Hessen mit fünf Filmen in Berlin Doku über Hanau-Anschlag feiert Premiere auf der Berlinale

Auf der Berlinale hat am Dienstag ein Dokumentarfilm über den Anschlag von Hanau vor fünf Jahren Premiere gefeiert: "Das Deutsche Volk" ist einer von fünf Beiträgen mit hessischer Beteiligung bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin.

Hinterbliebene des Hanau-Attentats im Gespräch auf der Berlinale.
Die Hinterbliebenen des Hanau-Attentats Armin Kurtović (2.v.l.), Emiş Gürbüz (3.v.l.), Niculescu Păun (3.v.r.) und Regisseur Marcin Wierzchowski (2.v.r.) im Gespräch auf der Berlinale. Bild © hr

Der Film "Das Deutsche Volk" erzählt die Geschichte des rassistischen Anschlags von Hanau aus der Perspektive der Angehörigen der Opfer und der Überlebenden. Bei dem Anschlag tötete am 19. Februar 2020 ein Deutscher neun Menschen aus rassistischen Motiven sowie seine Mutter und sich selbst.

Ermordet wurden Kaloyan Velkov, Sedat Gürbüz, Fatih Saracoglu, Vili Viorel Paun, Mercedes Kierpacz, Gökhan Gültekin, Said Nesar Hashemi, Hamza Kurtovic und Ferhat Unvar.

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"Ich habe für meinen Film den Blick der Angehörigen gewählt und versucht, das Ganze aus ihrer Perspektive zu erzählen", sagt der Frankfurter Filmemacher Marcin Wierzchowski. Dazu begleitete er Hinterbliebene des rassistischen Anschlags fast fünf Jahre lang mit seiner Kamera. In dem Film berichten sie von ihren Verlusten und ihrer Trauer. Wierzchowski zeigt auch ihren Kampf um Anerkennung, Aufklärung und Zugehörigkeit zu dem Land, das sie ihr Zuhause nennen.

Wierzchowski hatte bereits 2021 in einem Film für den hr Hinterbliebene des Anschlags begleitet. Dafür war er mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden.

Der Film "Das Deutsche Volk" läuft auf der Berlinale in der Sektion "Berlinale Special". Er wurde vom Regisseur produziert unterstützt durch den Hessischen Rundfunk, ZDF/3sat und die Frankfurter Strandfilm.

"Mother´s Baby" und "Zirkuskind" laufen in den Wettbewerben

Vier weitere Filme auf der Berlinale entstanden mit Unterstützung der Filmförderung Hessen Film & Medien ganz oder in Teilen in Hessen. "Gute Filme schlagen Brücken in neue Welten und zu neuen Sichtweisen", sagte Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels am Montag in Berlin. Das sei in einer Zeit, "in der unsere Demokratie unter Feuer steht, wichtiger denn je".

In "Zirkuskind", einem Kinder-Dokumentarfilm mit Animationen begleiten Julia Lemke und Anna Koch den Jungen Santino, der mit seiner Familie und ihren Tieren von Ort zu Ort zieht. "Es ist wahnsinnig besonders so aufzuwachsen, als Nomaden in dieser Zauberwelt, die Kinder heute ja oft nur noch aus Kinderbüchern kennen", sagt Anna Koch.

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Santinos Großvater erzählt in dem Doku-Roadmovie von früheren Zeiten, während Santino erst am Beginn seines eigenen Abenteuers steht. "Zirkuskind" ist eine Produktion von Flare Film in Koproduktion mit dem Hessischen Rundfunk, Mitteldeutschen Rundfunk und SWR. Der Film feierte auf der Berlinale in der Sektion "Generation" seine Weltpremiere.

Filmmusik aus Offenbach

Im Rahmen des Hauptwettbewerbs um den Goldenen Bären ist der Spielfilm "Mother's Baby" der österreichischen Regisseurin Johanna Moders vertreten. Die Musik zum Film stammt vom Offenbacher Komponisten Diego Ramos Rodriguez und auch die hessischen Produktions- und VFX Firmen Seehund Media und Acht.Studio sind mit an Bord.

Der psychologische Thriller mit Science-Fiction-Elementen dreht sich um eine 40-Jährige Mutter, die darum ringt, eine Bindung zu ihrem neugeborenen Kind aufzubauen – Stichwort postnatale Depression. Der Traum von der eigenen Familie wird zum Alptraum.

Hauptrolle in "Hysteria" als Deutscher Shooting Star 2025 ausgezeichnet

Weltpremiere feierte auch der Spielfilm "Hysteria" des Bad Hersfelder Regisseurs Mehmet Akif Büyükatalay in der Sektion "Panorama". Bei Dreharbeiten zu einem Film über den Brandanschlag auf ein Solinger Asylbewerberheim 1993 wird ein verbrannter Koran gefunden. Die Geschichte läuft aus dem Ruder.

Schauspielerin Devrim Lingnau erhält für ihre Hauptrolle in dem Verschwörungsthriller auf der Berlinale die Auszeichnung "Deutscher Shooting Star 2025". Erstmalig unterstützt die Hessen Film & Medien dieses Nachwuchsprogramm.

Eine junge Frau (Oberkörperportrait) blickt in die Kamera. Im Hintergrund unscharf eine Wand mit vielen Logos und dem Schriftzug "efp european shooting..."
Bild © picture-alliance/dpa I Sebastian Christoph Gollnow

In der Sektion "Berlinale Forum" stellt die ukrainisch-israelische Regisseurin Veronica Nicole Tetelbaum ihren ihr Regiedebut "Batim/ Houses" vor. Ihr Film erkundet die Identitätssuche einer non-binären Person nach ihren Wurzeln. Auch dieser Film wurde zu Teilen in Hessen produziert.

Redaktion: Katrin Kimpel

Sendung: hr2 kultur,

Quelle: Heiko Schneider, hessenschau.de