Vertragsverlängerung für umstrittenen Intendanten Lutz leitet Staatstheater Kassel bis 2031
Für die einen ist er ein erfolgreicher Modernisierer, andere befürchten, dass er den Ruf des Hauses ruiniert: Florian Lutz ist als Intendant des Staatstheaters Kassel nicht unumstritten. Jetzt wurde sein Vertrag vorzeitig verlängert - gegen den Widerstand von Teilen der Belegschaft.
Der Intendant des Staatstheaters Kassel, Florian Lutz, wird das Haus bis 2031 leiten. Das Land Hessen und die Stadt Kassel als Träger hätten der vorzeitigen Vertragsverlängerung einvernehmlich zugestimmt, teilte Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels (SPD) am Montag mit. Der bisherige Vertrag von Lutz war bis 2026 befristet.
Staatsorchester gegen Vertragsverlängerung
Gegen die vorzeitige Vertragsverlägerung hatten sich zuvor Mitglieder des Staatsorchesters ausgesprochen. Wie die HNA berichtete, hätten über 98 Prozent der Musikerinnen und Musiker in einer internen Abstimmung dafür votiert, die Amtszeit nicht zu verlängern.
Der Vorwurf an Lutz: Unter seiner Intendanz würden die Musik und die Mitwirkenden in den Opern-Inszenierungen nicht ernst genommen, sondern alles der Show untergeordnet. In der 360-Grad-Raumbühne Antipolis bekomme das Orchester nicht den gebührenden Platz, die Musikqualität leide darunter.
Zuletzt hatte Generalmusikdirektor Francesco Angelico das in der HNA im Hinblick auf die Inszenierung "Hamletmaschine" bemängelt.
Träger sprechen Vertrauen aus
In dem auch in der Öffentlichkeit ausgetragenen Konflikt haben sich Stadt und Land nun demonstrativ an die Seite von Lutz gestellt.
Der 2021 gestartete Intendant habe sich von den Einschränkungen der Corona-Pandemie nicht entmutigen lassen, sondern begeisternde Ideen in allen Sparten entwickelt, "die zu einem Publikumszuwachs und einer hervorragenden Auslastung geführt haben", so Minister Gremmels.
Im Dezember hatte das Staatstheater gemeldet, dass rund 900 neue Abonnements abgeschlossen worden seien, die Auslastung im November habe bei über 85 Prozent gelegen - die höchste Zahl seit 15 Jahren.
Mediation soll Konflikte lösen
Die bestehenden Konflikte sollen mit einem Mediationsverfahren gelöst werden, für das eine externe und erfahrene Kulturberatung verpflichtet worden sei, heißt es in der Mitteilung. Im Sommer solle dann eine "Zukunftswerkstatt" über die Weiterentwicklung des Hauses nachdenken.
Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller (Grüne) betont, dass die anstehende Sanierung und der damit verbundene Umzug in die Interimsspielstätte alle Beteiligten vor eine große Aufgabe stelle.
Daher hätten die Träger des Staatstheaters ein hohes Interesse an einer gedeihlichen Zusammenarbeit sämtlicher Mitarbeitenden im Staatstheater, "insbesondere mit den hervorragenden Musikerinnen und Musikern des Orchesters".
Redaktion: Alexandra Müller-Schmieg
Sendung: hr4, 05.03.2024, 06:00 Uhr