Party, Bässe und Chill Out Techno-Festivals auf dem Land locken Tausende
Es muss nicht immer Frankfurt oder Kassel sein: Techno-Raves haben im Sommer Hochkonjunktur und besonders in kleineren Städten sind sie Magnet für Tausende Feierwütige. Hier fünf Mal Bässe abseits ausgetretener Pfade.
Timo Korb war 14 Jahre alt, als er das erste Mal auf das Festival-Gelände zum Tanz der Bässe in Lampertheim kam. "Damals habe ich mich da so ein bisschen reingemogelt", sagt der 23-Jährige. Seine Freunde seien mit ihren Eltern dort gewesen, er aber nicht. Das Techno-Virus habe ihn damals infiziert, nie losgelassen und heute ist er selbst als Helfer dabei, wie auch sein Vater und viele andere Ehrenamtliche aus dem Ort.
Das Tanz der Bässe Festival findet wie einige andere Techno- und Elektrofestivals außerhalb der größeren Städte statt, an einem See mit Strand, viel Grün außen rum und chilliger Atmosphäre. 5.000 bis 6.000 Feiernde kommen nach Angaben des Veranstalters Philipp Butterfass jedes Jahr – das Festival habe ein Einzugsgebiet von gut 200 Kilometern in alle Himmelsrichtungen, auch dank Social Media.
Tanzen, feiern und chillen am hellichten Tag
Gefeiert wird bei den verschiedenen Open Air Veranstaltungen tagsüber bis in die späten Abendstunden, oft ist schon vor Mitternacht Schluss, wie in Lampertheim, wo die Crowd um 23 Uhr nach Hause geschickt wird. "Es wird immer schlimmer, Lärmbelästigung ist ein Riesenthema, die Leute beschweren sich immer mehr", sagt Butterfass - selbst bei nicht so zentral gelegenen Festivalgeländen.
Die Feierstimmung bei Sonnenschein – falls das Wetter mitspielt – lockt ganze Familien mit Kind und Kegel auf die Tagesraves, wie vor rund zehn Jahren die Familien von Timos Freunden. Einige Festivals bieten After Hours in Clubs in der Umgebung an. Hier ein paar Vorschläge für einen Juli voller Bässe:
Tanz der Bässe ++ Homerun Open Air ++ Schutzwaldrave ++ Hoppelhasen Open Air ++ Heartstroke Festival
Homerun Open Air in Gelnhausen
Antreten! Auf dem Exerzierplatz in Gelnhausen treffen sich in diesem Jahr schon zum 16. Mal beim Homerun Open Air Techno- und Elektrofans aus Frankfurt, dem Kreis Fulda und dem Main-Kinzig-Kreis - mindestens! Bis zu 7.000 Menschen werden auf dem Gelände erwartet. Gefeiert werden darf bis 23 Uhr.
Nachhaltig und regional: das Schutzwaldrave
Kultur, Musik und Natur sind nach Auffassung des Orga-Teams vom Schutzwaldrave auf der Juhöhe in Mörlenbach keine sich gegenseitig ausschließenden Themen, sondern im Gegenteil auf das Engste miteinander verbunden. Nachhaltigkeit und Regionalität sind die Grundgedanken. Das bedeutet, kein Getränk, keine Speise, kein DJ und kein Dienstleister ist weiter als 50 Kilometer entfernt, alles ist möglichst wiederverwertbar, auch Bühnenaufbauten und Werbebanner.
Entstanden während der Covid-19 Pandemie als Livestream, hat sich das Event zu einer großen, bunten Techno-Party gemausert. Erwartet werden 500 bis 700 Menschen, der Erlös wird an Naturschutz und soziale Projekte gespendet. Die DJ wie Angie Taylor, Ziel 100, Ingo Boss oder Rick & Smooth spielen ehrenamtlich.
Karnevalsloch gestopft: Hoppelhasen Open Air
Hüü-hüpf! Klein aber fein präsentiert sich das Hoppelhasen Open Air in Hanau Großauheim. Angenehm soll es sein, genug Platz zum Tanzen und Chillen für alle soll es geben und irgendwie hat auch niemand von den Veranstaltern nach eigenen Angaben Lust auf lange Schlangen an der Bar oder vor den Klos. Also sind nur 500 Tickets zu haben.
Gebucht werden lokale, aber auch nationale und internationale Künstler aus der Techno-Szene. Die Gäste kommen aus Hanau, Frankfurt, Aschaffenburg, Offenbach - oder von weiter weg, die Hoppelhasen sind weit über die Region hinaus bekannt. Funfact: Das Festival wurde 2012 von einem Karnevalsverein erfunden, der das Feier-Sommerloch zwischen den Faschingssaisons füllen wollte. Diese Idee hat offenbar gezündet.
Heartstroke Festival
Mit viel Herzblut und Enthusiasmus hat ein junges Organisationsteam aus der Techno- und Elektroszene in diesem Jahr zum ersten Mal das Heartstroke Festival auf die Beine gestellt. Erwartet werden auf dem Festivalgelände im Gewerbegebiet im Südosten Gießens nach Angaben der Veranstalter 1.000 bis 2.000 Feierwillige aus Mittelhessen und dem Rhein-Main-Gebiet. Auf zwei Bühnen gibt es Hardtrance, Techno und Hardgroove.
Wer spontan ein Tattoo braucht, kann sich vor Ort versorgen. Und für das leichte Hüngerchen an diesem hoffentlich schönen Sommertag gibt es neben Pizza und Co. auch Sushi, Sommerrollen und Bowls. Gefeiert wird bis 22 Uhr, dann ist Schluss.
Sendung: hr3, hr1, 05.07.2024, 12.30 Uhr
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