Frankfurt-Tatort "Kontrollverlust" Verloren in der Cyberwelt und im Psycho-Sumpf
Im neuen Frankfurt-Tatort gerät so ziemlich alles aus den Fugen: Es geht um explosive Wutanfälle und Gewalt, aber auch um Manipulation und die Frage: Wie viel Freiheit muss man eigentlich anderen lassen, damit ein friedliches Miteinander möglich ist?
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"Ich hab' ihr nichts getan!" Lucas (Béla Gábor Lenz) ist der erwachsene Sohn der Bildhauerin Annette Baer (Jeannette Hain). Blutbeschmiert und offenkundig im psychischen Ausnahmezustand. Er steht im Badezimmer und beichtet seiner Mutter mit stockender Stimme: "Das ist Caras Blut. Sie ist tot. Aber ich weiß nicht, was passiert ist."
Die Mutter reagiert komisch. Anstatt auf der Stelle die Polizei zu rufen, sagt sie: "Wir müssen uns beide beruhigen. Ich bin doch auf deiner Seite." Was soll das denn? Wieso will sie da etwas vertuschen?
Der Täter ist schnell klar - oder?
Schon in der nächsten Szene sind auch die beiden Ermittler im Bild. Die Kommissare Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) untersuchen die Leiche der 24 Jahre alten Cara (Viktoria Schreiber).
Alles klar, Lucas war es, er ist bestimmt ausgetickt. Schließlich heißt der Film ja auch "Kontrollverlust", der am Dienstagabend im Ersten (20.15 Uhr) zu sehen ist. Die Ermittler müssen es nur noch kapieren, und dann ist der Tatort aus. Ende! Oder?
Ermittlungen in der Gamer-Welt
So einfach ist es tatsächlich nicht. Janneke und Brix finden heraus, dass das Opfer Cara eine bekannte Gamerin und Influencerin war, mit einer beachtlichen Anzahl an Followern. Aber sie hatte im Netz auch Gegner – und womöglich auch richtige Feinde.
Bildhauerinnensohn Lucas war nicht nur einer ihrer größten Verehrer, sondern wahrscheinlich auch im echten Leben ihr Freund. Da wären aber noch mehr verdächtige Personen. Zum Beispiel ein unangenehm aufdringlicher Hausmeister (Franz Pätzold), der auch Gamer ist und im Netz damit geprahlt hat, Cara zu vernichten.
Oder die zerbrechlich wirkende Denise (Mina-Giselle Rüffer), die einst mit Lucas zusammen Abi machte. Hat sie Cara aus Eifersucht ermordet? Und dann ist da ja auch noch Lucas' seltsame Künstlermutter, die sich immer mehr als übergriffiger Kontroll-Freak outet.
Klassischer Krimi mit modernem Design
Mit "Kontrollverlust" haben wir es mit einem klassischen Krimi im modernen Design zu tun: Influencer, Gaming & Co. – das sind neue, aktuelle Themen von heute. Die Erzählform der Geschichte ist aber allseits bekannt und beliebt: Ein Verbrechen passiert, mehrere Verdächtige stehen im Raum und die Zuschauerinnen und Zuschauer können freudig miträtseln, wer denn nun der Täter oder die Täterin ist.
Diese Spannung hält sich bis kurz vor Schluss. Für die passende, sich immer wieder einstellende schaurig-mysteriöse Rätselstimmung sorgt auch die Filmmusik, eingespielt vom hr-Sinfonieorchester.
Der vorletzte Fall von Janneke und Brix
Das Frankfurter Ermittlerduo Janneke und Brix löst seinen vorletzten Fall. Erst vor ein paar Tagen hat der hr bekannt gegeben, dass die Schauspieler Margarita Broich und Wolfram Koch künftig nicht weiter als Fernsehkommissare vor der Kamera stehen. Einen weiteren Tatort haben sie noch abgedreht. Er wird im zweiten Halbjahr 2024 in der ARD zu sehen sein.
Schade, dass die beiden aufhören, denn in "Kontrollverlust" machen sie einen guten Job. Und dazu kommen sie auch sehr sympathisch rüber. Nicht verschroben oder exzentrisch, wie manch andere Fernsehkommissare. Sondern einfach wie zwei schlaue Polizeibeamte, die sich ermittlungstechnisch gut ergänzen.
Fazit
Wer Lust auf einen Krimi-Rätselabend mit angenehmen Ermittlern und reichlich Gaming- und auch Psycho-Elementen hat, der sollte diese Tatort-Folge auf keinen Fall verpassen.
Sendung: hr1, 26.12.2023, 9 Uhr
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