Kreativ-Tage in Fulda Vom Pleite-Kaufhaus zum Kultur-Hotspot

Dass Kultur nicht nur im Museum und Theater stattfinden muss, sollen die landesweiten "Tage der Kreativräume" beweisen. In Fulda verwandelt sich ein weitgehend verlassenes Kaufhaus zu einer Spielwiese für Kreative. Im Keller wird's besonders sehenswert.

In einem abgedunkelten, in bläuliches Licht getauchten gewerblichen Raum hängen Fotografien - teils an der Wand, teils frei Im Raum.
In einem Lagerraum im Keller eines früheren Kaufhauses in Fulda ist bei den "Tagen kreativer Räume" eine Fotoausstellung zu sehen. Bild © Johannes Ruppel
  • Link kopiert!
Audiobeitrag
Bild © Improtheater Fulda | zur Audio-Einzelseite
Ende des Audiobeitrags

Vor Jahren war das Galeria-Kaufhaus (vormals Kaufhaus Kerber) eine der größten Shopping-Adressen in Fulda. Nach der Schließung im Herbst 2020 wurde es dort erst mal still. Die Stadt erwarb die Innenstadt-Immobilie im Jahr 2021 und ist noch auf der Suche nach einem Masterplan für die künftige Nutzung.

In der Zwischenzeit hat sich das Warenhaus zu einem Konzept-Kaufhaus entwickelt. Es soll ein "Ideenlabor" sein, ein Ort zur Erprobung von Geschäftsideen und Produkten mit Pop-up-Stores und Mini-Shops. Zudem hat sich das "Karl", wie es nach dem früheren Besitzer genannt wird, zu einer Spielwiese und Bühne für die Kultur gewandelt.

Kaufhaus als kreativer Raum

Im Rahmen der landesweiten Veranstaltungsreihe "Tage kreativer Räume" soll diese Facette des "Karl" besonders in den Mittelpunkt gestellt werden.

Bis zum 24. Mai stehen mehr als 40 Veranstaltungen von rund 20 verschiedenen Akteuren und Gruppen aus der Stadt auf dem Programm, wie Projekt-Managerin Pia Groß sagt. "Die Menschen können die Gelegenheit nutzen, um sich kennenzulernen und gemeinsam kreativ zu werden."

Frau mit weißer Brille im Fahrstuhl.
Projekt-Managerin Pia Groß hat die Kreativtage in Fulda organisiert. Bild © Jörn Perske (hr)

Alle Museen in einer Ausstellung

Geboten werden unter anderem Workshops zu kreativem Handwerk, Musik, Ausstellungen, Lesungen, Theater und ein IT-Lab. Ungewöhnlich die Ankündigung für ein Rolltreppen-Lach-Yoga, das sich über drei Stockwerke des Kaufhaus erstrecken wird und ein Indoor-Drohnen-Parcours auf mehr als 1.000 Quadratmetern in der ehemaligen Betten- und Spielwarenabteilung.

Beim Impro-Theater kann man sich selbst in Sachen Spontaneität, Kreativität und Spielfreude ausprobieren. Ab dem 18. Mai gibt es außerdem ein Novum in Fulda: Bei einer Ausstellung präsentieren sich zwölf Museen unter einem Dach. Die Schau umfasst Exponate aller Fuldaer Museen und präsentiert Bildungsangebote.

konzeptkaufhaus-karl-fulda
Das Konzeptkaufhaus Karl bei der Eröffnung. Bild © Konzeptkaufhaus Karl

Highlight im Untergrund

Um einen besonderen Hingucker der Kreativtage zu erleben, muss man sich mit dem Aufzug in den Keller begeben. Im ersten Untergeschoss präsentiert Johannes Ruppel seine Werke.

Der Fotograf und Filmer veranstaltet bereits seine zweite Ausstellung im Karl. Der 35 Jahre alte Fuldaer hat rasch das Potenzial des ehemaligen Kaufhauses erkannt. Zentral in der City, in der Nähe des Bahnhofs und zu Schulen.

Kellerraum im "Lost Place" zum Leben erweckt

Bei einem Rundgang in dem "Lost Place", wie er es nennt, entdeckte Ruppel einen Kellerraum. Er verwandelte die 250 Quadramter große Fläche mit Mobiliar, einem Disco-Kubus und allerhand LED-Lichteffekten in einen Raum mit Underground-Atmosphäre. "Ich wollte was Besonderes und nicht in ein Dorfgemeinschaftshaus mit meinen Bildern."

Ein Mann mit verschränkten Armen steht in die Kamera lächelnd hell erleuchtet im Bildvordergrund. Im Bildhintergrund: In einem abgedunkelten, in bläuliches Licht getauchten gewerblichen Raum hängen Fotografien - teils an der Wand, teils frei Im Raum.
Fotograf und Künstler Johannes Ruppel präsentiert eine Foto-Ausstellung im Keller des ehemaligen Kaufhauses. Bild © Johannes Ruppel

Seine mehr als 40 Fotos zeigen ein breites künstlerisches Repertoire und zeugen von Experimentiergeist. Zu sehen sind Streetart mit weiblichen Models, mystisch wirkende Naturaufnahmen aus der Rhön und vor allem abstrakte Foto-Kunst im Makrobereich. Er arrangiert etwa Glühbirnen mit Farbfolien und einem Lochblech und spielte mit den Einflüssen von Langzeitbelichtungen und Blitzlicht.

Das alles wirkt ziemlich abgefahren und weckt Neugier. Dem Betrachter bieten sich Rätsel, worum es sich bei den Objekten handelt und wie das Werk zustande gekommen ist. Auf einem Bildschirm nebenan kann man sich von einem Making-of-Video aufklären lassen.

Lavaströme aus Kaffeepfützen

Seltsam wirken auch verschüttete Kaffeepfützen, die an Lavaströme eines Vulkans erinnern. Leichter zu entschlüsseln, ist seine Model-Fotografie. Die digitalen Bilder der Frauen wurden danach - ganz analog - von Hand mit Graffiti oder Acrylfarben verziert.

Videobeitrag

Kreative Leerstandsnutzung gegen das Ladensterben?

hs 29.05.2024
Bild © hessenschau.de
Ende des Videobeitrags

Ruppel sagt: "Für jeden Fotografie- oder Kunstliebhaber ist es cool zu sehen, was mit Fotografie möglich ist - etwa mit abstrakten, extremen und entfremdenden Foto-Einstellungen." Die Schau im U1 (Untergeschoss) ist vom 17. Mai bis 15. Juni freitags (12 bis 18 Uhr) und samstags (12 bis 16 Uhr) kostenlos zu sehen.       

Weitere Informationen

Tage kreativer Räume

Die von Hessens Wirtschaftsministerium geförderten Aktionstage der Kultur- Kreativwirtschaft haben am 13. Mai begonnen und laufen noch bis 2. Juni. Besuchen kann man sie in Frankfurt, Wiesbaden, Hanau, Darmstadt, Kassel, Gießen, Marburg und Fulda. Das Programm befindet sich hier.

Ende der weiteren Informationen
Weitere Informationen

Sendung: hr2, Am Morgen, 17.05.2024, 07.12 Uhr

Redaktion: Alexandra Müller-Schmieg

Ende der weiteren Informationen
Formular

hessenschau update - Der Newsletter für Hessen

Hier können Sie sich für das hessenschau update anmelden. Der Newsletter erscheint von Montag bis Freitag und hält Sie über alles Wichtige, was in Hessen passiert, auf dem Laufenden. Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbestellen. Hier erfahren Sie mehr.

* Pflichtfeld

Ende des Formulars

Quelle: hessenschau.de