Nach verheerendem Brand Liebig-Museum in Gießen will im Herbst wieder öffnen

Im Dezember 2022 hat ein Brand im Liebig-Museum in Gießen gewütet. Seitdem ist es geschlossen. Jetzt gibt es aber einen Zeitplan für die Wiedereröffnung. Und in Zukunft hat das Museum Großes vor.

Eingang in ein historisches Gebäude. An der Wand Schild mit der goldenen Aufschrift "Liebig-Museum". Darunter eine graue Texttafel.
Ende des Jahres soll es wieder öffnen: das Liebig-Museum in Gießen. Bild © Marc KLug/ hr

Der Brand im Gießener Liebig-Museum ist schon 27 Monate her - trotzdem riecht es im historischen Chemie-Hörsaal und im Labor nebenan immer noch stark nach Asche und Ruß. Doch es geht voran: Zum Beginn des Jahres haben aufwändige Sanierungsarbeiten begonnen. So wurde etwa der Ruß an den Wänden sorgfältig entfernt.

Kurator Bernd Commerscheidt ist zuversichtlich, dass gegen Ende des Jahres wieder Besucher kommen können: "Wir wollen das Museum schnell wieder begehbar, begreifbar und erfahrbar machen", versichert er.

"Es soll besser werden als vorher"

Eine Wand, die verkohlt aussieht und bei der eine Dreiersteckdose freiliegt.
Der Ruß ist runter, nun muss saniert werden im Liebig-Museum in Gießen. Bild © Marc KLug (hr)

Bis dahin muss aber noch viel gemacht werden, was über die Sanierung der Brandschäden hinausgeht: Geplant sind neue Toiletten, eine neue Elektrik, oder auch neue Fenster und eine Dämmung für das Dach. Eingebaut ist bereits eine neue Fernwärme-Heizung im Keller.

Der Schwelbrand hat zwar eine Spur der Zerstörung hinterlassen, sagt Commerscheidt. "Wir möchten das Geschehene aber als Neuanfang begreifen und über ein neues Museumskonzept nachdenken. Es soll besser werden, als es vorher war", betont er.

"Müssen uns keine Vorwürfe machen" 

Tatsächlich ist offen, was genau den Brand ausgelöst hat. Die Polizei geht von einem technischen Defekt aus. Aber auch sie konnte gemeinsam mit Versicherungsexperten nicht herausfinden, was genau in jener Nacht im Dezember 2022 passiert ist.

"Für uns heißt das, wir müssen uns keine Vorwürfe machen, irgendwo fahrlässig gehandelt zu haben", sagt der Vorsitzende der Liebig-Gesellschaft, Gerd Hamscher. "Es wurde uns bestätigt, dass wir hier gewissenhaft und solide gearbeitet haben."

So viele Spenden wie nie gesammelt 

Historische Chemie-Geräte stehen vor einer Durchreiche.
Auch das historische Labor war betroffen. Bild © Marc KLug (hr)

Deswegen kommt auch die Versicherung für die Schäden auf - mit rund 250.000 Euro. Gleichzeitig hat die Liebig-Gesellschaft aber auch so viele Spenden gesammelt wie noch nie: Seit dem Brand sind etwa 400.000 Euro zusammengekommen.

Dafür wird zum Beispiel ein neuer Experimentiertisch angeschafft. Auch eine ganz bestimmte Farbe für die Wände und Möbel steht auf der Anschaffungsliste des Museums, denn die Sanierung muss denkmalschutzkonform sein. All das ist teuer, deswegen nimmt das Museum weiter gerne Spenden entgegen.

"Wir gehen verantwortungsbewusst mit Spenden um"

Hamscher versichert: "Wir gehen verantwortungsbewusst mit den Spendengeldern um und werden damit Wegweisendes für die Neugestaltung des Museums erreichen." Das Museum sei wichtig, um junge Menschen für die Naturwissenschaften zu begeistern.

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"Wir beobachten seit einigen Jahren einen deutlichen Rückgang der Studierendenzahlen, aber ohne unsere besten Köpfe kommen wir auch wirtschaftlich nicht voran", betont der Vorsitzende der Liebig-Gesellschaft, der auch Professor für Lebensmittelchemie ist.

Neue Wege, um an Justus von Liebig zu erinnern

Hamscher verweist darauf, dass Deutschland ein rohstoffarmes Land sei und gerade deshalb im Bereich der Chemie auf ein hoch spezialisiertes Fachwissen angewiesen sei.

Bis das Museum wieder öffnet, will die Liebig-Gesellschaft auch weiter auf junge Menschen zugehen. "Wir sind mit unseren Experimenten in Schulen, aber mittlerweile auch schon in Kindergärten unterwegs", berichtet er. Die Lust auf Naturwissenschaften soll so früh und so lebendig wie möglich geweckt werden. "Das geht nirgends so gut wie im Liebig-Museum, deswegen beeilen wir uns bei der Sanierung", versichert Hamscher.

Liebig-Laboratorium soll Weltkulturerbe werden

Zudem geht das Museum neue Wege, um an den berühmten Chemiker Justus von Liebig (1803 - 1873) und sein Schaffen zu erinnern. Ab 2026 soll ein neues Konzept entstehen, das das Liebig-Museum noch attraktiver machen soll, etwa über eine Kooperation mit dem Merck-Archiv in Liebigs Geburtsstadt Darmstadt. Geplant sind aber auch Aktionen mit anderen Einrichtungen in Gießen, wie dem Museum für Gießen.

Langfristig hat Hamscher noch ein viel größeres Ziel: Er will, dass das Liebig-Laboratorium zum Weltkulturerbe ernannt wird. "Liebig hat in seinen 23 Jahren in Gießen ein modernes Chemie-Labor aufgebaut und damit Grundlagen für die Wissenschaft bis heute geschaffen." So ein historischer Labor-Aufbau sei sonst in keinem anderen Ort zu finden.

Die Sanierung bis Herbst soll also nur der erste Schritt sein, um das Liebig-Museum in die Zukunft zu führen.

Weitere Informationen

Besuchsmöglichkeiten vor dem Herbst

Am 18. Mai, dem internationalen Museumstag, soll es eine Möglichkeit für Interessiertehe geben, sich über den Fortschritt auf der Baustelle zu informieren. Außerdem soll es im Juli Aktionen an den Tagen der Industriekultur in Mittelhessen geben und im September am Tag des offenen Denkmals. Weitere Infos gibt es auf der Webseite des Museums.

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Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de