Passionsspiele Großenlüder gerettet Jesus gefunden: Hobby-Schauspieler übernehmen große Rolle
Halleluja! Die Passionsspiele Großenlüder können stattfinden. Für den verloren gegangenen Jesus-Darsteller gibt es Ersatz. Zwei Hoffnungsträger sollen die Schlüsselrolle im Wechsel bekleiden. Doch Schauspiel-Erfahrung hat nur einer von beiden.
Für einige Wochen standen die Passionsspiele in Großenlüder (Fulda) vor dem Aus. Der Jesus-Darsteller, der zuletzt die tragende Rolle schulterte, hat schlicht keine mehr Zeit mehr. Ersatz wollte sich zunächst nicht so einfach finden lassen. Deswegen drohte die Absage.
Nun geben die Organisatoren aber Entwarnung: Zwei Jesus-Darsteller stehen bereit, wie Regisseur Günther Hahn dem Hessischen Rundfunk sagte. Zudem seien auch alle anderen tragenden Rollen besetzt.
Regisseur erleichtert: Alle wichtigen Rollen besetzt
Am Dienstagabend trafen sich die Macher des ambitionierten Laienschauspiels und machten die Personal-Planungen perfekt. "Wir sind sehr erleichtert und freuen uns, dass wir alle wichtigen Rollen nun beisammen haben", sagte Regisseur Hahn.
Im Blickpunkt stehen werden die beiden neuen Jesus-Darsteller. Es sind zwei, damit es auch eine Vertretung gibt, falls einer von beiden erkrankt oder verhindert ist.
Jesus doppelt besetzt - für alle Fälle
Durchsetzen bei der Auswahl konnte sich Frank Braun. Der 64-Jährige aus Eiterfeld (Fulda) ist Hobby-Schauspieler. Hauptberuflich arbeitet der Beamte als Gerichtsvollzieher fürs Amtsgericht Bad Salzungen (Thüringen). Früher war er Polizist, wegen eines Augenleidens musste er seinen Dienst aber quittieren.
Auf dem linken Auge ist er blind, nimmt nur noch hell und dunkel wahr. "Ich hatte eine Netzhaut-Ablösung. Meine Sehkraft dort ist gleich Null", berichtete er freimütig. Als Behinderung für seinen Alltag und die Schauspiel-Einsätze empfindet er dies aber nicht, wie er sagte.
Schauspielerfahrung gesammelt
Braun hat bereits über viele Jahre hinweg Erfahrungen bei Fernseh- und Theaterproduktionen gesammelt, als Komparse und Statist in Nebenrollen. Er stand schon häufiger bei den Bad Hersfelder Festspielen auf der Bühne, wirkte zudem in einem Musical in Fulda mit.
Im Fernsehen war er nach eigener Aussage bei Scripted-Reality-Formaten wie "Auf Streife" und "Die Ruhrpottwache" (beide Sat.1) dabei. "Das hat großen Spaß gemacht", sagte er. Was nun aber auf Braun zukommt, ist ein ganz anderes Kaliber.
"Wahnsinnig große Herausforderung"
Als Jesus bei den Passionsspielen wird er über 100 Sprecheinsätze haben. Braun rechnet mit der Rolle seines Lebens: "Es wird eine wahnsinnig große Herausforderung. Aber ich denke: Ich packe das", sagte er. Und betonte: Es sei nicht nur die Text-Menge. "Man muss den Inhalt natürlich glaubhaft fürs Publikum herüberbringen. Aber ich bin zuversichtlich."
Die Proben beginnen in den kommenden Wochen. Mitte September treffen sich alle Beteiligten zum großen Kennenlernen bei einer Besprechung in der Pfarrkirche.
"Große Ehre, den Jesus zu spielen"
Mit dabei sein wird auch der zweite Jesus-Darsteller, mit dem sich Braun den Part teilt. Aus den Medien erfuhr Sebastian Schwarzstein, dass die Passionsspiele einen Jesus-Darsteller suchen. Weil ihn die Aufgabe reizte, bewarb er sich: "Jesus ist der coolste Charakter in der Bibel. Es ist eine große Ehre, ihn zu spielen."
Für Schwarzstein wird es auch ein Heimspiel. Er wohnt in Großenlüder-Bimbach und dachte sich: "Es kann doch nicht sein, dass die Passionsspiele ausfallen, wenn kein Jesus gefunden wird." Deswegen habe er sich auch beworben.
Von den Äußerlichkeiten her eigne er sich auch gut, fand Schwarzstein: Er trägt lange Haare. Schauspielerfahrung hat Schwarzstein im Gegensatz zu Braun aber nicht. Der 41-Jährige habe nur während der Schulzeit auf dem Gymnasium mal bei der Theater-AG mitgewirkt. "Aber Texte auswendig lernen, ist für mich kein Problem", sagte er.
Neben dem Jesus-Darsteller werden rund 50 Ensemble-Mitglieder an den Passionsspielen mitwirken. So etwa Judas, Priester, die zwölf Jünger, Pilatus, Maria und einige mehr. Die tragenden Rollen seien alle besetzt, sagt Regisseur Hahn. "Wir suchen aber immer noch weitere Interessenten, die als Darsteller Nebenrollen wollen oder einfach beim Bühnenbau helfen", erklärte Hahn. Doch die größte Sorge, den Jesus zu finden, ist er nun los.