Jüdische Kultur mit Humor näher bringen Jüdisches Theater Frankfurt feiert Premiere mit Woody-Allen-Stück

In Frankfurt entsteht ein neues jüdisches Theater, das mit Laien und Profis jüdische Stoffe aufführt. Den Anfang macht die Komödie "Broadway Danny Rose" nach dem gleichnamigen Film von Woody Allen. Stargast ist die Moderatorin Marijke Amado.

Aufnahme aus den Proben zu "Broadway Danny Rose"
Laienschauspielerin Laurence Delambily (l.) als Geliebte des Schnulzensängers Lou Canova Bild © Myriam Müller
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Es ist Frühabend im Gemeindezentrum der Ignatz-Bubis-Gemeinde in Frankfurt. Auf der Bühne stehen acht Leute. Ein Team aus professionellen Schauspielern und Laiendarstellern probt für die Aufführung der musikalischen Komödie "Broadway Danny Rose".

Die Komödie ist frei erzählt nach dem Film des jüdischen US-Regisseurs Woody Allen aus den 1980er Jahren. Darin möchte der Manager Danny Rose dem vergessenen Schnulzensänger Lou Canova zu einem Comeback verhelfen, wobei es zu allerlei lustigen Verstrickungen kommt.

Regisseurin Alexandra Bentz hat die Handlung von New York nach Frankfurt verlegt. So mache man das gerne bei Komödien, erzählt die 40-jährige Frankfurterin. Die Stimmung auf der Bühne ist gut und konzentriert, es sind die Endproben. Stargast Marijke Amado, bekannt durch die Mini-Playback-Show in den 1980er Jahren, ist noch nicht dabei. Sie soll dem neuen Projekt zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen und hat, wie im Varieté-Theater üblich, mehrere Kurzauftritte. Die anderen proben seit über einem Jahr einmal wöchentlich.

Noch mehr Teil der Stadt sein

Die Idee für ein Theater, das aus der Gemeinde heraus entsteht, sich mit jüdischer Kultur und jüdischen Stoffen beschäftigt, aber gleichzeitig offen für alle ist, hatte Schülerin und Gemeindemitglied Jilian Liebensohn. "Vor der jüdischen Gemeinde steht ja immer ein Polizeiwagen. Man muss am Sicherheitspersonal vorbei, um reinzukommen. Wir hatten den Wunsch, noch mehr Teil der Stadt zu sein, den Leuten zu zeigen, hier kann man rein- und rausgehen, etwas erleben", erzählt Regisseurin Bentz.

Dass sie als erstes ein lustiges Stück ausgewählt hat, ist eine bewusste Entscheidung. Das Judentum werde oft mit der Verfolgung der Juden ab 1933 verbunden. Dem wolle man etwas entgegensetzen. Es gebe eine lange Tradition von jüdischer Unterhaltung, jüdischem Humor.

"Judentum gibt es seit 1700 Jahren in Deutschland. Jüdischsein kann alles sein. Es kann unterhalten, es muss nicht politisch sein, es kann auch einfach zur Lebensfreude beitragen. Deswegen zeigen wir ein Stück, das unterhält und wenig Trauer in sich trägt", sagt Bentz.

Einfach Lust, die jüdische Kultur näher kennen zu lernen

Eine der Laienschauspielerinnen ist die Französin Laurence Delambily, die hauptberuflich bei einer Bank arbeitet und schon seit ihrer Kindheit den Wunsch hatte, auf der Bühne zu stehen. Sie ist durch Freunde auf das Projekt aufmerksam geworden und empfindet es als große Herausforderung, in deutscher Sprache zu spielen.

"Ich habe viel von der jüdischen Kultur gelernt, wusste zum Beispiel gar nicht, dass es so viele Feiertage gibt, und wie die sich alle nennen", erzählt sie in die lachende Runde hinein. Noch nie habe sie sich so bewusst mit jüdischer Kultur auseinandergesetzt und dabei auch noch sympathische Leute kennengelernt.

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Jüdisches Theater in Frankfurt

Aufführung im Theater
Bild © hr
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Einige gehören der jüdischen Gemeinde an, zum Beispiel der Sozialarbeiter Samuel Nascimento, der den Künstleragenten spielt und "zeigen wollte, dass die jüdische Gemeinde auch theatermäßig was zu bieten hat". Andere hatten einfach Lust, Theater zu spielen und die jüdische Kultur näher kennen zu lernen.

Nicht das erste jüdische Theater in Frankfurt

In den 1960er Jahren gab es schon mal ein jüdisches Theater in Frankfurt, das sogenannte "Haskala Theater". Das wollte im Sinne der "Haskala", der Aufklärung, nichtjüdischen Menschen die jüdische Kultur näher bringen und eine Brücke zwischen den unterschiedlichen Religionen schlagen. In dieser Tradition steht auch das neue Projekt. 

Kein Wunder, dass sich die Gruppe noch ein besonderes Bonbon ausgedacht hat: Polizisten und Polizistinnen, die tagtäglich jüdische Einrichtungen bewachen, können als Zeichen der Dankbarkeit kostenlos eine der Vorstellungen besuchen.

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"Broadway Danny Rose"

Die musikalische Komödie mit Livemusik auf der Bühne hat am 18. Februar um 19 Uhr Premiere im Ignatz Bubis-Gemeindezentrum, Savignystraße 66, Frankfurt. Weitere Termine sind der 29. Februar und der 3. März.

Am 10. März gastiert das Ensemble mit dem Stück an der Jüdischen Gemeinde in Darmstadt.

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Sendebezug: hr2-kultur, 13.02.2024, 7.46 Uhr

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Quelle: hessenschau.de