Musikfestival "Fratopia" "Verführerische Unverbindlichkeit" soll in die Alte Oper locken

Knapp 250 Konzerte an fünf Tagen, und alle sind kostenlos. Die Alte Oper lädt ein zu Pop, Klassik, Jazz und Weltmusik. Das Ziel: mit kurzen Slots und offenen Türen ein neues Publikum ansprechen - zum Beispiel mit Songs von Billie Eilish in ungewohntem Sound.

Klassisches Orchester, umringt von Publikum.
Das "ensemble reflektor" ist auch 2024 wieder beim Fratopia-Festival dabei. Bild © Tibor Florestan Pluto
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Es war einer der Überraschungserfolge des vorigen Sommers: Fast 40.000 Besucherinnen und Besucher strömten im September 2023 zur Premiere des Festivals "Fratopia" in die Alte Oper Frankfurt. 

Videobeitrag

Alte Oper lockt mit Musikfestival Fratopia

Interview vor Ort
Bild © hr
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"Das war ein erstaunlich junges Publikum, ein erstaunlich internationales Publikum", erinnert sich Markus Fein, der Intendant und Geschäftsführer der Alten Oper. "Das Publikum, um das wir Veranstalter uns so sehr bemühen: Die Gruppe zwischen 20 und 50 Jahren." 

Offene Türen für offene Ohren 

Wer beim Festival vorbeischaut, kommt mit Neugier und offenen Ohren, hoffen die Veranstalter. Deshalb ist das Festivalprogramm auch bunt gemischt, mit Konzerten aus den Bereichen Klassik, Jazz, Weltmusik und Pop.

Viele Künstler bewegen sich bei "Fratopia" zwischen den Musikstilen. So wie das Streichquintett "Wooden Elephant", das Popmusik von Björk und Radiohead auf klassischen Instrumenten spielt.

Klassik Quintett in moderner Kleidung, fotografiert in Sepia
"Wooden Elephant" spielen Musik von Björk und Radiohead. Bild © Anneveldt Multimedia

Billie Eilish mit Büroklammern und Weingläsern

Oder das 40-köpfige Orchester "ensemble reflektor", das schon im vergangenen Jahr bei Fratopia dabei war und dieses Jahr zwei Programme präsentiert: eine moderne Neuvertonung von Beethovens 9. Sinfonie und Songs von Billie Eilish im Klassik-Gewand.  

Die Klassik-Coverversionen der zarten Popsongs lassen besonders intime Klangwelten entstehen, die nichts von der schönen Zerbrechlichkeit wegnehmen, die die Original-Popsongs ausmacht, verspricht Cellistin Majella Münz. Im Gegenteil: "Wir können vielleicht noch etwas Besonderes hinzugeben."

Sie verrät auch, dass die Musiker für den speziellen Billie-Eilish-Orchestersound tief in die Trickkiste greifen: Sie spielen dann nicht nur auf ihren Instrumenten, sondern bringen auch Büroklammern und Weingläser zum Klingen. 

Audiobeitrag
Bild © Norbert Miguletz| zur Audio-Einzelseite
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Musik näher und intensiver erleben  

Bei "Fratopia" gehe auch darum, ein wenig Staub aus dem ehrwürdigen Konzert-Betrieb zu kehren, sagt Intendant Fein. So bleiben die Türen zu allen Konzertsälen beim Festival immer offen. Kein Besucher wird also Gefahr laufen, zu spät zu kommen und nicht mehr eingelassen zu werden. "Verführerische Unverbindlichkeit" nennt das der Intendant.

Was sonst noch gefragt ist? Ein intensiveres Erlebnis und mehr Nähe zwischen Publikum und Künstler. Die Bühne wird deshalb in die Mitte des Saals gezogen, berichtet Fein. Das Publikum sitze in fast allen Fällen 360 Grad um die Bühne herum.  

"Es geht darum, Musik verschiedenster Genres in einem neuen Setting zu erleben."  Die Konzerte mit hypnotischen Klängen der Vibraphon-Spielerin Chin-Yun Ling können beispielsweise meditativ im Liegen genossen werden. 

Angebote für die ganze Familie

Auch Familien mit Kindern sollen sich angesprochen fühlen, etwa bei "Die Mu-Müllmonster machen Musik". Die musikalische Geschichte mit Besen, Mülltonne & Co soll den Spaß an der Musik wecken.  

Studierende der Elementaren Musikpädagogik des Dr. Hoch’s Konservatoriums haben das Konzert entwickelt. Es richtet sich an Kinder ab drei Jahren. Vor der Aufführung können sich die Kinder selbst Rassel-Fische aus Müll bauen - kleine Instrumente, die dann später auch gleich zum Einsatz kommen. 

Fratopia 2024
"Die Mu-Müllmonster machen Musik" heißt das Programm von Studierenden der Elementaren Musikpädagogik. Bild © Dr. Hoch's Konservatorium

Musik mit dem Körper erleben

Heike Deubel hat die "Mu-Müllmonster" inszeniert. Sie meint: Je jünger die Zuhörer, desto wichtiger sei der Mitmach-Effekt. "Kinder, die Musik mit dem ganzen Körper erleben, nehmen davon viel mit. Und das wirkt wunderbar in ihren Alltag hinein", erzählt Deubel.   

"Wir haben das schon oft nach Konzerten erlebt, dass wir viel später am Tag Kinder in der Bahn getroffen haben, die immer noch unsere Lieder vom Konzert gesungen haben. Das ist eine ganz tolle, nachhaltige Sache."

Weitere Informationen

"Fratopia" - Festival der Entdeckungen

Noch bis Samstag, 28. September in der Alten Oper Frankfurt. Das ganze Programm gibt es hier.

Ende der weiteren Informationen

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels schrieben wir von über 100 Konzerten an fünf Tagen. Wir haben die entsprechende Passage präzisiert.

Redaktion: Alexandra Müller-Schmieg

Sendung: hr2-kultur,

Quelle: hessenschau.de