Von New York nach Hessen Naomi Beckwith übernimmt die künstlerische Leitung der documenta 16 in Kassel
Naomi Beckwith vom Guggenheim Museum in New York wird die künstlerische Leitung der documenta 16 übernehmen. Das hat die internationale Findungskommission bestimmt. Die nächste Weltkunstausstellung findet 2027 statt.
Weißer Rauch kündigt die Wahl eines neuen Papstes an, bei der neuen künstlerischen Leitung der documenta 16 reichte eine Mail. Der Inhalt: die Einladung zur Pressekonferenz im UK14, einer Eventlocation nahe dem Fridericianum.
Dort hat am Mittwoch der Geschäftsführer der documenta, Andreas Hoffmann, die wichtige Personalie bekannt gegeben: Naomi Beckwith, stellvertretende Direktorin und Chefkuratorin des New Yorker Solomon R. Guggenheim Museums, wird die künstlerische Leitung der documenta 16 übernehmen.
"Besessen" von der documenta
"I am obsessed with documenta", sie sei besessen von der documenta, sagte Beckwith bei ihrer Vorstellung. Es sei ein "absolutes Geschenk, die Ausstellung leiten zu dürfen. Bezugnehmend auf die vergangene documenta im Jahr 2022 betonte sie, als Leitung habe sie keine Toleranz für Rassismus, Antisemitimus und jegliche Form von Diskriminierung in der Ausstellung.
Die 48-jährige Chicagoerin tritt die Nachfolge des indonesischen Künstlerkollektivs Ruangrupa an, das die umstrittene documenta fifteen im Jahr 2022 kuratiert hat. Die Schau war von massiven internationalen Antisemitismus-Diskussionen überschattet worden.
Gremmels: "Mir fällt ein Stein vom Herzen"
"Die hochkarätige Findungskommission hat eine erstklassige Auswahl getroffen, so Oberbürgermeister Sven Schoeller. "Es gab nicht wenige, die die documenta im vergangenen Jahr bereits tot gesagt hatten. Aber wir haben immer an die documenta geglaubt."
Kunstminister Timon Gremmels (SPD) betonte, ihm falle "heute ein Stein vom Herzen". Die documenta sei eine Institution von großer auch internationaler Strahlkraft, aber auch von großer Verantwortung.
Verzögerungen im Findungsprozess
Ursprünglich hatte die Künstlerische Leitung schon früher berufen werden sollen. Allerdings sorgte die Aufarbeitung des Antisemitismus-Eklats um die documenta fifteen im Sommer 2022 für Verzögerungen.
Für die Entscheidung, wer die Geschicke der weltgrößten Kunstschau lenken soll, hatte die Findungskommission, bestehend aus Yilmaz Dziewior, Sergio Edelsztein, N'Goné Fall, Gridthiya Gaweewong, Mami Kataoka und Yasmil Raymond, lediglich knapp ein halbes Jahr Zeit. Erst im Juli 2024 waren sie mit der Suche nach einer künstlerischen Leitung beauftragt worden.
Erste Findungskommission trat zurück
Die Expertengruppe war bereits die zweite Findungskommission, die mit der Aufgabe betraut wurde. Die erste Kommission kam gar nicht dazu, ihre Arbeit aufzunehmen. Nach dem Rückzug eines israelischen Mitglieds und einer Diskussion um Antisemitismus-Vorwürfe gegen ein weiteres Mitglied trat das gesamte Gremium im November 2023 zurück.
Die Weltkunstschau in Kassel gilt neben der Biennale in Venedig als wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst. Die documenta 16 soll vom 12. Juni bis 19. September 2027 stattfinden.