Räumungsklage der Commerzbank Gericht soll Räumungsstreit ums English Theatre klären
Dem English Theatre im Gallileoturm in Frankfurt droht das endgültige Aus. Die Commerzbank hat gegen das traditionsreiche Theater Räumungsklage eingereicht. Das Theater sieht sich im Recht - und begrüßt die Klärung vor Gericht.
Das English Theatre Frankfurt (ETF) ist das größte englischsprachige Theater in Kontinentaleuropa und eine feste Größe in der Frankfurter Kulturszene: Seit 1979 zeigt das ETF Theaterstücke und Musicals ausschließlich in englischer Sprache.
Die Spielorte hatten mehrfach gewechselt, bis die Institution 2003 im Keller des neuerbauten Gallileo-Wolkenkratzers - damals die Konzernzentrale der Dresdner Bank - ein festes Zuhause fand. Doch nun droht dem traditionsreichen Theater nach zwanzig Jahren der Rauswurf.
Untermietvertrag ist ausgelaufen
Die Commerzbank hat eine Räumungsklage gegen den Theaterbetreiber eingereicht. Der Grund: Das Haus, in dem sich das Theater befindet, ist von der Commerzbank als Nachfolger der Dresdner Bank verkauft worden. Mitte April war der Untermietvertrag mit dem English Theatre ausgelaufen, derzeit gibt es keinen gültigen Vertrag.
Der Betreiber weigert sich allerdings, das Theater zu räumen, auch nach gescheiterten Verhandlungen über einen Weiterbetrieb. Die Commerzbank will nach eigenen Angaben mit der Räumungsklage Strafzahlungen an den neuen Besitzer CapitaLand vermeiden.
Wie weit reichte die Verpflichtung?
Nach Ansicht der Commerzbank ergab sich aus einem Vertrag von 1999 nur eine Verpflichtung einer mietzinsfreien Überlassung bis 2010. Dass das Theater danach weiter in dem Gebäude bleiben konnte, wäre demnach nur eine Gefälligkeit gewesen.
Man bedauere, dass trotz acht Jahren Vorlaufzeit bislang keine Lösung für den Verbleib des ETF gefunden worden sei, so die Commerzbank in einer Stellungnahme. Die Bank habe in den zurückliegenden Monaten das ihr Mögliche getan, damit das Theater im Gallileo-Gebäude verbleiben könne.
Dauerhafte kulturelle Nutzung?
Das English Theatre und die Stadt Frankfurt argumentieren dagegen, dass in der Vereinbarung von 1999 eine dauerhafte, öffentliche, kulturelle Nutzung des Kellers bindend vorgesehen seien.
Das English Theatre erklärte am Freitag dazu, es sei gut, dass die unterschiedlichen Rechtsauffassungen nun gerichtlich untersucht würden. "Dass der Sachverhalt nun endgültig geklärt wird, das begrüßen wir", heißt es in einer Stellungnahme, die dem hr vorliegt.
Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) ließ mitteilen, sie setze sich weiterhin für eine einvernehmliche Lösung unter Einbeziehung der Commerzbank und CapitaLand ein, die das Theater dauerhaft am jetzigen Standort sichert.
Große Solidarität
Auch aus der Öffentlichkeit erfährt das English Theatre Frankfurt viel Unterstützung: Eine Petition für den Erhalt der Spielstätte hatten mehr als 25.000 Menschen unterschrieben.
Rückenwind gibt es auch seitens der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Julia Eberz, die sich in einem Statement ebenfalls auf eine Nutzungsvereinbarung von 1999 beruft. "CapitaLand riskiert mit seiner Haltung einen unschönen Leerstand und vor allem ein stark beschädigtes Renommee in der Stadt."
"Eine Reise voller Irrungen und Wirrungen"
Und das English Theatre gibt sich trotz der anstehenden Klage kämpferisch: Für den 17. Juni ist die Premiere eines neuen Stückes angekündigt: Die romantische Kommödie "Now and then" sei "eine Reise voller Irrungen und Wirrungen".
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 13.06.2023, 19.30 Uhr
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