Edin Hasanovic Neuer Tatortkommissar zu Migrationsdebatte: "Unfair und falsch"

Im Herbst ist der erste hr-Tatort mit Edin Hasanovic zu sehen. Mit seiner Rolle teilt der Schauspieler eigene Erfahrungen - wie die Geburt im bosnischen Krieg. Die Migrationsdebatte beschäftige ihn sehr, sagt der 32-Jährige. Im Tatort-Engagement sieht er "ein deutliches Zeichen", gerade in diesen Zeiten.

Edin Hasanovic im Anzug auf rotem Teppich
Edin Hasanovic bei der Berlinale im Februar 2023. Bild © picture alliance/dpa | Gerald Matzka

Den künftigen Frankfurter Tatort-Ermittler Edin Hasanovic nimmt die Migrationsdebatte der vergangenen Monate nach eigenen Worten sehr mit. "Es ist für mich ein riesiges Thema, das mich immens beschäftigt - weil ich es unfair und falsch finde", sagte der Schauspieler der Nachrichtenagentur dpa.

Es sei ein von Medien und Politik gemachtes Thema, da man dort selbst entscheiden könne, worüber man reden will. "Möchte man über die erfolgreichen Migranten reden? Möchte man über die kriminellen Deutschen reden? Oder möchte man sich im Wahlkampf nur auf dieses eine Thema konzentrieren?" Man habe sich für letzteres entschieden und das "war letztlich leider ziemlich erfolgreich".

Ein Frau in Zivil und ein Mann in Polizei-Uniform
Beide im bosnischen Krieg geboren: In den Biografien von Hasanovics (rechts) und dem neuen Frankfurter Tatort-Kommissar Hamza Kulina finden sich Gemeinsamkeiten. Bild © Daniel Dornhöfer/hr

Der Fokus liege zu sehr auf der Herkunft der Täter. Nach den Anschlägen in Magdeburg, Aschaffenburg und München beschäftige man sich ausschließlich mit der Nationalität und Religion des Täters. "Die Täter zuletzt kamen aus Syrien, Afghanistan und Saudi-Arabien, einer war Islamkritiker - wo ist da der gemeinsame Nenner?"

Er hoffe, dass die Menschen mehr differenzieren würden. "Aber dem Wahlergebnis nach zu urteilen, haben viele es offensichtlich nicht gemacht und das finde ich schwierig."

Kindheit im Flüchtlingsheim

Hasanovic wurde 1992 während des Bosnien-Kriegs geboren. Sein Vater wurde verschleppt und gilt als verschollen, seine Mutter floh mit ihm als Säugling nach Berlin.

Zuletzt erzählte er im WDR2-Podcast von diesen Erfahrungen. Erst als Erwachsener habe er richtig gemerkt, was das mit ihm gemacht habe und das man das verarbeiten müsse. "Für mich als Kind war das ja alles normal: Das Aufwachsen bis zur vierten Klasse in einem Flüchtlingsheim, mit einer traumatisierten Mutter, traumatisierten Menschen", schilderte der 32-Jährige.

Gemeinsamkeiten mit Tatort-Figur

Teile von Hasanovics Biografie finden sich auch in seiner neuen Rolle wieder - der des Frankfurter Tatort-Kommissars Hamza Kulina. "Er kommt auch aus Bosnien, ist im Krieg geboren und das macht ihn doch sehr melancholisch."

An seiner Seite spielt Melika Foroutan als Maryam Azadi. Dass in Deutschlands populärster Fernsehreihe zwei Menschen mit Migrationshintergrund ermitteln, sei gerade in diesen Zeiten ein deutliches Zeichen, findet er. "Ich bin Teil der Gesellschaft, meine Kollegin Melika Foroutan ist Teil der Gesellschaft. Alle Migranten sind Teil der Gesellschaft", so Hasanovic. "Sie sind Polizisten, Ärzte und eben nicht nur das, was die AfD propagiert."

Zusammen ermitteln die neuen Tatort-Kommissare in sogenannten Cold Cases, also ungeklärten Mordfällen und Tötungsdelikten aus der Vergangenheit. Der erste Fall mit dem Arbeitstitel "Dunkelheit" ist im Herbst zu sehen. Er geht zurück auf eine reale Mordserie in Hessen.