Grimmwelt-Eröffnung Mehr als ein Märchen-Museum
Sind Sie neugierig? Und mutig? Dann nichts wie hin nach Kassel. In der neuen Grimmwelt gibt es ab Freitag alles rund um die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm zu entdecken. Und die waren weit mehr als nur Märchenonkel.
"Hörst Du mich? Komm ein Stück näher", flüstern die Dornen der dichten Hecke, durch die man sich in der Grimmwelt Kassel einen Weg zur Prinzessin bahnt. Ein bisschen Mut braucht man schon in dem Erlebnisbereich des neuen Museums. Hier lauert eine Hexe, dort könnte man dem bösen Wolf begegnen - eben ganz wie in den Märchen der Brüder Grimm.
"Hier können Sie eintauchen in alles, was die Brüder Grimm ausmacht", verspricht Susanne Völker, Geschäftsführerin der Grimmwelt. Da gibt es zum einen die bekannte Seite der Grimms, die Märchen. Im Erlebnisbereich des Museums, der sich hauptsächlich an Kinder, Jugendliche und experimentierfreudige Erwachsene richtet, sind die bekannten Geschichten allgegenwärtig.
Da lockt die Hexe ins Pfefferkuchenhaus, und hat man sich erst einmal auf den Spuren von Hänsel und Gretel aus den Fängen der Alten befreit, muss man sich durch Dornröschens Dornenhecke zwängen. Weiter, den Schneewittchenweg entlang, wartet am Ende schon die nächste Überraschung. Es soll ja nicht zu viel verraten werden, aber wer will schon ernsthaft mit der bösen Königin diskutieren, wer nun die Schönste im ganzen Land ist?
"Die Grimms waren aber viel mehr als nur Märchenonkel", betont Völker und rückt den zweiten großen Ausstellungsbereich des Hauses in den Fokus. Dieser Teil des Museums dreht sich um die Rolle der Brüder Grimm als Literatur- und Sprachwissenschaftler. Jeder kenne die Märchen von Jacob und Wilhelm Grimm. Ihre Verdienste als Sprachforscher und ihr politisches Engagement seien jedoch für viele Menschen neu und auch durchaus überraschend.
Dieser zweite Ausstellungsbereich ist wie ein Schlagwortregister organisiert und folgt 26 Einträgen aus dem Deutschen Wörterbuch, das zu den großen Lebensleistungen der Grimms zählt. Herzstück sind zwei Arbeitsexemplare der "Kinder- und Hausmärchen" mit handschriftlichen Anmerkungen der Sprachforscher, die zum Unesco-Weltdokumentenerbe gehören.
Überhaupt gehen Hochkultur und Spaß in der Grimmwelt Hand in Hand. Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat aus enger Verbundenheit zu Kassel eigens ein Kunstwerk für das Haus geschaffen. Wenige Meter weiter aber sorgt ein Schimpfwort-Generator für Heiterkeit. Wer sich traut, mit lauter Stimme, sein Lieblingsschimpfwort in ein Sprachrohr zu rufen, bekommt eines aus dem Grimmschen Wortschatz zurückgerufen.
Und wie sieht nun der typische Besucher aus, der in der Grimmwelt gut unterhalten wird? "Wir richten uns an ein neugieriges und interessiertes Publikum, das sich mit großer Freude auf den Facettenreichtum der Grimms und der Grimmwelt einlässt", freut sich Susanne Völker auf die Eröffnung.