Kinderbuch "Radieschen von unten" Sensibel, aber mit Humor: Frankfurter Illustratorin erklärt Kindern den Tod

Wie ein schweres Thema leicht wird: In einem neuen Kinderbuch mit Illustrationen der Frankfurterin Anke Kuhl geht es darum, wie man Kindern den Tod erklärt.

Anke Kuhl
Anke Kuhl Bild © Stephan Jockel

"Hund: 16 Jahre, Hamster: 3 Jahre, Marienkäfer: 1 Jahr", steht da, und auf den kreisförmigen Zeichnungen dazu sind die toten Tiere zu sehen. Sie liegen auf dem Rücken oder strecken die Zunge raus.

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Ganz schön drastisch, wie Anke Kuhl das durchschnittliche Lebensalter von Tieren illustriert. Aber auch oft unheimlich komisch. "Radieschen von unten - Das bunte Buch über den Tod für neugierige Kinder (ab 8 Jahren)" heißt das neue Kinderbuch von Autorin Katharina von der Gathen, das die Frankfurterin illustriert hat. Es wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Wie ist den beiden dieses Kunststück gelungen?  

Doppelseite aus dem Kinderbuch "Radieschen von unten" von Anke Kuhl.
Doppelseite aus dem Kinderbuch "Radieschen von unten" von Anke Kuhl. Bild © Klett Verlag

Fakten und Albernheiten

"Man muss bei solchen Themen immer dosieren. Nicht immer nur die harten Fakten, das kann schnell zu düsterer Stimmung führen. Deswegen war es klar, dass wir da auch Albernheiten reinbringen", erklärt Anke Kuhl im Gespräch. Dabei strotzt ihr Buch übers Sterben auch vor Fakten.

Neben den Übersichtsseiten zum Lebensalter aller erdenklichen Lebewesen gibt es ausführliche Kapitel zu Todesursachen, Sterbebegleitung im Hospiz oder den Abläufen nach dem Tod eines Menschen.

Anschauliche Details

Dabei sparen weder Autorin noch Illustratorin mit anschaulichen Details: "Wir haben versucht, möglichst viele Aspekte von sehr realen Dingen einzubringen, weil Kinder sich manchmal ganz wissenschaftlich und ernsthaft mit einem Thema beschäftigen."

Aber dann folgt eben auch eine Seite mit Witzen oder Anekdoten über die lustigsten Tode. "Alles, was schrecklich ist, kann man eigentlich nur verarbeiten, wenn man zwischendrin auch drüber lacht", fasst Anke Kuhl ihre Philosophie zusammen.  

Jugendbuchforschung befasst sich mit dem Thema

Solange ein schweres Thema wie das Sterben noch in weiter Ferne liegt, mag die Auseinandersetzung damit für Kinder von Neugier getrieben und unproblematisch sein - doch wie sieht es für Betroffene aus? Das weiß Dr. Iris Schäfer vom Institut für Jugendbuchforschung der Universität Frankfurt.

Sie beschäftigt sich unter anderm mit der Darstellung von psychischen Erkrankungen wie Magersucht in Kinder- und Jugendbüchern. "Ich erlebe das auch in studentischen Veranstaltungen ganz häufig, dass Betroffene oder ehemals betroffene Studierende sagen, dass sie das unglaublich gerne gelesen haben, weil sie sich dann endlich mal verstanden gefühlt haben", erklärt sie. 

Literatur metaphorisiert und mystifiert

In literarischen Darstellungen würden Erkrankungen übrigens oft aus der Distanz betrachtet, metaphorisiert oder mystifiziert - gerade wenn über bestimmt Krankheitsbilder noch nicht viel bekannt sei, ordnet Iris Schäfer ein.

"Je mehr über eine Krankheit bekannt wird, desto selbstverständlicher ist es, dass der kindlichen und jugendlichen Leserschaft schon zugemutet wird, durch die Augen von betroffenen mitzuleiden."  

Illustratorin hat den "Tod-Tick"

Anke Kuhls Herangehensweise an das schwere Thema Tod sei da viel direkter, gibt sie unumwunden zu: "Ich hab so ein bisschen einen Tod-Tick." Immer schon habe sie sich gern den ambivalenten Seiten des Todes zugewandt und versucht, dem etwas Albernes entgegenzusetzen.  

Auch in ihrer Wohnung und Atelier sei sie umgeben von Skeletten in allen möglichen Formen und Farben. "Als Kind hab ich meine Eltern zum Wahnsinn getrieben, weil ich da permanent darüber reden wollte und die sich immer gefragt haben, was ist denn eigentlich los mit dem Kind?"

Da überrascht es nicht, dass Anke Kuhl Halloween einiges abgewinnen kann: "Ich finde nichts schöner, als wenn zu Halloween so kleine verkleidete Skelette rumlaufen. Dann hab ich immer richtig Spaß", sagt die Illustratorin augenzwinkernd. 

   

Redaktion:

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de