"House of Galleries" - Galeriekunst mit Ausblick Neue Kunstmesse in Frankfurt sucht neues Publikum
18 Jahre lang hat es keine Kunstmesse mehr in Frankfurt gegeben. Doch Freitagabend eröffnet für ein Wochenende das "House of Galleries" in den leerstehenden Vorstandsetagen des Trianon-Hochhauses. Mit Bar und Skylineblick sollen neue Besucher angelockt werden.
Wenn man die 44 Stockwerke des Trianon-Towers mit dem Aufzug in wenigen Sekunden hochfährt, knackt es in den Ohren. Öffnen sich oben die Türen, wird man von einer großen Stefan-Wieland-Lichtinstallation begrüßt, die farbenfroh von der Decke bis zum Boden reicht. Dahinter offenbart sich durch die Panoramafenster der ehemaligen Vorstandsetage ein spektakulärer Ausblick auf die Stadt Frankfurt.
Eine herkömmliche Messe soll es nicht sein
Oliver Kremershof von der "Frankfurt Art Experience" steht mit seinem Laptop an der Bar, die im sogenannten Bankettsaal aufgebaut wurde. Die Vorbereitungen für die Kunstmesse so kurz vor der Opening Night laufen auf Hochtouren. Obwohl, "Messe" soll das Ganze gar nicht genannt werden, sagt der Projektleiter.
Nicht umsonst wurde der Titel "House of Galleries" gewählt. "Wir stellen fest, dass die herkömmlichen Formate nicht unbedingt so erfolgreich sind, wie sie es vielleicht mal waren." Nun wollten er und sein Team testen, was die Zukunft so bringen könne. "Wie können neue Formate sein?"
Jede Galerie bringt einen Künstler oder Künstlerin mit
Die Idee zum "House of Galleries" sei vor gut einem Jahr aus der Überlegung heraus entstanden, dass Frankfurt seit dem Ende der "Art Frankfurt" in 2007 keine Kunstmesse mehr hat.
Beim "House of Galleries" stellen nun 14 Frankfurter Galerien auf den beiden oberen Etagen des leer stehenden Trianon-Turms aus und haben sich jeweils eine Partnergalerie aus Deutschland eingeladen.
So sind insgesamt 29 Ausstellende mit ihren jeweiligen Künstlern und Künstlerinnen zusammengekommen, die eine Variation an künstlerischen Positionen zeigen. Das Besondere: Anders als bei einer klassischen Messe, konzentriert sich jede Galerie nur auf einen Künstler oder eine Künstlerin.
Galerist: "Die Location ist fantastisch."
In Raum 22, einem kleinen Büroraum mit graublauem Teppich und Ausblick auf den Messeturm, zeigt der Frankfurter Galerist Daniel Hagemeier mit seiner Geschäftspartnerin Sakhile Matlhare die großformatigen Leinwände des kamerunischen Künstlers Jerry Helle auf.
"Ich finde das neue Format super", sagt der Galerist. "Die Location ist fantastisch. Ich glaube, für viele Besucher ist das was Besonderes. Und auch für uns als Aussteller ist es besonders, Kunst mal in anderen Räumlichkeiten zu zeigen."
Viele Menschen trauen sich nicht in Galerien
Die Kunst aus den Galerien herausholen und als Pop-Up-Event in trendigen Locations ausstellen - natürlich wolle das Team damit auch ein neues und vor allem junges Publikum erreichen, so der Veranstalter. Es sei beim entspannten Schlendern durch Büroräume leichter für Neulinge, mit Galeriekunst in Kontakt zu kommen.
"Es ist ja durchaus so, dass die Galerie als solche bei Menschen eine hohe Barriere setzt", bestätigt Kremershof. "Und diese Schwellenängste abzubauen, auch das ist eine Idee, die wir hier im House of Galleries verfolgen."
Neustart mit kleiner Messe
Eine Etage tiefer koordiniert Galeristin Heike Strelow gerade die Aufhängung der Holzschnittarbeiten des Frankfurter Künstlers Hendrik Zimmer. Seit 18 Jahren leitet sie in Frankfurt eine Galerie und hat das neue Format mit konzipiert.
"Wir haben ganz lange überlegt, dass Frankfurt wieder eine Messe braucht, aber wir wussten auch, dass dieses Konzept, wir gehen jetzt in die Messehalle und da laden wir von überall aus der Welt Galerien ein, dass das schwer wird", sagt sie. "Und haben dann gedacht, lasst uns doch klein starten."
Ziel: Neue Sammler und Sammlerinnen aufbauen
Als reines Spektakel-Event will Strelow das "House of Galleries" aber nicht verstanden wissen, sondern vielmehr als Möglichkeit gerade junge Sammler und Sammlerinnen aufzubauen. Denn sie sieht großes Potential beim Standort Frankfurt, wo es durchaus junge Menschen gäbe, die in der Lage seien Kunst zu kaufen.
"Denen muss man einfach mal Wege vor Augen führen, was es alles gibt, wie man Kunst sammeln kann und da ist so eine Messe natürlich leichter, als wenn man in eine einzelne Galerie geht."
Neuer Termin im Frankfurter Kulturkalender?
Die Tickets für das Event, das mit Talks begleitet wird, kosten 12 Euro und sind sehr gut nachgefragt. Freitagabend wird das Kunstevent mit Ausblick eröffnet. Der Andrang deutet darauf hin, dass das gut ankommt und vielleicht sogar ein fester Termin im Frankfurter Kulturkalender werden könnte.