Kulturfestival an der Bergstraße Gassensensationen locken Zehntausende nach Heppenheim
Theateraufführungen, Comedy, Varieté: Seit Mittwochabend gibt es in Heppenheim viele Gassensensationen zu bestaunen - das gleichnamige Festival hat seine Pforten geöffnet. Für eine kleine Stadt eine große Anstrengung.
Tagesüber plätschert der Brunnen vor dem Rathaus in Heppenheim (Bergstraße) in aller Seelenruhe - er ist geräuschmäßig die Hauptattraktion in der Fachwerkaltstadt. Doch nachmittags und abends sieht das während der Gassensensationen ganz anders aus. "Es gibt vier Tage lang Programm, das Kinderprogramm startet ab 16 Uhr, das für Erwachsene ab 19 Uhr", sagt der künstlerische Leiter Stefan Behr.
Bis zum Samstag wird bei dem Festival an acht Spielorten jede Menge Kultur geboten. Doch wie kommt eine kleine Stadt mit gut 25.000 Einwohnern damit zurecht, ein eigenes Kulturfestival auf die Bühne zu bringen?
Seit 30 Jahren ziehen alle an einem Strang
70 Helfer des Fördervereins, dazu das Organisationsteam der Stadt und auch eine Technikfirma kümmern sich um den geregelten Ablauf der Veranstaltung. Bis zu 30.000 Menschen werden nach Angaben der Veranstalter in diesem Jahr erwartet.
Stefan Behr beeindruckt dabei, dass die Gassensensationen bereits seit 30 Jahren die Menschen begeistern. Als alles in Heppenheim anfing, habe niemand Facebook oder andere soziale Medien genutzt. "Dieses Festival hat den Quelle-Katalog überlebt, und viele andere Dinge." So hätten sich die Gassensensationen auch weiterentwickelt und blieben immer noch bestehen, "weil der Förderverein mit den Bürgern aus der Stadt und der Region, aber auch der Einzelhandel, die heimischen Firmen und die Stadt zusammen an einem Strang ziehen."
Kosten im Haushalt fest eingeplant
Der Eintritt zu den jeweiligen Events ist frei - der Förderverein kommt für den Großteil der Kosten für die Gassensensationen auf. Die Brutto-Kosten liegen nach Angaben des Bürgermeisters Rainer Burelbach in diesem Jahr bei etwa 100.000 Euro. "Wir kriegen sehr viel zurück über den Förderverein und die Sponsoren, bei der Stadt Heppenheim bleiben 20.000 bis 30.000 Euro hängen." Diese Kosten seien seit Jahren im Haushalt vorgesehen, und es gebe auch eine breite Zustimmung unter den Stadtverordneten, dass das Geld dafür bereitgestellt und ausgegeben werde.
Erfolg trotz großer regionaler Konkurrenz
Mit Darmstadt, Lorsch, Mannheim und Heidelberg bieten gleich mehrere Städte in der näheren Umgebung ein vielfältiges kulturelles Angebot an, von Frankfurt und Karlsruhe ganz zu schweigen - dennoch: Für Heppenheim sieht Bürgermeister Burelbach dadurch keine Nachteile. "Die Region hat sehr viel zu bieten. Wir sind mitten im Großraum Rhein-Main/Rhein-Neckar, und jede Veranstaltung hat ihr Publikum." Die Fans der Gassensensationen kämen teilweise aus Darmstadt und auch Frankfurt nach Heppenheim, weil sie die Gassen liebten. Da gebe es keine Konkurrenz, sondern das Angebot ergänze sich. "Wir gehen ja auch in andere Orte, um uns da was anzuschauen."
Für eine Stadt wie Heppenheim gebe es auch andere Vorteile durch das Festival: Manche Menschen kämen als Besucher, fänden Gefallen an der Stadt und überlegten, nach Heppenheim zu ziehen. Gassensensationen-Organisator Stefan Behr hofft jedenfalls, dass das Festival noch lange in Heppenheim gefeiert wird. Denn um Kultur zu erleben, müsse man nicht in eine Großstadt gehen.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau "live on tour", 06.07.2023, 19.30 Uhr
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