Nach Mockridge-Eklat und Antisemitismus-Vorwürfen Auftritt von Comedian Nizar in Fulda abgesagt

Vor Kurzem noch Podcast-Gastgeber bei Luke Mockridges Behinderten-Witzen, gerät Comedian Nizar selbst unter Druck. Wegen antisemitischer Äußerungen haben Veranstalter geplante Auftritte in Fulda und weiteren Städten abgesagt. Jetzt äußerte sich Nizar in einem Statement.

Comedian Nizar Akremi
Nizar Akremi bei einem Auftritt 2019 in Emmerich (NRW). Bild © Imago Images

Eigentlich sollte der Stand-up-Comedian und Podcaster Nizar Akremi am 13. September im Fuldaer Kultur-Zentrum Kreuz auf der Bühne stehen. Doch der Veranstalter hat ihn nun mit Verweis auf verbale Entgleisungen ausgeladen.

Geschäftsführer Wolfgang Wortmann sagte dem hr am Dienstag, Nizars Programm-Inhalte passten nicht zur Arbeit des soziokulturellen Zentrums Kreuz. Die Auftritte von Künstlerinnen und Künstlern dürften zwar zu Diskussion und Meinungsaustausch anregen, doch sie dürften sich nicht etwa um Antisemitismus, Rassismus und Frauenfeindlichkeit drehen. Nizar habe Grenzen überschritten: "Da werden unsere Grundsätze verletzt", erläuterte Wortmann die Absage.

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Nizar tritt im Rahmen seines Podcasts "Die Deutschen" auf Bühnen auf ("Die große Arena Tour - Liveshow"), hat aber auch ein Soloprogramm ("On Fire"). Mittlerweile haben auch Veranstalter in Kaiserslautern, Leipzig, Berlin und weiteren Städten Auftritte des Comedians abgesagt. Auftritte in Hessen sind bislang noch am 29. und 30. November in Frankfurt geplant, zudem am 11. April in Neu-Isenburg (Offenbach) und Marburg (30. Mai).

Podcast-Gastgeber bei Mockridge-Äußerungen gegen Behinderte

In den Fokus geriet Nizar zuletzt durch behindertenfeindliche Witze in einer Folge seines Podcasts, den er gemeinsam mit Youtuber Shayan Garcia moderiert. Im Gespräch mit Comedy-Kollege Luke Mockridge werden mit Blick auf die Paralympics in Paris Menschen mit Behinderungen verhöhnt und nachgeäfft.

Mockridge hat sich mittlerweile entschuldigt. Dennoch haben die Äußerungen Folgen für ihn. Der TV-Sender Sat.1 hat eine neue Sendung mit Mockridge, die eigentlich Mitte September starten sollte, aus dem Programm genommen. Veranstalter haben Comedy-Auftritte abgesagt, wie etwa am Samstag in Mainz, wie der SWR berichtet, oder Mitte Oktober in Siegen (NRW).

Frank Schurgast, Hauptvorstandsmitglied des Deutschen Behindertensportverbands, erstattete Anzeige gegen Mockridge unter anderem wegen Hassrede, wie er auf Facebook schrieb.

Keine Konsequenz, sondern Gegenvorwürfe

Nach ihm geraten nun auch die beiden Gastgeber des Podcasts "Die Deutschen" in den Blickpunkt. Viele Nutzerinnen und Nutzer verlangten von Nizar Akremi und Shayan Garcia Entschuldigungen für die Äußerungen in ihrem Podcast. Zudem kündigte ein Sponsor, die Sprach-Lern-App "Babbel", die Zusammenarbeit.

Auf Instagram veröffentlichten die beiden Podcast-Hosts am Mittwochabend schließlich ein gemeinsames Video-Statement. Darin betonen sie, sich bei der "Cancel Culture" nicht entschuldigen zu wollen. "Wir werden uns euch niemals beugen", so Nizar Akremi und Shayan Garcia.

Ausschnitte aus dem Podcast seien aus dem Zusammenhang gerissen worden, warfen sie ihren Kritikern im Gegenzug vor - "wir haben gegen niemanden was". Ein "geschmackloser Witz" zerstöre überdies kein Leben.

Zeitung listet antisemitische Ausfälle auf

Nizar ist kein unbeschriebenes Blatt. Der in Bonn geborene 40-Jährige, Sohn tunesischer Eltern, hat - kalkuliert, unbedacht oder politisch motiviert - schon häufiger für Empörung gesorgt. Die "Jüdische Allgemeine" führte in einem Artikel ("Bühne frei für den 'Kaiser' der Antisemiten") zahlreiche Äußerungen als Beleg für Nizars Judenfeindlichkeit auf.

Einen Künstler mit einer solchen Weltanschauung wollen einige Städte und Veranstalter nicht sehen. Ein Sprecher der Stadt Fulda sagte: "Die Art und Weise, wie Nizar Akremi in bisherigen Programmen sich zu Juden und jüdischen Themen äußerte, kann als antisemitisch interpretiert werden, und es ist fraglich, ob diese Äußerungen durch die Kunstfreiheit gedeckt sind. Er überschreitet aus unserer Sicht bewusst Grenzen und versucht diesen Schritt dann wieder als normale Comedy darzustellen."

Stadt Fulda sieht Nizar kritisch

Das Kultur-Zentrum Kreuz, das mit Geld von der Stadt Fulda gefördert wird, zog die Reißleine. Die Entscheidung zur Absage von Nizars Auftritt sei aber schon vor dem Eklat um Mockridges Behinderten-Witze gefallen. Die Vorkommnisse rund um diesen Podcast hätten den Veranstalter in Fulda in seiner Auffassung nur noch bestätigt, sagte Geschäftsführer Wortmann.

Nizar sei in den vergangenen Jahren schon zweimal im Kulturzentrum Kreuz aufgetreten. Doch dabei seien die Themen laut Wortmann "nicht so explizit gewesen" und keine Verunglimpfungen aufgefallen.

"Satireweltmeister" trat schon bei diversen Sendern auf

Nizar, der sich in seinem Profil auf der Social-Media-Plattform "X" als "ungeschlagener Satireweltmeister" bezeichnet, versuchte zunächst als Sänger im Musik-Business Fuß zu fassen. Er nahm unter anderem an einer Castingshow teil. Als Komiker bekam er aber mehr Aufmerksamkeit. 2019 wurde Nizar für den Deutschen Comedypreis in der Kategorie "Bester Newcomer" nominiert.

Im Fernsehen war er bereits zu sehen in den Sendungen "Richtig witzig" (Sat.1, 2018), "Nightwash" (WDR) , "Quatsch Comedy Club" (Pro7) und beim Comedy Festival XXL (hr, 2020). Der Hessische Rundfunk beendete 2022 eine geplante Zusammenarbeit mit Nizar wegen Antisemitismus-Vorwürfen.

Scharfe Kritik von hessischem Minister

Möglicherweise werden noch weitere Absagen folgen. Denn der Eklat um Comedian Nizar beschäftigt mittlerweile schon den Hessischen Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur. Timon Gremmels (SPD) erklärte in einer Mitteilung: "Die Äußerungen von Nizar Akremi sind inakzeptabel, sie stehen im klaren Widerspruch zu den Werten, für die wir als Land Hessen einstehen."

Gremmels betonte: Die Aussagen seien abstoßend und mit den Grundsätzen einer demokratischen und weltoffenen Gesellschaft nicht vereinbar. "Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, entschieden gegen Antisemitismus und jegliche Form von Menschenfeindlichkeit vorzugehen."

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Quelle: hessenschau.de