wortes und das seit mittlerweile vielen Jahrzehnten", so die Grünen-Politikerin.
Leider stehe der Name Salman Rushdies auch stellvertretend für die Gefahr, der mutige und leidenschaftliche Schriftstellende weltweit ausgesetzt sein könnten. Auch das PEN-Zentrum Deutschland mit Sitz in Darmstadt, deren Ehrenmitglied Rushdie ist, sprach Gratulationen aus.
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Er wird aus Spenden von Buchhändlern und Verlegern finanziert und ehrt Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben. Preisträger des vergangenen Jahres war der ukrainische Autor und Musiker Serhij Zhadan.
Die Preisverleihung findet traditionell am letzten Tag der Frankfurter Buchmesse - in diesem Jahr ist das der 22. Oktober - in der Paulskirche statt. Rushdie wird persönlich in Frankfurt erwartet.
Sendung: hr-iNFO, 19.06.2023, 12 Uhr
Ende der weiteren Informationen