Hochhausentwicklungsplan beschlossen So sollen Frankfurts neue Wolkenkratzer sozialverträglich werden
Die Stadtverordnetenversammlung Frankfurt hat einen neuen Hochhausentwicklungsplan verabschiedet. Der ermöglicht 14 neue Hochhäuser in der Innenstadt. Zugleich sollen Nachbarschaft und Umwelt profitieren - nach dem Vorbild von Sydney, Toronto und New York.
Mit großer Mehrheit hat die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag einen neuen Hochhausentwicklungsplan verabschiedet. Er sieht bis zu 14 neue Hochhäuser vor - neun im Bankenviertel, eins direkt am Hauptbahnhof und vier rund um den Osthafen in der Nähe der Europäischen Zentralbank.
Mit dem Plan will die Stadt das Heft in der Hand behalten, wenn es um die Entwicklung der bekannten Frankfurter Skyline geht. Frankfurts Planungsdezernent Markus Gwechenberger (SPD) war der Stolz am Donnerstagabend durchaus anzusehen. Im Stadtparlament wurde endlich Realität, wofür er und seine Kolleginnen und Kollegen jahrelang gearbeitet hatten.
Der neue Hochhausentwicklungsplan stellt laut Stadt einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Hochhäusern dar: Die Entwicklung soll eher zurückhaltend sein und sich an der Nachfrage orientieren.
Wichtigstes Ziel: Jedes neue Hochhaus soll sich in seine Umgebung einfügen, Teil der Nachbarschaft werden. Dafür werden die Sockel der Gebäude öffentlich zugänglich gemacht, zum Beispiel durch Handel und Gewerbe oder für kulturelle Angebote.
Wohnraum nur an fünf Standorten
Die Schaffung von Wohnraum steht bei den Plänen nicht im Mittelpunkt: Für nur fünf der 14 Standorte wird eine Wohnnutzung empfohlen, meist in Kombination mit Hotels, Handel und Gewerbe. Dort, wo sie vorgesehen ist, soll auch ein Anteil an Sozialwohnungen entstehen.
Im bereits geplanten Hochhaus "Campanile" am Hauptbahnhof (Standort 1) soll ausdrücklich niemand wohnen - trotz der spektakulären Aussicht in 200 Metern Höhe. "Die Lage des Standortes im heterogen geprägten Gutleutviertel erfordert eine sensible Entwicklungsstrategie zusammen mit dem Umfeld, um Gentrifizierungstendenzen entgegenzuwirken", heißt es im Rahmenplan.
Neue Luxuswohnungen werden dort also nicht entstehen. Stattdessen soll der neue Wolkenkratzer einen Beitrag leisten, die Verkehrssituation am Hauptbahnhof zu verbessern - durch Tiefgaragen und Fahrradstellplätze.
Schluss mit zugigen Straßen
Wer im Herbst oder Winter durch die Straßen unterhalb der bestehenden Hochhäuser läuft, kennt das Gefühl: Eiskalt und zugig ist es dort. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass noch mehr Hochhäuser im Sommer die Frischluft-Zufuhr behindern. Der Entwicklungsplan hat daher für jedes Gebäude analysiert, wie es sich auf die Windverhältnisse auswirken könnte.
Für einen Neubau am Standort 3 zwischen den schon bestehenden Hochhäusern Skyper, Gallileo und Silberturm wird zum Beispiel empfohlen, die Breitseite des Gebäudes aus der Haupt-Windrichtung zu drehen. Die Fassade könnte durch umlaufende Balkone die entstehenden Abwinde ableiten.
Auch die Verschattung von Nachbargebäuden spielt bei Bauentscheidungen eine Rolle. So kann das "Campanile" bis zu 200 Meter hoch werden, weil sein Schatten hauptsächlich auf das Gleis-Vorfeld und das Bahnhofsgebäude fallen würde. Andere Häuser in zentraler Lage dürften nur bis 150 Metern hoch werden.
Vorbilder Sydney, Toronto und New York
"Wir haben auch nach Sydney, Toronto und New York geschaut", so Planungsdezernent Gwechenberger. Dort sei eine Aufstockung von Hochhäusern bereits gang und gäbe: "Wir wollen vorn in dieser Bewegung sein."
Für vier bereits bestehende Hochhäuser wird daher eine Aufstockung vorgeschlagen, zum Beispiel in Holzbauweise. So soll vermieden werden, dass durch Abriss und Neubau unnötig Energie verbraucht wird und zusätzlich Bauschutt anfällt.
Sendung: hr-iNFO, 12.06.2024, 9.15 Uhr
Redaktion: Alexandra Müller-Schmieg