Hotspot für Influencer Die Kleinmarkthalle in Frankfurt verjüngt sich - und aus Tradition wird Kult

Im Herzen von Frankfurt zwischen historischer Altstadt und Zeil liegt die traditionsreiche Kleinmarkthalle. Dank eines neuen Ladens wird sie gerade zum Hotspot für 20- bis 30-Jährige - ein Publikum, das auch bei den alteingesessenen Betrieben der Halle gut ankommt.

Menschen erledigen in der Kleinmarkthalle ihre Einkäufe.
Menschen erledigen in der Kleinmarkthalle ihre Einkäufe. Bild © picture alliance/dpa

Bis weit vor die Türen der Frankfurter Kleinmarkthalle reicht die Schlange zu Phis 18-Quadratmeter-Laden "Inari-San". Von Minute zu Minute wird sie länger. Gen Z, Millennials, 20- bis 30-Jährige, die ruhig und diszipliniert anstehen. Dabei macht der Laden erst in 30 Minuten auf.  

Seit Mitte März bieten Phi und ihr Cousin Huong in ihrem Laden japanische Tofu-Taschen und Matcha-Getränke an. Phi ist eigentlich Influencerin, Huong Versicherungsberater.

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Der Hype könnte die anderen Ladenbesitzer nerven: Gemüse-, Obst- oder Wurstanbieter hatten sich in den vergangenen Jahren über zu viele Imbisse und zu wenig Handel in der Halle besorgt gezeigt - doch der neue Laden kommt auch bei ihnen gut an. 

Verjüngung durch Influencer 

Mit Phis Kundinnen und Kunden erobert eine neue, junge Generation einen Frankfurter Kultort. Die Kleinmarkthalle hat sich in den vergangenen Jahren einen Ruf als Zentrum für Trendsetter und Foodies, also Essensliebhaber, erarbeitet. Für Phi ist die Halle ein "dritter Ort, den man neben Familie und Arbeit aufsucht, um mit Freunden zusammenzukommen."

Frau, die eine grüne Baseballkappe und einen schwarzen Pullover trägt, hinter einem Tresen beim Anrühren eines Getränks in einem Plastikbecher.
Phi beim Matcha-Machen. Bild © Natascha Pflaumbaum (hr)

Während früher viele Besucher die Halle eher mit klassischen Metzgereien und Obstständen verbanden, kommen junge Menschen in die Kleinmarkthalle, um Matcha zu trinken, oder um bei Frau Masi am italienischen Stand Pasta zu essen, oder feinste Patisserie bei "Mathilda Glaskuchen".

Das historische Erbe der Kleinmarkthalle 

Dass die Frankfurter Kleinmarkthalle immer schon ein besonderer Ort der Zusammenkunft war, weiß Influencer Mirko Becker, der in den Sozialen Medien Frankfurter Geschichte erklärt. Dass sie als Ort der Begegnung so beliebt sei, sei historisch bedingt: Die Frankfurterinnen und Frankfurter liebten ihre Kleinmarkthalle so sehr, "dass sie nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg sogar Spendengelder gesammelt haben, um sie wieder zu errichten."

Kleinmarkthalle in Frankfurt
Kleinmarkthalle in Frankfurt Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

1954 wiedereröffnete sie als erste Markthalle in Deutschland überhaupt. Die Frankfurter wollten damit wieder einen Ort schaffen, an dem sowohl Bürger als auch Händler aus der ganzen Region zusammenkommen konnten. Im Jahr 2000 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. In den kommenden drei Jahren soll sie bei laufendem Betrieb saniert werden.

Vom traditionellen Markt zum hippen Hotspot

Das "Inari-San" und sein Publikum dürften einen Imagewechsel verstärken, den die Kleinmarkthalle seit der Corona-Pandemie durchmacht, weil sich jetzt das jüngere Publikum seine Orte (zurück)erobert. "Das ist ein sehr gesundheitsbewusstes Publikum, das jetzt bei uns einkauft, und sein Geld für gute Gewürze und besonderen Tee ausgibt", sagt etwa Anisa vom "Persienhaus".  

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Kleine Händler lernen in der Kleinmarkthalle den Umgang mit Geld

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Bild © hessenschau.de
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Auch am Traditionsstand von "Samen Herzing" ist Wohlwollen spürbar: "Auch wenn es nicht unsere Kundenklientel ist, das ist auf jeden Fall eine Bereicherung für die ganze Halle", sagt Jean-Luc, der sich darüber freut, dass die Menschen in den langen Schlangen vor "Inari-San" sehr geordnet warten.

Da habe keiner ein Aperol-Glas in der Hand, das er nach der Wartezeit heimlich in den Schnittblumen entsorge. In den vergangenen Jahren hatten sich Händler und auch Anwohner immer wieder über Partys an der Kleinmarkthalle beschwert.

Kritik nur hinter vorgehaltener Hand 

Kritik an dem neuen Laden gibt es, wenn überhaupt, nur hinter vorgehaltener Hand. Die Schlange könne auf Dauer ein Problem werden, weil sie den Zugang zu anderen Läden versperrt, heißt es im Gespräch mit dem hr.

Auch die späte Öffnungszeit um 11.30 Uhr störe das Bild der Halle, die eigentlich morgens um 8 Uhr in den Tag startet. Da wirkten heruntergelassene Jalousien nicht so einladend. 

Neuer Stand ist ein Gewinn 

Doch es überwiegen die positiven Stimmen, die sagen: Für die Halle sind der neue Laden "Inari-San" und seine Kundschaft ein Gewinn, auch deshalb, weil Phi und ihr Team erfolgreiches Marketing in den Sozialen Medien betreiben. Über ihre 350.000 Follower machen sie die Kleinmarkthalle insgesamt sichtbarer. Immer wieder findet sie sich in Influencer-Videos in den Sozialen Medien wieder.

Videobeitrag

Frankfurter Kleinmarkthalle trotzt Online-Handel

Innenansicht der Frankfurter Kleinmarkthalle
Bild © hr
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Und obwohl sich der neue Stand direkt am Markteingang befindet, schlendern die meisten Kunden einfach weiter in den Markt hinein - wovon alle anderen Marktstände profitieren.

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de