Preisverleihung Hessischer Film- und Kinopreis feiert Leben zwischen den Kulturen
Zum 35. Mal wurden am Freitagabend die Hessischen Film- und Kinopreise verliehen. Die Sieger in allen Hauptkategorien beschäftigen sich mit dem Leben zwischen verschiedenen Kulturen. Gefeiert wurde auch Schauspielerin Barbara Sukowa.
Mehrere Produktionen, in denen sich die Filmemacherinnen mit dem Leben zwischen zwei Ländern und Kulturen beschäftigen, sind am Freitagabend in der Alten Oper Frankfurt mit den Hessischen Film- und Kinopreisen ausgezeichnet worden.
Der Preis für den besten Spielfilm ging an "Shahid" von Narges Kalhor. Die in Teheran geborene Filmemacherin erzählt in dem autofiktionalen Stück von dem Versuch, aus ihrem Namen den Bestandteil Shahid (zu deutsch: Märtyrer) entfernen zu lassen.
In einer Mischung aus dokumentarischen und fiktionalen Elementen schaut sie auf ihr Leben zwischen deutscher Bürokratie und den Traditionen ihrer iranischen Familie. Mit einem Sonderpreis wurde außerdem Marja Burchard für die Filmmusik geehrt.
Als bester Dokumentarfilm wurde "Exile never ends" der türkisch-stämmigen Regisseurin Bahar Bektaş ausgezeichnet. Auch ihr Film gibt einen Einblick in ihren Familienkosmos: Ihr Bruder Taner, der im Gefängnis sitzt, hat seine vorzeitige Überführung in die Türkei beantragt. Die Eltern waren als politische Aktivisten aus dem Land geflohen. Er hofft dort auf einen Neubeginn.
Auszeichnungen für Drehbuch, Kurzfilm und Abschlussfilm
Weitere Preise gingen für das beste Drehbuch an Nur Muhammed Tarhan für "September bis September", für den besten Kurzfilm an Tianshu Yang und Xiaoxuan Yu von der Kunsthochschule Kassel ("Starren") und für den besten Abschlussfilm einer hessischen Hochschule an "Der Friedhof der Namenlosen" von Hesam Yousefi von der Hochschule Darmstadt.
Preis der Buchmesse würdigt "Ellbogen"
Eine deutsch-türkische Biografie steht auch im Mittelpunkt des Films, der mit dem "Preis der Frankfurter Buchmesse" für die beste Adaption ausgezeichnet wurde. Der undotierte Preis wurde nach zehn Jahren Pause erstmals wieder verliehen und ging an die Regisseurin Aslı Özarslan für ihre Verfilmung des Romans "Ellbogen" von Fatma Aydemir.
"Der Film erzählt die bewegende Geschichte um Hazal sehr nah und dennoch schafft die Literatur-Adaption eine ganz eigene, außergewöhnliche Atmosphäre", begründete Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, seine Entscheidung.
Ehrenpreis an Barbara Sukowa
Wie in jedem Jahr wurde ein Ehrenpreis des Ministerpräsidenten an eine Schauspiel-Persönlichkeit verleihen. In diesem Jahr erhielt ihn die Schauspielerin Barbara Sukowa.
Sie habe mit ihren intensiven und facettenreichen Darstellungen die Filmwelt nachhaltig geprägt, erklärte Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) zur Begründung und nannte etwa ihre Arbeit mit Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder und Margarethe von Trotta.
Hessischer Rundfunk vergibt Schauspieler*innenpreis
Der Hessische Rundfunk vergab bei der Gala den "Schauspieler*innenpreis" und einen Ensemblepreis. Der Darstellerpreis ging an Oliver Masucci für die Titelrolle in "Herrhausen – Der Herr des Geldes". Nominiert waren außerdem Havana Joy in "Love Sucks" und Dirk Martens in "Schleudergang".
Der Ensemblepreis geht an das Schauspiel-Team der ARD-Serie "Die Zweiflers". Auch der der mit 7.500 Euro dotierte Newcomerpreis, über dessen Vergabe der Kunst- und Kulturminister entscheidet, ging indirekt an die Serie.
David Hadda war als Showrunner maßgeblich für die Serie verantwortlich, die das Leben einer jüdisch-deutschen Familie in Frankfurt und deren Delikatessengeschäft in den Mittelpunkt stellt. "David Hadda hat mit 'Die Zweiflers' den Zeitgeist getroffen und ein vielfältiges Bild von Frankfurt gezeichnet", erklärte Kulturminister Gremmels in seiner Begründung.
Auszeichnungen für 27 Kinos und Initiativen
Neben den Auszeichnungen stand auch die Förderung der hessischen Kinokultur im Fokus: Der Hessische Kinopreis, dotiert mit 150.000 Euro, ging in diesem Jahr an insgesamt 27 Filmtheater, darunter 17 gewerbliche und zehn nicht-gewerbliche Kinos. Damit solle die Vielfalt der hessischen Kinolandschaft weiter gestärkt werden, erklärte Kulturminister Gremmels: "Kinos sind wertvolle Orte der Kultur, die wir in Hessen weiter fördern möchten."
Unter den nicht-gewerblichen Preisträgern sind das Murnau Filmtheater Wiesbaden, das Kommunale Kino Weiterstadt und Eschborn K, unter den gewerblichen Filmtheatern Häuser von Witzenhausen bis Darmstadt.
Die Nominierten aller Kategorien
In insgesamt fünf Kategorien hatte die Jury des Filmpreises je drei Produktionen oder Personen nominiert:
In diesen Kategorien betrug das Nominierungsgeld 4.000 Euro.
Das Nominierungsgeld in diesen Kategorien betrug jeweils 1.000 Euro.