175 Jahre Nationalversammlung Das sind die Highlights des Paulskirchen-Fests
Vor 175 Jahren hat sich das erste gesamtdeutsche Parlament in der Frankfurter Paulskirche versammelt. Zum Jubiläum feiert die Stadt vier Tage lang ein Demokratiefest. Wo passiert was? Ein Überblick.
Erst der Festakt, dann die Feier für die Bürger: Genau 175 Jahre nach der ersten Sitzung der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche hat in der Stadt am Donnerstag ein viertägiges Bürgerfest begonnen. Paulskirche, Römerberg und Mainufer sind die Schauplätze. Es gibt ein Unterhaltungsprogramm, in dem es um demokratische Errungenschaften geht.
Die Paulskirche in Frankfurt gilt als Wiege der Demokratie: Am 18. Mai 1848 versammelten sich dort die Mitglieder des ersten frei gewählten gesamtdeutschen Parlaments, um über eine freiheitliche Verfassung und die Bildung eines Nationalstaats zu beraten.
Zum 175. Jubiläum der Nationalversammlung feiert die Stadt Frankfurt unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein Bürgerfest. Vom 18. bis zum 21. Mai gibt es an vielen Orten in der Stadt Konzerte, Theaterstücke, Diskussionen und Mitmachstationen.
hessenschau.de gibt einen Überblick über die Highlights der Frankfurter Demokratie-Festtage:
Auf dem Paulsplatz
Die Paulskirche: Sie wird während des Bürgerfests mit Projektionen bespielt: Dort sollen Text-Projektionen zu lesen sein, die die Wiesbadener Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer - bekannt unter anderem aus dem Bremer Tatort - und die Visual Merchandising-Gestalterin Katharina Zorn gestaltet haben.
Jahrhundertglocke und Freiheitsbäume: Vor der Paulskirche wird zudem erstmals die "Jahrhundertglocke" ausgestellt, die zur Wiedereröffnung der Paulskirche 1948 gegossen wurde. Die Platanen auf dem Paulsplatz werden in sogenannte Freiheitsbäume verwandelt - sie werden geschmückt und mit Zitaten aus der Stadtgesellschaft zur Demokratie versehen.
Speakers' Corner: Wer seine eigene Meinung kundtun möchte, kann das ebenfalls während des Festwochenendes: Auf dem Platz wird ein Nachbau des Rednerpults installiert, von dem aus einst die Abgeordneten der ersten gesamtdeutschen Nationalversammlung ihre Reden hielten. Es soll nicht nur ein Fotomotiv, sondern auch Speakers' Corner sein.
Virtuelle Deutschland-Zeitreise: Sich ins Jahr 1848 zurückversetzen - das geht mit Hilfe von Virtual Reality. Sie macht mehr als 2.000 Jahre deutsche Geschichte erlebbar. Gezeigt werden auf dem Paulsplatz insgesamt 14 historische Szenen aus unterschiedlichen Städten und Epochen. In der Paulskirche selbst kann man dank Virtual-Reality-Brillen als Zuhörer an der Nationalversammlung vom 18. Mai 1848 teilnehmen.
Live-Videocall mit historischen Persönlichkeiten: Was Johann Wolfgang von Goethe, Clara Schumann oder Fritz Bauer zu den Themen Demokratie und Gleichberechtigung zu sagen haben, erfährt man in auf dem Paulsplatz aufgestellten Telefonzellen. Dort kann man 50 Cent einwerfen und sich dann 15 Minuten lang mit historischen Persönlichkeiten austauschen, genauer gesagt: mit deren Darstellern.
Im Römer
"Römer Open": Demokratie erleben - das geht am 20. Mai im Rathaus der Stadt Frankfurt: Beim Tag der offenen Tür "Römer Open" können Interessierte einen Tag lang die Arbeit der städtischen Ämter, Betriebe und Gesellschaften kennenlernen und die Räume, in denen die Stadtverordnetenversammlung und der Magistrat arbeiten und tagen, besuchen.
Installation zu 48 revolutionäre Frauen: Schon seit dem 28. April und noch bis zum 26. Juni stellt das Frauenreferat der Stadt gemeinsam mit dem Historischen Museum Frankfurt im Kaisersaal 48 revolutionäre Frauen in den Mittelpunkt. Mit Zitaten, Porträts und Symbolen wird ihr Wirken und historisch bedeutsames Aufbegehren gegen soziale Ungleichheit abgebildet. Unter ihnen sind auch acht Frankfurterinnen zu finden.
Escape Game: Wir schreiben das Jahr 2035 - und die Demokratie wurde abgeschafft. Wie kam es dazu und vor allem: Wie hätte es verhindert werden können? Das herauszufinden, ist die Aufgabe der Spielerinnen und Spieler im Escape Game "Abenteuer in der Filterblase". Wie in anderen Escape Games gilt es, in zwei Räumen Aufgaben und Rätsel zu lösen. Die Besonderheit: In den "Escape Bubbles" dreht sich alles rund um die Themen Demokratie, Polarisierung und Gesellschaft.
Modellbau: Die Paulskirche einfach mal selbst nachbauen - das Angebot gibt es für baubegeisterte Kinder im Ratskeller des Römers. In betreutem Umfeld können die Kinder ein Modell der Kirche aus Holzstückchen basteln und als Andenken mitnehmen. Alle, die es eine Nummer größer wollen, können auf dem Bürgersteig vor der Ratskirche an einem begehbaren Paulskirchen-Modell mitbauen.
Quer durch die Stadt
Lichtshow: Welchen Herausforderungen sieht die Demokratie sich gegenüber, welche Chancen birgt sie? Eine Lichtshow auf dem Main widmet sich am 18. und 19. Mai ab 22 Uhr diesen Fragen. Einfließen sollen die Worte und Gedanken der Frankfurter Stadtgesellschaft und von bekannten Persönlichkeiten aus ganz Deutschland. Der Musiker Chima hat zudem einen Song komponiert, der im Rahmen der Show von einem "Chor der Freiheit" interpretiert wird. Den besten Blick hat man am nördlichen Mainufer zwischen Eisernem Steg und Untermainbrücke.
"Dundu": Licht steht auch im Zentrum des Stuttgarter Projekts "Dundu". Fünf Puppenspieler bewegen am 20. Mai ab 22 Uhr eine beleuchtete Großpuppe von der Paulskirche über den Römer bis zum Eisernen Steg und erzählen dabei die Geschichte der Demokratie.
Jubiläumsrundgänge: Die historisch bedeutsamen Orte der Revolution 1848 können Interessierte während des Bürgerfests auf geführten Jubiläumsrundgängen zu Fuß erkunden. Zertifizierte Guides der Stadt leiten die Touren an und füllen die Orte auf dem einstündigen Rundgang mit Geschichten. Los geht es jeweils zur vollen Stunde und 20 Minuten an der Tourist Information am Römer.
Rundgänge per App: Wer lange Fußmärsche vermeiden möchte, kann auch per App auf Spurensuche gehen. Ergänzend zur Ausstellung im Institut für Stadtgeschichte werden drei geobasierte Stadtrundgänge angeboten. Verfügbar sind die sogenannten "Routen der Revolution" als Erweiterung der Frankfurt History App.
Historische Tram: Und wenn man gar nicht mehr laufen will, kann man auch eine historische Trambahn nehmen. Während des langen Wochenendes fahren VGF-Wagen der Baujahre 1954 bis 1969 durch die Altstadt.
Auf der Bühne
Konzert-Bühnen: Auf zwei Bühnen auf dem Römerberg und am Mainkai finden während des Festes Konzerte statt, unter anderem von Sängerin Alice Merton und der hr-Bigband, Leslie Clio, Rapper Maeckes und dem Unity Soundsystem featuring Joy Denalane, Max Herre und Patrice. Auch der Cäcilienchor, das Blasorchester des Deutschen Turner-Bundes und Musicaldarstellerinnen und -darsteller der Brüder Grimm Festspiele treten auf. Am 18. Mai gibt es außerdem ein Kinder-Mitmach-Konzert mit Musiker Nilsen.
Vortragsreihe: In der Alten Oper steht ein alter Regenschirm im Fokus: Er soll der Frankfurterin Henriette Zobel gehört haben, die immer wieder als "schirmschwingende Furie" bezeichnet wird. Wie es dazu kommt, dass ein Schirm und die politisch aktive Frau im Zuge des Septemberaufstandes 1848 in die Geschichte eingehen, erzählt die Veranstaltung im Rahmen der Vortragsreihe "Frankfurter Salon" am 20. Mai nach.
Kabarett: Demokratisch versus undemokratisch - bedeutet das Gut versus Böse? Diese These greift der Kabarett-Abend in der Schmiere am 11. und am 21. Mai auf und kombiniert alle großen und kleinen Gegensätze und Fragen rund um die Demokratie mit einer großen Portion Satire. Eine Besonderheit: Das Publikum darf den Abend durch Abstimmen live mitgestalten.
Fliegende Volksbühne: Eine Debatte, wie sie vor 175 Jahren in der Nationalversammlung hätte stattfinden können, zeigt die Fliegende Volksbühne. In den Rollen von historischen Figuren wie Heinrich von Gagern, Jacob Grimm und Robert Blum zeigen die Schauspielerinnen und Schauspieler in "Dem Volk seine Rechte!", wie turbulent und mühsam es damals in der Paulskirche zugegangen sein mag.
Im Museum
Institut für Stadtgeschichte: Barrikadenkämpfe und Morde als Wendepunkt der Revolution: Die Ausstellung im Institut für Stadtgeschichte legt einen besonderen Fokus auf den Septemberaufstand 1848. Noch tiefer rein in die Geschichte geht es bei der Familienführung am 19. Mai: Im Archiv des Instituts können einige historische Schriftstücke und Bilder unter die Lupe genommen werden.
Jüdisches Museum: Das Künstlerkollektiv YRD.Works errichtet auf dem Vorplatz des jüdischen Museums eine Installation aus Klang- und Sitzkörpern, die vom 17. Mai bis zum 25. Juni die Geschichte der Paulskirche erzählt. Teil der Installation sind 13 ausgewählte Reden, die seit 1848 in der Paulskirche gehalten wurden.
Evangelischen Akademie: Was bedeutet Demokratie für mich? Welche Stärken, aber auch Schwächen hat sie? Diese Fragen können Jugendliche und junge Erwachsene im von der von der Bildungsstätte Anne Frank initiierten Kunstwettbewerb "Cut!" selbst beantworten - in Form von Kurzfilmen. Ein Jury prämiert die besten Ergebnisse. Sie können im Rahmen der Video-Ausstellung in der Evangelischen Akademie angeschaut und diskutiert werden.
Filmmuseum: Dokumentarfilmer Thomas Claus erzählt die außergewöhnliche Geschichte der Paulskirche in seinem Film "Die Frankfurter Paulskirche - Ein singulärer Ort" anhand von bedeutenden Ereignissen. Bisher unveröffentlichte Ton- und Filmmitschnitte zeigen, dass der Ort neben der demokratiegeschichtlichen auch ein Stück weltgeschichtlicher Bedeutung hat. Die Uraufführung ist im Deutschen Filminstitut & Filmmuseum (DFF) zu sehen.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 18.05.2023, 19.30 Uhr
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