Hessens größtes Planetarium In Kassel kann man den Sternen wieder nahe sein
Zwei Jahre lang war das Planetarium in Kassel geschlossen. Am 1. November wird es wieder öffnen. Gezeigt wird neben fernen Galaxien auch unser alltäglicher Mikrokosmos.
Das Weltall, tanzende Mikroben und die Oberfläche von Eierschalen – all das gibt es künftig im Planetarium zu entdecken. Kurz vor der Wiedereröffnung reiste am Mittwoch Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD) aus Wiesbaden nach Kassel.
Der bekennende Fan der 360-Grad-Kuppel freut sich, dass Menschen hier endlich wieder ferne Galaxien erleben können. Er sei häufiger auf das Planetarium angesprochen worden als auf die documenta oder das Staatstheater, so Gremmels: "Das zeigt die Sehnsucht der Menschen nach diesem Ort."
Fast zwei Jahre lang war das Planetarium geschlossen, seit Januar 2023. Der Grund war zum einen der dringende Umbau der Brandmeldeanlage, zum anderen hatte ein wichtiger Techniker das Planetarium verlassen. Insgesamt haben Umbau und Modernisierung 646.000 Euro gekostet.
Kooperationen mit Uni und Schülerforschungszentrum
Martin Eberle, Leiter der Kunst- und Kultureinrichtung Hessen Kassel Heritage (HKH), betonte die Leistung des Teams und verwies auf die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Kooperationspartnern wie der Universität Kassel und dem Schülerforschungszentrum Nordhessen (SFN).
Künftig sollen im Planetarium auch Studierende der Uni eine Einführung in die Himmelskunde bekommen können.
Das Team hat die Zeit genutzt, um die Technik des Planetariums weiterzuentwickeln. Diese wurde vor allem hinter den Kulissen modernisiert. So wurden LED-Leuchten statt der kurzlebigen Halogenlampen in Hochleistungsbeamer und Sternenprojektor eingebaut.
Blick aufs Weltall aus fünf Metern Entfernung
Außerdem wurden Grafikkarten getauscht und mehr Rechnerleistung für ruckelfreie Flüge durch den Kosmos angeschafft. Die Grafikkarten in den neuen Hochleistungsrechnern steigern die Detailgenauigkeit um das Zehnfache.
Bei den Vorführungen können Zuschauerinnen und Zuschauer auf den 52 Plätzen den Planeten viel näher kommen. Die Techniker können jetzt bis auf fünf Meter an die Oberflächen in den unendlichen Weiten heranzoomen. Vor der Modernisierung kam man nur bis auf 50 Meter heran.
"Wir haben hier nun eines der modernsten Planetarien, die es gibt", betonte Wissenschaftsminister Gremmels.
Flug durch Täler des Mars
Karsten Gaulke, Leiter des Astronomisch-Physikalischen Kabinetts und des Planetariums, bekommt beim Blick auf die Möglichkeiten der neuen Technik leuchtenden Augen. Sein persönliches Highlight sei der Flug durch das Planetensystem und die Mikroben, die sich im Takt der Musik bewegen, erzählt er.
Durch die neue Technik erscheinen die Bilder mit mehr Brillanz und in höherer Auflösung. Das bedeutet für die Verantwortlichen im Planetarium auch mehr Möglichkeiten.
Vor zwei Jahren endete der Flug zum Mars mit einem Blick auf dessen Außenhaut. Jetzt nimmt die neue Technik die Besucher mit auf die Oberfläche: mit aktuellen Bildern von Tälern, Kratern und vereisten Polen, die von der US-Weltraumorganisation Nasa und ihrer europäischen Schwester ESA zur Verfügung gestellt wurden.
Gaulke freut sich jetzt darauf, "endlich wieder Großstadtmenschen den Sternenhimmel zu zeigen", den sie wegen der Lichtverschmutzung sonst nicht sehen können.