Nominiert für Deutschen Computerspielpreis Wo in Wiesbaden neue Games-Welten entstehen

Das Studio Weltenbauer ist nominiert für den diesjährigen Deutschen Computerspielpreis. Ausgezeichnet werden könnte das Unternehmen für seine gute Unternehmenskultur. Die beruht auch darauf, dass die Wiesbadener nicht nur in Phantasiewelten unterwegs sind.

Computersimulation einer Baustelle
In "Construction Simulator" organisieren die Spielenden große Baustellen. Bild © Weltenbauer
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Im Spiel Construction Simulator schlüpft man in die Rolle eines Baumeisters. Man kann Verantwortung für Brückenbau, Solar- und Windparks übernehmen und sich von Bauprojekt zu Bauprojekt hocharbeiten. In eine völlig andere (Berufs-)Welt eintauchen – das ist der Reiz des Games, das seit elf Jahren mehrere Millionen Fans begeistert. 

Ein Mann referiert vor einigen Leuten, im Hintergrund ist eine technische Zeichnung projeziert.
Ein Prinzip der Weltenbauer: Wissen wird unter allen Mitarbeitenden geteilt. Bild © Weltenbauer

Entwickelt wurde Construction Simulator in Wiesbaden vom Studio Weltenbauer. Der Name passt: "Weltenbau ist das, was wir tun", fasst René Nold, einer der zwei Geschäftsführer, die tägliche Arbeit des Studios zusammen.

Zwischen Spiel und Industrie 

Die besondere Kompetenz der Wiesbadener seien anspruchsvolle, realistische 3D-Modelle. Diese Expertise wird nicht nur für das Spiel, sondern auch für die Zusammenarbeit mit großen Industrieunternehmen genutzt. Für den Baumaschinenhersteller Liebherr erstellt die Firma zum Beispiel Modelle und Planungstools.  

Weltenbauer ist dieses Jahr zum ersten Mal beim Deutschen Computerspielpreis (DCP) nominiert. In der Kategorie Studio des Jahres werden sie nicht nur für ihre Kompetenz als Spiele-Entwickler geehrt, sondern auch für ihre Qualitäten als Arbeitgeber. 

New Work – auch in der Games-Branche 

Die Mitarbeitenden profitieren von flexiblen Arbeitszeitmodellen und Überstundenausgleich, heißt es in der Nominierung. Gemeinsame Mittagessen und Aktivitäten, gute Bewertungen in Arbeitgeber-Rankings – das sind Eigenschaften, die die Wiesbadener zum Studio des Jahres machen könnten.    

Für Geschäftsführer René Nold und Christian Rathemacher war das eine bewusste Entscheidung, sagt Nold: "Als Christian und ich hier ans Ruder gekommen sind, haben wir die Arbeitsatmosphäre und die Rahmenbedingungen so aufgestellt, wie wir es selbst gerne haben wollen." 

Festanstellung und weniger Zeitdruck

Dass gute Arbeitsbedingungen in der Games-Branche kein Standard sind, wird immer wieder diskutiert. So ist etwa das sogenannte "Crunchen" eine gängige Praxis in der Branche, die viele Mitarbeitende an ihre Grenzen bringt.  

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"Crunchen"

Die "Crunch-Time" ist in der Games-Entwicklung eine Phase, in der ein Projekt unter großem Zeitdruck fertiggestellt wird. Mitarbeitende leiden als Konsequenz oft unter hohem Leistungsdruck, Überstunden und Wochenendarbeit. Berichten zufolge wird die zusätzliche Arbeitszeit häufig nicht entlohnt.   

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Mit den Projekten wechseln häufig auch die Angestellten, Sicherheit im Job ist kaum gegeben. Bei Weltenbauer dagegen gebe es kaum Fluktuation bei den inzwischen rund 75 Mitarbeitenden, so René Nold. Das könne das Studio sich auch deshalb leisten, weil man mit den zwei Standbeinen im Games- und Industriebereich mehr Auftragssicherheit habe.  

Aber: Luft nach oben gibt es immer. Nold sieht trotz der Freude über die Nominierung Verbesserungsbedarf beim Thema Diversität im Team. Den Frauenanteil von einem knappen Drittel hält er für ausbaufähig.  

Rhein-Main ist wenig attraktiv für Games-Entwicklung

Mit Weltenbauer und Deck13 aus Frankfurt sind beim diesjährigen Computerspielpreis zwei hessische Studios nominiert. Das ist eher die Ausnahme.

Strukturell seien Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet zwar mit gut ausgebauter Infrastruktur und schnellem Netz kein schlechter Standort, sagt Jan Klose, Geschäftsführer von Deck13.  Es müsse aber noch viel mehr getan werden, um eine wirklich attraktive Region für Software-Entwickler zu werden.

Hessen fördert viel weniger als Nachbarländer

Ein großes Manko in Hessen sei unter anderen die Förderung der Games-Branche. Hessen stellt regulär für die Förderung von Spieleentwicklung jährlich rund 200.000 Euro zur Verfügung. Gefördert werden hier hauptsächlich "Serious Games", also Spiele mit erzieherischem und bildendem Anspruch.

Zum Vergleich: In Bayern und Nordrhein-Westfalen werden jährlich einstellige Millionenbeträge in die Games-Entwicklung investiert. 

Im Wettbewerb nur "underdog"

René Nold von Weltenbauer sieht sein Studio, mit Blick auf die Konkurrenz, beim diesjährigen DCP eher als "underdog“. Als Studio, das nicht nur Spiele produziert, sei man im Games-Bereich eben noch nicht so stark in Erscheinung getreten. Aber: Die Nominierung allein sei auch schon eine Wertschätzung, über die man sich freue. 

Besprechungssituation: Mehrere Menschen versammeln sich um ein Flipchart.
Auf Bewertungsportalen loben die Mitarbeitenden Weltenbauer als Arbeitgeber. Bild © Weltenbauer

Neben der nächsten Version des Bausimulators wird bei Weltenbauer aktuell ein weiteres, großes Projekt angeschoben. Das meiste dürfe er noch nicht verraten, sagt Nold, nur so viel: "Es wird wahrscheinlich wieder ein Simulationsspiel".

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Deutscher Computerspielpreis DCP

Der DCP gilt als die renommierteste Auszeichnung in der deutschen Games-Branche. Der Preis wird seit 2009 in unterschiedlichen Kategorien vergeben. Getragen wird er vom Branchenverband game und dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). In diesem Jahr ist der DCP mit insgesamt 800.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet am 11. Mai in Berlin statt.

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Quelle: hessenschau.de