Nach einjähriger Renovierung Kunsthalle Gießen zurück "am Puls der Zeit"
Ein Jahr lang war die Gießener Kunsthalle geschlossen, eine Million Euro hat die Modernisierung gekostet. Nun soll sich zeigen, dass sich die Investition gelohnt hat. In der ersten Ausstellung verschmelzen Realität und Fiktion, Handarbeit und Künstliche Intelligenz.
Hell angestrahlt wie in einer Arena liegt ein weißer Basilisk am Boden. Wurde er besiegt? Oder erwacht er jeden Moment zum Leben, bereit zum Kampf?
Die Künstlerin Mary-Audrey Ramirez hat in der Kunsthalle Gießen eine Szenerie erschaffen, die einem Videospiel entlehnt sein könnte. Ramirez, selbst leidenschaftliche Gamerin, lässt sich von virtuellen Welten inspirieren.
"Da ist diese Sehnsucht nach Welten, die es physisch nicht gibt und die nur digital funktionieren", sagt Ramirez. In ihrer Kunst greift sie nicht nur auf digitale Ästhetik zurück, sondern nutzt auch neueste Technologie.
Neueröffnung nach einem Jahr Umbau
Die Ausstellung "Forced Amnesia" entspricht dem Geist der Kunsthalle Gießen zur Wiedereröffnung. Ein Jahr lang hat Direktorin Nadia Ismail ihr Haus geschlossen, auch um die digitale Ausstattung der Institution nach vorn zu bringen.
Eine Million Euro hat der Umbau der Kunsthalle Gießen gekostet. Man habe technisch einiges investiert, "sodass wir jetzt mindestens die nächsten zehn Jahre am Puls der Zeit sind", sagt sie.
Erste Ausstellung zeigt KI-Kunst
In der Kunsthalle Gießen sind neben Ramirez' skulpturalen Textilkreaturen auch auf Satin gedruckte Porträts insektenhafter Wesen zu sehen. Die Abbildungen wirken auf den ersten Blick wie Fotos, sind aber mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erschaffen.
Ismail vergleicht die Entwicklungen im Zusammenhang mit KI mit der industriellen Revolution. Sie spricht von einer verbreiteten "Furcht, von Maschinen oder Ähnlichem abgelöst zu werden".
Physische Welt trifft auf digitale
Ramirez schaffe niedrigschwellige Zugänge zu der neuen Technologie, so Ismail. "Die Grenzen zwischen physischer und digitaler Welt werden immer fließender." Ramirez vereine Elemente aus beiden Welten.
Sie selbst sei beim Thema KI zunächst auch skeptisch gewesen, sagt die Künstlerin. "Dann habe ich einfach herumexperimentiert", erzählt sie. "Ich sehe das als Zusammenarbeit und als neues Tool für neue Werke."
Erste "normale" Eröffnung nach Corona
Direktorin Ismail freut sich darauf, die Kunsthalle nach Corona wieder "ganz normal" eröffnen zu können. "Jetzt ist es wirklich an der Zeit."
Besuchende müssen dafür auch nicht länger den Umweg durchs Rathaus nehmen: Die neu eingebaute Eingangstür am Berliner Platz wird nun offiziell aufgeschlossen.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 17.04.2023, 16.45 Uhr
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