Lucas-Kinderfilm-Fest startet Für mehr Vielfalt im Kinderfilm
Wie werden Kinder im Film heute dargestellt? Wie sehr werden hier Stereotypen und Klischees bedient? Das ist ein Thema beim Lucas Filmfest in Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden. Es geht um die Sorgen junger Menschen - und um die bestärkende Kraft des Kinos.
"Weil ich Leo bin" heißt der Abschlussfilm von Tajo Hurrle, ein Kurzfilm über den non-binären Jugendlichen Leo, der von seiner ersten Periode überrascht wird und kaum damit umgehen kann. Hurrle ist 23 Jahre alt und selbst non-binär. Die Selbstzuschreibung bedeutet, dass ein Mensch sich selbst weder als Mann noch als Frau fühlt. Hurrle nutzt für sich die geschlechtsneutralen Pronomen dey und deren, nicht er/ihn oder sie/ihr.
Im Regiestudium an der Hochschule Darmstadt war Tajo Hurrle aufgefallen, dass es fast keine Filme über non-binäre Menschen gibt. Das sollte sich mit "Weil ich Leo bin" ändern: "Ein Ansatz von mir war, dass es eine empowernde Wirkung hat für Jugendliche, wenn man ihnen zeigt: Ja, dich gibt es, du bist wichtig und du kannst ein schönes Leben haben."
Wenige positive Beispiele
Tajo Hurrle, Jahrgang 1998, arbeitet inzwischen auch an einer Serie über das Thema: "Es war mir ein Anliegen, Repräsentation zu schaffen für non-binäre Jugendliche, aber auch non-binäre Trans-Jugendliche, weil es da ganz wenig gibt und wenig Gutes."
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Die ZDF-Serie "Becoming Charlie" sei eines der wenigen Positiv-Beispiele, aber auch die Figur von Isi in der Webserie "Druck" aus dem ARD-Netzwerk funk.
Ausgrenzung macht krank
Auf dem Lucas Filmfest sitzt Hurrle deswegen auf einem Diskussionspanel, um über Jugend und Kinderfilme zu diskutieren, die junge Menschen als Stereotype darstellen. Wer nämlich immer das Gefühl hat, anders zu sein, fühlt sich ausgegrenzt und wird krank, hat Hurrle erfahren: "Für meine Serie habe ich viele non-binäre Jugendliche interviewt und da habe ich mit Erschrecken festgestellt, dass ganz viele psychische Probleme haben. Das fand ich krass."
Wie werden junge Menschen im Film heute repräsentiert? Das ist eine Frage, mit der sich auch Sebastian Markt beschäftigt. Der Österreicher leitet seit zwei Jahren die Sektion "Generation" auf der Berlinale. Ihn interessiert, wie Identitäten in einer immer komplexeren Welt filmisch dargestellt werden.
Vereinfachend, diskriminierend, herablassend
"Wir müssen neu drüber nachdenken, wie den Hauptfiguren zugestanden wird, die Heldinnen und Helden ihrer eigenen Geschichte zu sein. Der Blick auf die Welt, so wie er uns im Kino vermittelt wird, hinkt der Vielfältigkeit der Welt hinterher", sagt Markt.
Das gelte ganz besonders für non-binäre Jugendliche, findet Tajo Hurrle. Das soll sich nun ändern, denn Stereotypen im Film vereinfachen und diskriminieren nicht nur, sondern behandelten junge non-binäre Menschen auch sehr herablassend. Sie bräuchten eine bessere und angemessene Repräsentation.
Sendung: hr2-kultur, Am Morgen, 06.10.2022, 07:15 Uhr
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