Frankfurter Jahrhunderthalle Nina Chuba liefert eine freche, ehrliche und absolut liebevolle Show
Berühmt wurde sie mit dem Ohrwurm "Wildberry Lillet". In der Frankfurter Jahrhunderthalle hat Nina Chuba nun ein umjubeltes Konzert gegeben.
Schon am Einlass fällt auf: Die Nina-Chuba-Fanbase ist nicht nur groß, sondern auch vielseitig. Zwischen Teenie-Gruppen, die in der Schlange Selfies machen, stehen Eltern aufgeregt Hand in Hand mit ihren kleinen Mädels. Viele von ihnen tragen übergroße Nina-Chuba-T-Shirts.
Da ist zum Beispiel die zehnjährige Maja, die mit ihrem Papa direkt vor der Bühne einen Platz gefunden hat. "Ich wollte ganz nach vorne", erzählt sie und springt voller Vorfreude in die Luft, während ihr Papa augenzwinkernd sagt: "Wir sind ja schon vor zwei Stunden hier angekommen."
Ausverkauftes Haus
Wer einen guten Platz will, musste allerdings früh kommen: Die Jahrhunderthalle ist seit langem ausverkauft. Viele Eltern mit Kindern sind schon früh los, um möglichst gute Sicht zu haben. Weiter hinten stehen viele Fans in ihren 20ern, 30ern und sogar 40ern - wie Micha, der mit seinem Kumpel gekommen ist.
"Wir sind große Fans von Seeed und Peter Fox. Als ich dann mal das komplette Album von Nina Chuba gehört habe, war das so der Vibe", erzählt der 42-Jährige. Dass er weiter hinten steht, stört ihn nicht.
Schon die Vorband punktet
Um Punkt 19.30 Uhr startet PaulWetz als Vorband und heizt mit Electro- und Popbeats schon mal richtig ein, während die Halle sich weiter füllt. Eine musikalisch passende Einstimmung auf Nina Chuba, die gegen 20.15 Uhr im wahrsten Sinne des Wortes den Vorhang fallen lässt.
"Wer ist wieder da?", stand in großen Buchstaben darauf, die Antwort folgt lautstark von der Künstlerin selbst: "Nina!", singt sie und tanzt energisch zu ihrer neuen Single über die Bühne. Mit dabei sind ihr Schlagzeuger, ihre Bassist*innen und ihre Mädels mit Saxophon, Trompete und Oboe. Alle wird Nina später übrigens einzeln vorstellen. Überhaupt macht sie viele freche, aber absolut liebevolle und gefühlvolle Ansagen an ihr Publikum.
"Ihr seid alle so fein!"
"Hallo Frankfurt, meine Lieben", ruft sie zu Beginn mit Kusshand in ihr Publikum: "Ihr seid alle so fein! Ach, habt ihr es hier gemütlich, so weit draußen im Grünen", sagt sie augenzwinkernd und spielt auf die Lage der Jahrhunderthalle tief im Frankfurter Westen an. Aber sie sei schon rumgekommen im Rhein-Main-Gebiet, erzählt sie: "Wir waren im Klettergarten, das war schon mal mega." Dann geht sie über in die nächsten Songs ihres Albums "Glas".
Dass Nina Chuba, die eigentlich Nina Katrin Kaiser heißt und aus dem Großraum Hamburg kommt, authentisch und lässig auf der Bühne performen kann, scheint ihr in die Wiege gelegt. Als Kind spielte sie bereits Klavier, praktizierte Kunstturnen. Als Siebenjährige spielte sie in der TV-Serie "Die Pfefferkörner" die jüngste Ermittlerin der Detektivbande.
In jedem Song eine eigene Emotion
2020 ist ihre erste EP "Power" veröffentlicht worden, zwei Jahre später dann der große Chartserfolg mit "Wildberry Lillet". In der Jahrhunderthalle wird aber bereits nach wenigen Songs sehr deutlich: Nina Chuba kann keinesfalls auf einen Hit reduziert werden.
Ihre auf "Glas" erschienen Songs haben Namen wie "Glatteis", "Fieber", "Neben mir" und "Femminello". Alle klingen anders, zwischen Rap, Pop und Dancehall bewegt sich die 25-Jährige, aber auch Reggae und Techno sind als Einflüsse erkennbar. Jeder Song thematisiert etwas anderes, oft sind es Gefühle wie Liebe, Freude, Verwirrung, Melancholie oder Hass, die in frechen, aber ehrlichen, emotionalen Texten zum Ausdruck kommen.
Gruppenumarmungen am Hallenboden
Chuba ist während des Konzerts nah an ihren Fans. Ungefähr zur Mitte der Show verschwindet sie plötzlich von der Bühne, nur noch ihr in 3D animierter Kopf dreht sich mit psychedelischen Effekten und aufgeladener Musik auf der Leinwand. Plötzlich springt sie hinten in der Halle auf ein kleines Podest, kommt auch den Fans in den hinteren Reihen und Rängen näher.
Hier performt sie hautnah und sitzend den Song "Nicht Allein", der sich mit einem ernsten Thema auseinandersetzt: Depressionen, wie Nina vorher sagt. Der Song sei für einen wichtigen Menschen, der merken solle, dass er nicht alleine sei mit der Krankheit. In diesem Moment ist die Halle still und andächtig, Nina schafft es sogar, dass alle sich auf den Boden setzen. Infolge dessen kommt es zu Gruppenumarmungen unter Fans am Hallenboden - schön.
Mit dem Selfie-Mikrofon durch die Menge
Ganz anders wird es später bei "Hass dich", wo richtig Dampf abgelassen wird. Die Menge hüpft und springt, in diesem Moment fallen die letzten Vorhänge der Bühne, von der Decke fallen meterlange Luftschlangen. Die Effekte auf der Bühne sind dezent, aber wirkungsvoll: Statt Laser und Lichtshow befestigt Nina zum Beispiel eine Selfie-Kamera am Mikrofon, das Bild wird live übertragen auf die Leinwand.
Einmal geht Chuba auch durch die Menge, das Publikum feiert auf dem Selfie-Video und wird dadurch Teil des Musikvideos auf dem Bildschirm. Dort vermischen sich die Bilder teils mit Animationen von Hochhäusern aus Beton oder von Strand-Szenen.
Voller Laden, aber alles im Griff
Nina Chuba ist während des Abends für ihr Publikum da: "Macht mal Licht an, da hinten stimmt was nicht, ihr winkt?", fragt sie dreimal. Was genau los ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Jedenfalls eilen Helfer dorthin.
Und einmal ist es einfach Fehlalarm. "Ach, ihr winkt einfach nur so? Okay, dann lieber nicht winken", sagt Nina Chuba, lächelt und macht gut gelaunt einfach weiter.
Nächste Tour in Vorbereitung
Circa zwei Stunden spielt Nina Chuba inklusive Zugabe. Hier ist dann mit Konfetti und in bester Stimmung endlich "Wildberry Lillet" zu hören, aber auch der durchaus getragene Titel "Waldbrand", den Chuba nur live performt.
Beide Songs hat das Publikum heiß erwartet. Die Fans verabschieden ihr Idol am Ende laut und tosend von der Bühne. Lange auf eine Rückkehr warten müssen sie nicht: Bereits nächstes Jahr wird Nina Chuba wieder in Frankfurt spielen, dann in der größeren Festhalle.