Römischer Keller in Frankfurt geborgen Wenn ein Brand zum Glücksfall wird
Es ist nicht der erste Keller, der bei Grabungen in der Frankfurter Römerstadt Nida gefunden wurde. Trotzdem sprechen Archäologen beim aktuellen Fund von einem Glücksfall. Für die Bergung mussten sie außergewöhnliche Wege gehen.
Ausgerechnet einem Brand sei es zu verdanken, dass der römische Holzkeller, der bei Grabungen im Frankfurter Stadtteil Heddernheim gefunden wurde, so gut erhalten ist wie kaum ein anderer auf dem Gebiet der antiken Stadt Nida, sagt Thomas Flügel, Restaurator des Archäologischen Museums.
Er spricht von einem "Glücksfall" für die Archäologen. Denn während organische Materialien wie Leder oder Holz in der Regel schnell verfallen, blieb das Holzgebälk des Kellers in Kohleform über rund 2.000 Jahre hinweg erhalten.
Schnelle Bergung erforderlich
Der im März 2023 entdeckte Holzkeller war Teil eines römischen Wohnhauses, das im späten 1. Jahrhundert nach Christus in Fachwerkbauweise auf dem heutigen Gebiet des Frankfurter Stadtteils Heddernheims errichtet wurde.
Die Glas- und Eisenteile, die vor Ort gefunden wurden, zeugten davon, dass die Bewohner das Haus wegen des Brandes schnell verlassen mussten, erklärt Andrea Hampel vom Frankfurter Denkmalamt. Den Experten war sofort klar: Der Keller darf nicht zu lange der Witterung ausgesetzt sein.
Der Leitende Direktor des Archäologischen Museums Frankfurt, Wolfgang David, lobt die – auch finanzielle – Rückendeckung des Kulturdezernats, das sehr kurzfristig die benötigten Mittel zur aufwendigen Bergung der empfindlichen Reste des vom Brand zerstörten Kellers bereitgestellt habe. "Jeder weitere Tag unter freiem Himmel hätte Verlust an Substanz bedeutet."
Zerlegung in mühevoller Kleinarbeit
Die Frage war nur: Wie birgt man einen Keller? In einem Stück sei er mit 50 bis 60 Tonnen viel zu schwer für einen Transport gewesen, erklärt der verantwortliche Restaurator Detlef Bach. Das hätte zudem das Risiko mit sich gebracht, dass Teile des Kellers beim Trocknen der Erde einreißen könnten.
Bach und seine Kollegen haben sich für eine Zerlegung des Kellerbodens in kleine rechteckige Abschnitte entschieden. Dazu musste der Boden, der vornehmlich aus Erde besteht, allerdings erst einmal stabil gemacht werden.
In einem wenig erprobten Verfahren wurden zunächst verdünnte Schichten Kunstharz aufgesprüht, eine Trennschicht aus Silikon und schließlich eine Oberfläche aus Gips aufgebracht, um die Oberfläche als Ganzes zu fixieren.
Anschließend wurde sie in Teile zerlegt und in die Restaurationswerkstatt transportiert. Dort wurde die Erde von der Rückseite abgearbeitet und die Unterseite des Kellers mit Glasfaser verstärkt. "Ich kenne niemanden, der das schon mal gemacht hat", sagt Detlef Bach. "Wir haben es gewagt und gewonnen."
Diskussionen um den Ausstellungsort
Jetzt ist der Kellerboden fertig restauriert und wieder zusammengesetzt, inklusive fünfstufiger Treppe. Darüber, wo er und die anderen Fundstücke aus den Grabungen auf dem Areal letztlich verbleiben und präsentiert werden sollen, gab es zuletzt reichlich Diskussionen.
Der zuständige Ortsbeirat für Heddernheim kämpfte seit Jahren für eine museale Präsentation der Fundstücke vor Ort. Bei der Grabungsstelle handelt es sich allerdings um ein Baugrundstück der Wohnungsbaugesellschaft ABG.
Pläne, wonach der rekonstruierte Keller im Archäologischen Museum ausgestellt werden soll, scheinen nun vom Tisch: Laut Kulturdezernentin Ina Hartwig steht fest, dass der rekonstruierte Keller möglichst nahe am Ort des Fundes in Frankfurt-Heddernheim gezeigt werden soll. Die ursprünglichen Pläne der ABG seien aufgrund der Funde mehrfach angepasst worden.
Wie genau und ab wann der Holzkeller der breiten Öffentlichkeit präsentiert wird, sei allerdings noch nicht definiert. Es sei nicht im Sinne des Archäologischen Museums, einen Park mit Rekonstruktionen zu bauen, erklärt Direktor Wolfgang David. Es gehe darum, den Boden sprechen zu lassen.
Nida, eine antike Metropole
Seit September 2021 fanden auf dem Baugrundstück Ausgrabungen statt. Dabei haben die Archäologen auf 3.500 Quadratmetern Entdeckungen wie eine römische Fußbodenheizung, Töpferöfen oder eine städtische Latrine gemacht. Sie sind zu der Erkenntnis gekommen, dass die Stadt größer gewesen sein muss als ursprünglich angenommen.
"Nida war eine Metropole", erläutert Andrea Hampel vom Denkmalamt. "Das, was Frankfurt fürs Rhein-Main-Gebiet war, das war Nida in der Römerzeit." Der später überbaute und nun restaurierte Holzkeller stamme aus einer Zeit, bevor Nida zu einer florierenden Stadt wurde und zeige, dass die Römer diesem Standort treu waren.
Sendung: hr-iNFO, 07.02.2024, 17 Uhr
Redaktion: Laura Nies/Anna Lisa Lüft