40. Auflage des Open-Flair-Festivals Von Gänsehautmomenten, Nachthemd-Shopping und einem Stromausfall
In Eschwege herrscht ab sofort wieder Ausnahmezustand: Tausende Musikfans feiern die 40. Auflage von Hessens größtem Musikfestival. Sechs von ihnen erzählen, was das Open Flair so besonders macht - und welche Momente sie niemals vergessen werden.
20.000 Festival-Gäste, davon allein 2.000 freiwillige Helferinnen und Helfer: Auch bei der 40. Auflage des Open-Flair-Festivals (7. bis 11. August) wird sich die Einwohnerzahl in Eschwege (Werra-Meißner) wieder einmal verdoppeln. Hessens größtes Festival hat über die Jahre eine Strahlkraft entfaltet, die weit über die Region hinausgeht.
Das Open Flair ist in den letzten Jahren immer größer geworden, viele Fans aus ganz Deutschland kommen regelmäßig wieder und campen auf den Wiesen rund um das Festivalgelände. Aber was begeistert die Flair-Family so an diesem Festival in Nordhessen – und welcher Moment bleibt den Menschen für immer in Erinnerung? Wir haben uns auf dem Gelände und im Camp umgehört.
Felix Römer aus Eschwege
ist für das Programm im Kulturzentrum E-Werk verantwortlich – und hat dort während eines Stromausfalls einen denkwürdigen Flair-Moment erlebt
Ende der weiteren Informationen"Das ist mein 20. Open Flair und mein 15. als Mitorganisator. Es gibt unfassbar viele unvergessliche Momente. 2014 zum Beispiel hat der Gießener Rapper Umse hier im Kulturzentrum E-Werk gespielt. Damals war er noch nicht so bekannt. Draußen hat es richtig heftig gewittert. Die Werra ist über die Ufer getreten, sodass ein Kanu vor der Hauptbühne lang gefahren ist. Dann ist der Strom auf dem kompletten Gelände zusammengebrochen.
Die Leute sind ins benachbarte E-Werk geströmt – und damit zum Umse-Konzert, das eh schon voll war. Die Jungs dort hatten auch keinen Strom mehr. Die sind von der Bühne runter, einer hat gebeatboxt und Umse hat dazu gerappt. Im Kreis, mitten im Publikum, um sie herum waren die ganzen Menschen! Die haben dann eine halbe Stunde gefreestylt, bis der Strom wieder da war.
Das Open Flair ist so was wie eine Talentbühne. Wir gucken immer, welche Bands groß werden könnten. Das ist ein spannendes Booking. Bei uns haben schon 'Milliarden', 'Käptn Peng' und 'Kraftklub' gespielt. Beim Konzert von 'AnnenMayKantereit' waren 150 Leute, niemand kannte die. Das war die einzige Band, die wir preislich nach oben verhandelt haben. Die wollten für eine absurd niedrige Summe aus Köln anreisen. Wir haben gesagt: Dürfen wir euch bitte mehr geben? Später sieht man dann, was aus den Bands geworden ist."
Ronja aus Kassel
shoppt in Eschwege jedes Jahr ein neues Nachthemd
Ende der weiteren Informationen"Ich bin mit einer Riesengruppe da, wir sind ungefähr 30 Menschen. Wir haben uns 2019 auf dem Flair kennengelernt. Seitdem fahren wir immer zusammen hierhin. Wenn alle da sind, machen wir eine Shopping-Tour in die Eschweger Innenstadt und kaufen uns die neue Kollektion Nachthemenden. Jeder von uns hat aus jedem Jahr ein anderes Nachthemd zu Hause. Es wird auch eine Modenschau gemacht. Zum Schlafen ist es bombastisch, wir tragen das aber auch als Ausgeh-Outfit.
Wir mögen Pastellfarben wie Hellbau, Hellgrün oder Rosa – am liebsten mit kleinen Motiven wie Herzchen drauf. Und wir wählen Modelle mit einer kleinen Knopfreihe und Puffärmeln. Die Nachthemden gehen bis zum Knie. Sie sind nicht zu aufreizend, man kann sie auch draußen anziehen. Die Jungs tragen das auch. Wir hatten es auch schon, dass sich einer von ihnen für Reizwäsche entschieden hat. So ein bisschen mit Spitze, durchsichtig, halt was Freches."
Celine aus Marburg und Samira aus Kassel
haben schon mal einen Schuh im Moshpit gesucht
Ende der weiteren Informationen"Wir waren letztes Jahr auf dem Konzert von 'Raum27'. Für den Moshpit haben wir alle einen Kreis gebildet. Als der Beat droppte, sind wir in die Mitte gesprungen. Dabei hat Celine ihren Schuh verloren – mitten im Moshpit. Wir mussten ihn erst mal suchen.
Zum Glück haben wir ihn schnell wiedergefunden, auch, weil Celine es gleich gemerkt hat. Sie konnte sich mit ihrem Schuh schnell aus dem Moshpit rausziehen. Die Schuhe hat sie auch in diesem Jahr wieder an!"
Jan und Christina aus Leipzig (Sachsen)
haben früher neidisch auf Wohnwagen-Besitzer geguckt – und sind heute selbst mit einem da
Ende der weiteren Informationen"Wir sind das erste Mal auf dem Open Flair und das erste Mal seit 1998 wieder auf einem Festival. Wir wollten eigentlich ein anderes besuchen, aber dann kam das Open Flair dazwischen – da treten fast alle unsere Bands auf. Es ist, als wäre es die letzten 30 Jahre nicht anders gewesen.
Das ganze Drumherum ist spannend: Es gibt Stände, um sich zu versorgen, das hat fast schon Hotel-Atmosphäre. Und was echt cool ist: Die Zeltstädte sind viel professioneller geworden. Das ist nicht mehr Acker, Zelt, fertig. Allein schon auf den Platz zu fahren, war großartig, auch wenn es andere Vibes hat als früher. Wir sind mit dem Wohnwagen da. Jetzt sind wir diejenigen, auf die wir früher immer geguckt und gedacht haben: Ach, wäre das super, wenn ich jetzt nicht im Zelt wohnen müsste."
Frank aus der Nähe von Heidelberg (Baden-Württemberg)
hat für sein Outfit als Punk-Schmetterling viele Komplimente bekommen
Ende der weiteren Informationen"Ich werde nie vergessen, wie ich mit einem Kumpel als Punk-Schmetterling zum Auftritt der Band 'Team Scheiße' gegangen bin. Die haben einen Song, der heißt 'Schmetterling'. Von dem haben wir uns inspirieren lassen und Schmetterlingsflügel zum Anklipsen angezogen.
Ich habe lange nach Flügeln für Männer gegoogelt, aber keine gefunden. Wir mussten welche für Kinder nehmen. Ich habe noch nie so viele Komplimente an einem Tag bekommen. Die Band hat unsere Outfits leider nicht bemerkt, die waren mit sich selbst beschäftigt: Bei denen ist der Name Programm."
Leonie aus Merkershausen (Bayern)
bekommt Gänsehaut, wenn die Musikboxen im Camp ausgehen und gemeinsam Musik gemacht wird
Ende der weiteren Informationen"Das Schönste am Open Flair ist diese Energie, die hier am Abend herrscht, wenn die Boxen ausgemacht werden. Auf anderen Festivals machen die Leute dann einfach weiter oder gehen ins Bett. Hier wird die Gitarre oder ein Tamburin ausgepackt.
Alle Musiker treffen sich und es wird stundenlang Musik gemacht. Gestern Abend waren sogar zwei Musiker dabei, die hier auf dem Flair spielen. Der eine hat mich auf der Gitarre begleitet, während ich gesungen habe. Und das ist einfach nur geil, ich habe jedes Mal Gänsehaut."